Politische Brennpunkte

Begonnen von Filmgärtner, 01.03.22, 01:21

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Filmgärtner

01.03.22, 01:21 Letzte Bearbeitung: 28.10.23, 18:02 von DCI sr.
Nach Einmarsch der russischen Truppen in der Ukraine im Februar 2022 zögern viele Kinos, überhaupt noch russische Filme einzusetzen.
Andere disponieren Chaplins "Der große Diktator", Putin und Reichskanzler 1933-45 im Verbund garantieren Aufmerksamkeit.

Zur Themenerhellung gehören eigentlich Dokumentarfilme. Über wechselnd deutsche und russische Besatzer. Ebenfalls die Selbstreflektion über nukleare Teilhabe.

Einige Vorschläge nachstehend:

https://m.youtube.com/watch?v=rdxls8uC4DA&feature=youtu.be

https://m.youtube.com/watch?v=UuxtUVe5tlo&feature=youtu.be

https://m.youtube.com/watch?v=g21GloEWM-k

https://m.youtube.com/watch?v=kqRZ8xOMR3c

https://m.youtube.com/watch?v=-iJNtff6HTU&feature=youtu.be

https://m.youtube.com/watch?v=qpw5qIZ7QeM&feature=youtu.be#menu








A-Cinema

Den gibt es auch im Ganzen auf Youtube, OF mit englischen Untertiteln, muss man aber direkt auf Youtube anschauen:

https://www.youtube.com/watch?v=NJYOg4ORc1w

Filmgärtner

05.03.22, 14:59 #2 Letzte Bearbeitung: 05.03.22, 17:16 von Admin
Der Film ist mir gut noch in Erinnerung: hatte ihn damals in 35mm vorgeführt.

Als 4K Transfer (vom damals qualitativ eher rückständigerem Svema-Originalnegativ gewonnen, das auch über keine Farbmaskierung verfügt) kündigte der Video-Verleih "Bildstörung" den Film an, der aber auch als DCP in 4K vom genossenschaftlichen Kinofilm-Verleih "Drop out Cinema" für den Theatereinsatz angefordert werden kann:

https://www.cinemaobscure.org/2020/06/komm-und-sieh.html
https://www.facebook.com/watch/?v=367779261301317

A-Cinema

Der "Drop out Cinema" Verleih macht eine tolle Arbeit.
Wenn ich mich richtig erinnere, war ein Grund für die Gründung des Verleihs die Missachtung der Kulturpolitik für kleine Kinos und deren Bezeichnung als Drop-Outs (Kinos, die sich trotz Förderung keine DCI-Anlagen leisten können und die deshalb schließen sollten)
Aus demselben Grund hatte ich A-Cinema entwickelt.

"Komm und sieh" hab ich mir erstmals nun mangels Kinoangebot im Youtube angeguckt (über Qualität reden wir hier nicht).
Erschütternd. Ich finde der richtige Film zur Zeit.
Sowohl um ein Gefühl zu erhalten, was Krieg ist, als auch die Verbitterung der Länder nachzufühlen, die damals betroffen waren.

Filmgärtner

11.03.22, 15:27 #4 Letzte Bearbeitung: 11.03.22, 17:32 von DCI sr.
Am schnellsten haben AG Kino und HDF auf eine politische Weltkrise reagiert, dabei einen Spendenpool eingerichtet, allerdings auf "gängige Ware" zurückgegriffen.
Der HDF ist stolz darauf, "Klitschko" von 2014 einzusetzen (im Filmvorführerforum von @balu annonciert und im HDF-Forum zuvor bekannt gegeben). Die AG Kino bringt "Majdan" aus dem gleichen Jahr zurück auf die Bildwand (im Filmvorführerforum von @showmanship annonciert): https://grandfilm.de/maidan/

Historische Programmbeiträge könnten Zusammenhänge erhellen, Ursachen und Folgen nachskizzieren.
Genau diese Fragestellungen sind in den Hype-fixierten Medien kaum zu finden - spiegelbildlich auch nicht in der Kinolandschaft.
Das Primärziel der Flüchtlingshilfe sieht vor, zu diesem nützlichen Zweck auch ein Programm anzubieten, nach dessen Konsumption die Spendenhilfe angekurbelt werden kann.
Aber sind die bisher eingestreuten Beiträge "Der grosse Dikator", "Klitschko" und "Majdan" auch geeignet, ganz konkrete politische Entwicklungen in der Ukraine der letzten Jahre zu durchleuchten, gar von mehreren Seiten zu erhellen?
Ich fürchte, nein.

"Klitschko" ist eine Doku über die beiden Sportlegenden https://www.kino-hilft-ukraine.de/, verschafft aber keinen Einblick in die politischen Positionen und Auswirkungen der von Vitali Klitschko gegründeten Partei "Ukrainische Demokratische Alllianz für Reformen" - auch nach seit 2014. Deren Koketterie mit Nazi-Militionären wie die ASOF (Hauptsache, man findet Verbündete gegen jegliche russische Beteiligung an der Ukraine?) hat zur weiteren Spaltung der Ukraine nachhaltig beigetragen.

"Majdan" zeigt zunächst die hoffnungsvollen Anfänge einer Graswurzelbewegung gegen den korrupten Präsidenten Janukowitsch, nicht aber deren Umschlag in eine Phalanx aus neofaschistischer Regierungsbeteiligung mit der "Svoboda"-Partei und der Revolutionsführung durch den "Rechten Sektors", wie eben auch durch CIA-gesteuerte Finanzierung inklusive einer stillschweigenden, indirekten NATO-Osterweiterung mit den Folgen der jetzt entbrannten Kriege.

Die größte Sendeanstalt Deutschlands, die ARD, erinnerte an das Umkippen des Majdan in eine unerwartete, aber gut vorbereitete Richtung - dies als Empfehlung zur Programmergänzung in den oben bezeichneten Spielstätten:
https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2014/Putsch-in-Kiew-Welche-Rolle-spielen-die-Faschisten,ukraine357.html
Neben den Majdan-Kundgebungen gab es allerdings auch den Anti-Majdan, ebenfalls eine Graswurzelbewegung, jedoch in der Ostukraine zu finden: https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/majdan-und-anti-majdan
https://www.unsere-zeit.de/krieg-drohungen-kursgewinne-166475/

Diese Transformation ursprünglich berechtigten Protests, die partielle Nazifizierung, eine Verbot der Russischen Sprache, der Aggressionskurs Kiews gegenüber Unabhängigkeitsbestrebungen in der Ostukratine und die Vision eines NATO-Bündnisses (dann irgendwann auch mit Mittelstreckenraketen direkt in der Haustür Russlands, wie der russische Staatspräsident monierte) haben die Ukraine zum Schlachtfeld der Großmächte werden lassen.

Da auch die Idee eine entmilitarisierten Zone und einer Neutralität der Ukraine seitens der Zentralregierung in Kiew torpediert wurde, stattdessen Bombardements und Vertreibungen in der Ostukraine gefördert wurden, kann weder von einer einheitlichen Ukraine, von einem einheitlichen ukrainischen Widerstand noch von politische Helden gesprochen werden, die es soweit haben kommen lassen.

Wiewohl angesichts der Souveränitätsverletzung eines Staates der überfallene Part Sympathien genießt - auch in der Sympathie für "David gegen Goliath" in klassischer Manier - kommt es hierbei zu einer Glorifizierung des Majdan und der Klitschkos, deren Sieg und Regierungsübernahme 2014 leider zu keinen Lösungen zur Befriedung der Ukraine geführt hatte - so ehrlich sollte man doch sein.

Letztens wirkt auch der Rückgriff auf Chaplins "Der grosse Diktator" seitens der AG-Kino unbeholfen und unkonkret, lassen sich doch Ingredienzien Hitlers überall finden und projizieren, man verschafft sich dabei selbst den Status des "Gutmenschen" der sich unscharf von allem Bösen abhebt - aber eine Politikanalyse und Lösungskonzepte werden damit nicht angedeutet.
Ebenso könnte man nach einem Erdbeben oder einer Überflutung die Katastrophenfilme "Twister", "San Fransisco" oder "Erdbeben" ins Programm nehmen, um auf einer Gefühlswelle mitzureiten, hätte damit aber mehr Nähe zum Geschehen erkennen lassen als den Direktvergleich Hitlers mit Putin, der bestenfalls karikatureskes Niveau einnimmt. (Denn es fehlt ja konkret der Vergleich mit der Rassenpolitik, Judenverfolgung, Ausrottung des slawischen Völker, Errichtung von Arier-Staaten und den 1945 erreichten 4 Millionen wahllos umgebrachten Ukrainer durch die Wehrmacht. Weshalb die Erinnerung an Klimovs "Komm' und sieh" das Verständnisdifferential erweitern hilft, um der derzeit grassierenden Schwarzweiss-Malerei nicht auf den Laim zu gehen).

Nach Einführung von Berufsverboten für prominente Künstlergruppen https://www.n-tv.de/leute/Staatsoper-trennt-sich-von-Anna-Netrebko-article23165318.html , https://www.br-klassik.de/gergiev-dirigent-muenchner-philharmoniker-reiter-ukraine-krieg-trennung-100.html oder der Absagen der Übertragung des Bolschoi-Balletts (mit wenigen Ausnahmen wie etwa in Düsseldorf: https://filmkunstkinos.de/specials/bolschoi-ballett-saison-2021-22/ ), aber auch folgender Repressionen in Moskau, wonach das Bolschoi-Ballett nicht länger mit ausländischen Produktionsbeteiligten, etwa aus Frankreich, kooperieren solle, wurden der Kunst als höchster Sprache der Diplomatie die Federn gestutzt zugunsten des Schwenken der ukrainischen Fahne nähere Beschreibung,

Filmgärtner

22.03.22, 13:35 #5 Letzte Bearbeitung: 22.03.22, 13:47 von DCI sr.
Der Amerikaner Oliver Stone hatte 2015 die Dokumentation "Ukraine on fire" produziert, welche mittlerweile überall aus dem Verkehr gezogen wurde.
Nun können frühere Aussagen von der Gegenwart überholt werden, aber mir ist nicht bekannt, dass die Produktionsfirma sich von ihrem Film distanziert hat.
Der Vorwurf lautet, sie habe sich zu sehr an die russische Regierungspolitik angelehnt.

Hier eines der letzten Portale, um die Dokumentation aufzurufen:

https://www.bitchute.com/video/zPlUeNDleNkp/


Filmgärtner

Nikita Michalkov rechtfertigt den russischen Militäreinsatz:


Filmgärtner

Über Dropout Cinema läuft heute RIVALE in den Kinos an:


Filmgärtner

04.06.22, 01:38 #9 Letzte Bearbeitung: 04.06.22, 01:46 von DCI sr.
Der Deutsche Orden an Kreuzrittern versinkt auf russischem Eis unter dem Schwert Alexander Newskis.

So der gleichnamige Film von Sergey Eisenstein aus dem Jahre 1938, ein Jahr vor dem Molotow-Ribbentrop-Abkommen gedreht.

Hier als restaurierte Fassung, wobei die Dichte in den noch vor 40 Jahren zu sehenden 35 mm-Kinokopien etwas besser ausgeglichen war, wenn auch die Schärfe zu wünschen übrig ließ.

Alexander-Newski-Kathedralen gibt es unter anderem in Sofia und auf der Krim: letztere wurde 1954 fahrlässigerweise von Nikita Krustchov der Ukraine zugeschlagen.


Filmgärtner

24.06.22, 23:52 #10 Letzte Bearbeitung: 24.06.22, 23:56 von DCI sr.
Nur im Schlepptau des Medienhypes um die Ukraine strahlt RTL 2 am 24.06.2022 "Crimson Tide" von 1995 von Tony Scott aus.
Diesem mag man "Top Gun" vorwerfen, aber bereits mit "Begierde" inkludierte er überraschend philosophische Fragestellungen.

"Mit Washington und Hackman, die den Teufel an die Wand spielen sowie Hans Zimmer, der den Soundtrack beisteuerte, erscheint Crimson Tide als ein typischer Blockbuster, zumindest auf dem ersten Blick. Und doch ist an ihm mehr dran, als man vermuten würde. Neben Michael Schiffer, der in den Credits für das Drehbuch als einziger auftaucht, gibt es nämlich noch einen weiteren. Tatsächlich hat niemand geringerer als Filmgenie Quentin Tarantino hier seine Finger mit im Spiel gehabt, der jedoch nirgendwo offiziell als Drehbuchautor aufgeführt wird. Die Gründe einmal dahingestellt, entpuppt sich das Kriegsdrama als vielschichtig und alles andere als reine Mainstream-Unterhaltung."

zit. aus: https://www.film-rezensionen.de/2022/06/crimson-tide-in-tiefster-gefahr/



Filmgärtner

23.08.22, 14:30 #12 Letzte Bearbeitung: 23.08.22, 14:32 von DCI sr.
Das Leipziger Filmfestival "Globale" zeigte am 18 August Oliver Stones "Ukraine in Fire" (auf youtube wie auch vieles andere gesperrt) und geriet seither in die Schusslinie der Kritik:

https://www.heise.de/tp/features/Die-Leipziger-Globale-und-die-linke-Kritikunfaehigkeit-7239437.html

Filmgärtner

Wenders hinterfragt die Vorgeschichte zum Ukraine-Konflikt (durchaus erforschenswert, aber auch in einer holprigen Ausdrucksweise):

"Dass da diplomatisch versagt wurde, auch heftig versagt wurde durchaus nach der Besetzung der Krim, das kann man, glaube ich, nicht wegdiskutieren. Wir können nicht so tun, als hätten wir keine Mitschuld daran, dass das so gekommen ist – wenn man jemanden so in die Enge treibt, wie das gemacht worden ist."

https://www.deutschlandfunkkultur.de/wim-wenders-preis-japan-praemium-imperiale-100.html

Filmgärtner

"Once my mother":