DCI

Begonnen von A-Cinema, 13.12.23, 21:46

ᐊ vorheriges - nächstes ᐅ

A-Cinema

Ich möchte hier ein grundsätzliches Thema aufmachen: Kulturpolitik und der durch Hollywood-Konzerne Standard DCI .
Ich habe in anderen Foren und über andere Kanäle schon sehr viel dazu geschrieben und möchte das hier zusammenfassen.




A-Cinema

DCI ist die Festlegung des Kartells US-amerikanischer Konzerne (Buena Vista Group / Walt Disney, 20th Century Fox, Metro-Goldwyn-Mayer, Paramount Pictures, Sony Pictures Entertainment, Universal Studios, Warner Bros. Pictures)  auf einen digitalen Filmstandard, der neben einer technischen auch eine politische Umsetzung beinhaltet.

Der technische Teil beinhaltet ein Filmformat in der Hinsicht auf Kodierung des Bildes (JPEG2000), des Tones (PCM), des Formats der Untertitel in XML-Dateien sowie natürlich die Zusammenfassung dieser Teile, die in besonderen Dateien festgelegt wird.

Aus diesem technischen Teil entsteht ein digitaler Ordner, in dem alle für einen Film relevanten Teile zusammengefasst sind. Dieser Ordner wird gewissermassen als DCP bezeichnet.

Diese DCP können Kinoserver und alternative PC-Programme abspielen.

Die einzelnen Dateien dieses Ordners können verschlüsselt werden. Nur jemand, der einen Schlüssel des Verleihers (im Kinojargon KDM genannt) erhält, kann diese Dateien entschlüsseln. Im Schlüssel können z.B. auch erlaubte Spielzeiten festgelegt werden, was anfangs ein häufiger Grund war, dass Vorstellungen um Mitternacht abbrachen.

Der Standard DCI fußt einzig und allein darauf, nur bestimmte Abspielgeräte zuzulassen.
So ist ein Kino nicht aus technischer Hinsicht gezwungen, sich eine DCI-Anlage zuzulegen, sondern aus rein politischen Gründen.







Filmgärtner

14.12.23, 01:56 #2 Letzte Bearbeitung: 14.12.23, 02:03 von DCI sr.
Natürlich politisch-ideologische Gründe.
Zum einen wollte man das Fass der Pandora (elektronische HD-Aufnahme, die auch der Piraterie Vorschub leistete) wieder deckeln und der Entwertung der Filmware durch unkontrollierte elektronische Verbreitung etwas entgegensetzen.
Zum anderen lockte man die Kinobetreiber mit dem Köder, dass dieser Standard auch die nächsten Jahrzehnte dem "Kino" erhalten bliebe.
Ob hierbei hervorragend gemasterte Blu-rays vom Heimkino-Markt nicht sogar eine bessere Qualität haben konnten als ein schlecht gemastertes Kino-DCP, hätte bereits hinsichtlich der audiovisuellen Qualität oder Exklusivität zu denken übrig geben müssen.

Zu funktionieren schien als anfänglich der politische Schachzug aber an jenem Punkt, um weitere Marktteilnehmer oder auch Newcomer vom Kuchen der Erstaufführungen abzudrängen.

War zuvor die Anschaffung von 35 mm-Projektoren und Surround Soundanlagen ein erhebliches Investitionsgut und den semiprofessionellen oder privaten Räumen nicht ohne weiteres replizierbar, wollte man das Ausgrenzungsprinzip meines Erachtens durch das verschlüsselte DCP-System fortsetzen.
Nicht etwa der kreativste, intelligenteste oder originellste Kinomacher sollte eine Chance haben, sondern lediglich der bisherige Platzhirsch oder durch Eigenkapital gestützte Unternehmer.

Also eine gewisse Form des Protektionismus und eine Strategie der etablierten Kinomacher oder auch Verleiher, keine Alternativen Experimente an alternativen Standorten zuzulassen.

Funktionieren tut es immer weniger, wie auch das tendenzielle Negativwachstum der Multiplexe beweist und andererseits das Aufblühen nachbarschaftlicher und kultureller Standorte mit gemischten und avancierterem Angebot.

A-Cinema

Wie hat nun die deutsche Kulturpolitik auf die digitalen Herausforderungen reagiert?

Sie hat ohne zu hinterfragen die Vorgabe des Hollywoodkartells akzeptiert und Kinos, die sich die technischen Erfordernisse des DCI-Standards nicht leisten konnten, als Drop-Outs geschmäht.

Damals wurde ich schon stutzig: Was soll denn mit diesen Kinos geschehen? Sollen die alle schließen, verlassen von der deutschen Kulturpolitik?

Das ist keine Kulturpolitik, sondern das Gegenteil davon. Wir müssen bis heute damit leben.
Die Kulturpolitik hat durch ständige unbegründete Förderungen des DCI-Standards versucht, diesen akzeptabler zu machen und weiter zu verbreiten.
Mit dem interessanten Resultat, dass im Nachhinein behauptet werden kann, dass dieser Standard ja so weit verbreitet wäre.

Kinoverbände und Kinos sprangen auf den Zug auf und verbreiten nun, nachdem sie fördergesättigt sind: DCI ist der Standard, Kinos, die nicht gefördert wurden sollen sehen, wo sie bleiben, wir selber sitzen im trockenen.
Selbst wenn die Wartungskosten unsere Möglichkeiten übersteigen, sind wir gewiss, dass eine warme Dusche in Form von Steuergeldern kommen wird.

A-Cinema

Wie im vorherigen Beitrag erwähnt, empörte mich das Verhalten der Kulturpolitik in höchstem Maße.
Kleine Kinos sollen also schließen, weil sie die Vorgaben des DCI-Standards nicht erfüllen können.

Ich selber habe nach der Wende in enem kleinen Kino gearbeitet, das mit den damals verbreiteten 35mm Projektoren gut ausgestattet war.
Das Kino hat sämtliche Filme erhalten, natürlich teilweise weit nach dem Bundesstart der Filme und meistens Filmkopien, die kurz vor der Entsorgung standen.
Trotzdem: wir konnten Kino machen.

Mit der Verbreitung der DCI-Technologie ist es nicht mehr möglich aus Enthusiasmus, in kleinen Orten, mit wenig Kapital Kino zu machen.
Kinos erhalten ohne DCI-Technologie von einigen Hollywoodverleihen gar keine Filme mehr.

Ein klarer Rückschritt für kleine Kinos seit dem analogen Zeitalter.

Die Kulturpolitik: tut nichts.

Filmgärtner

Der "Fortschritt" wird an agressivsten Vermarktern stets festgemacht, denen man für ihr Ausgrenzungs- und Diktatursystem sogar noch Vorbildfunktionen nachsagt.

Schaut man auf diese "Geschäftsfelder" (Angebot etlicher Grossverleiher oder Multiplexe) locken diese in Europa (mit ihren DCI-Premieren) immer weniger Stammpublikum, Nachbarschaftsinitiativen und andere Schichten.

Ein untergehendes Kartell?

Filmgärtner

In einem Nebenforum werden nach wie vor angebliche Gefahren der Raubkopierung, falsche Legenden von Wirtschaftlichkeit und bei DCI der ewige Standard beschwören.
Von denjenigen, die aber nur hier und jetzt ihres eigenen Aktionsradius gefangen sind und nicht über den Tellerrand hinaus denken können.

Warum auch zugunsten eines einzigen Industriestandards den Ausschluß für kleinere Kinos, Klubs oder auch selbst größere Häuser, Theaterstätten, Filmuniversitäten, Gemeindehäuser oder unterbudgetierten Vereinen verfestigen?

Während unausgelastete DCI-Multiplex-Minisäle (teils auch noch vom Bund finanziert wie z.B. im sogenannten Filmfestspielhaus am Potsdamer Platz) den größeren, etablierten Veranstaltungsräumen das Wasser abgraben?

Gerade in den randständigen, volkstümlichen Kommunen und semiprofessionellen Einrichtungen finden sich noch zwanglose Zusammenkünfte und neue Chancen, ohne sich die Betriebsideologie ortsfester Filmtheater rauf- und runterbeten lassen zu müssen.

In einer zukünftig völlig anders organisierten politischen Gesellschaft - denn nichts bleibt beim Alten inmitten von Umbruchzeiten - dürfte die DCI etwa dieselbe Rolle spielen wie dereinst entwertete Aktienpakete: ein Zwangs- und Kontrollsystem hat keine Zukunft.

Allein der Umstand, dass bereits UHD 4k Blu-ray-Disks sich kaum adäquat in HDR auf fast allen DCI-Projektoren wiedergeben lassen, ist eine Missachtung demokratischer Repertoire-Beschaffung oder Ausleihe.

A-Cinema

Sie haben mit vielem recht.

Ich seh das aber leider nicht so optimistisch.
Der Logik und Realität nach natürlich schon, aber in der Welt leben wir nun leider nicht.


Die DCI-Vertreter werden ihr System mit Zähnen und Klauen verteidigen.

Ich hatte doch schon das Erlebnis, dass sie selbst bei einer Bundesförderung nachweisbar Lügen verbreitet haben, um ihr System durchzusetzen.
Andere Systeme haben diesen direkten Kontakt zur Regierung nicht.

Ich prophezeie eher pessimistisch:

Es wird versucht, ausschließlich mit DCI-Anlagen ausgerüstete Kinos als solche anzuerkennen.
Andere Kinos werden dann "Abspielstätten oder Zweitverwerter" oder so genannt.

"Abspielstätten oder Zweitverwerter" werden dann natürlich auch mit Lizenzen versorgt, allerdings liegen deren Preise weit über den normalen Lizenzgebühren für DCI-Kinos.
So wird das Feld ausgetrocknet.

Wie komme ich darauf:

1.Das verstärkte Engegament verschiedener Hollywoodkonzerne, den DCI-Verleih vom Verleih anderer Medien zu trennen, also dafür verschiedene Unternehmen vorzuhalten.
2.Das bekundete Interesse der FFA, Spielstätten an den Projektor zu koppeln. Das ist nur sinnvoll, wenn das Kino durch DCI markiert ist, also wie eine Kuh ein Brandzeichen erhalten hat.


Ich habe ja auch noch einige interessante Sachen in petto, z.B. wie irgendwelche Londoner DCI-Fritzen mit Arri zusammenarbeiten, aber das berichte ich dann an der richtigen Stelle zum richtigen Zeitpunkt.

Überhaupt wäre es für jede Person (Journalist z.B.), die zum Thema recherchiert, interessant, mal die Stadt London und einige ihrer im filmischen Umfeld tätigen Unternehmen näher zu betrachten.

A-Cinema

Oder noch anders: Wäre ich Kulturminister in einem Land

Ich hätte eine Verantwortung für Kinos.

Ich würde mir garantiert nicht von irgendwelchen Konzernen vorschreiben lassen, wo und warum Kinos sein dürfen.
Ich würde sagen: Lasst uns versuchen, die bestehenden Kinos zu erhalten und an den Stellen, wo es Lücken gibt, überlegen, wie wir diese Lücken füllen können.

Die bisherigen Versuche - von Leuten in einer ähnlichen Position wie Kulturminister - zielten darauf, ähnlich wie andere Unternehmungen, einfach alles mit Geld zuzuscheißen.
So lange es da ist.

Find ich insgesamt ein völlig verqueres Konzept, das auch an vielen anderen Stellen gescheitert ist.

Hey, ihr Kulturminister, finanziert doch eine DCI-Anlage inklusive aller Folgekosten in einem Dorf mit 200 Einwohnern. Los gehts. Ihr seid in der Pflicht.

Nach menen Erfahrungen wissen die verantwortlichen Leute natürlich genau, was das für ein Quatsch ist.

Ihre Lösung, von mir gehört auf der Vision Kino in Erfurt: Sollen die Leute doch in die nächste Kleinstadt fahren, um dort ein DCI ausgestattetes Kino zu besuchen.

Hm, Oma, klar, wir sind 1952 auch nachts 20km nach Hause gelaufen, hab dich nicht so:-(

A-Cinema

Kurze Auflockerung:
Ein Beamershop erklärt DCI:

ZitatIn its darkest form, DCI feels like price fixing. In the refurbishment concept where we strive to give products a second life cycle, we have experienced hardship to be able to supply our customers equipment, on a demand basis within a realistic time frame. If you want to be a big bar in the city center, it works best if you pay protection money to the local mafia, higher running costs, same concept.

https://www.rebeam-shop.com/en/projectors/cinema-projectors/

A-Cinema

08.04.24, 16:56 #10 Letzte Bearbeitung: 08.04.24, 17:17 von GuynMohn
Schönes Beispiel für vorigen Beitrag:

Warin wollte Oppenheimer zeigen. In unserer Datenbank steht es als DCP, aber es gibt auch immer die Option, ein eigenes Medium anzugeben. Das hat Warin gemacht, es dachte, wenn es die Bluray hat als Medium, könne es den Film zeigen.

Aber ja, es ist natürlich die bessere Option, einen DCI-Projektor zu kaufen. Immer wohlgemerkt: von Fördergeldern.

Anhang für Mitglieder:


Filmgärtner

Die hatten den Film tatsächlich aber auch in 35 mm spielen können. Ist natürlich die Frage, ob dort noch ein Projektor existiert?

Apache Apache

Zitat von: Filmgärtner am 09.04.24, 01:14Die hätten den Film tatsächlich aber auch in 35 mm spielen können. Ist natürlich die Frage, ob dort noch ein Projektor existiert?

Dann schau mal hier auf dieser Seite.

https://www.ndr.de/kultur/film/Zeitreise-100-Jahre-Kino-in-der-Kleinstadt-Warin,kinowarin106.html


A-Cinema

10.04.24, 21:22 #14 Letzte Bearbeitung: 10.04.24, 21:49 von GuynMohn
Ich habe mal eine Bitte geschrieben:

Sehr geehrter Herr ...,

ich wollte noch mal die Frage der Filmversorgung von Kinos auf dem Land aufwerfen.
Ich war schon mehrmals in Kontakt mit dem Büro von Frau ..., das ist aber schon länger her.

Konkreter Anlass ist dieser Artikel: https://www.nordkurier.de/regional/nordwestmecklenburg/wariner-kino-darf-oppenheimer-nicht-zeigen-2410429

Wir im Projekt Dorfkinoeinfach:

https://www.dorfkinoeinfach.de/start/filme-sehen/spielst%C3%A4tten/

versuchen, abgesehen von einer Anschubförderung der Kulturstiftung des Bundes komplett ohne Förderung, kleinen Kinos auf dem Land ein Filmabspiel zu ermöglichen.

Ich habe für kleine Kinos die technische Möglichkeit geschaffen, diese Filme abzuspielen.

Wir hatten uns über die Missachtung kleiner Kinos beim Kartellamt beschwert, sind aber abschlägig beschieden worden. Allerdings sind mittlerweile alle Argumente des Kartellamtes widerlegt, jedes einzelne.

Ich würde mich freuen, wenn Sie sich mit dem Thema auseinandersetzen könnten.
Unser Ziel ist es, dass wir, nachdem ein Medium eines Verleihs im Handel ist, dieses auch zu den normalen Lizenzbedingungen im Kino zeigen dürfen.

...



Und jetzt rege ich mich doch wieder auf.


Diese Leute in Warin müssen für mindestens 10000 Euro eine Anlage kaufen,
obwohl sie einfach auch eine Bluray abspielen könnten (für 0 Euro)



A-Cinema

Aufregung ist gar nicht nötig.

Jedes Kino sollte einfach mit der Ankündigung, sehr gerne Lizenzgebühren zahlen zu wollen, Filme zeigen.

Strafen dafür sind über mehrere Jahre geringer, als sich eine DCI-Anlage anschaffen zu müssen.

Apache Apache

Also ich vermute mal ganz stark das ein Heimkinobeamer bildlich nicht anerkannt wird als professionelle Kinotechnik eines kommerziell angemeldeten Kinobetriebs und ausserdem stellt sich auch noch diese Frage welche Tonanlage hat dieses Kino.

A-Cinema

Aber das war doch gerade der Knüller der letzten Tage:

Erstmal gibt es ja keine Anerkennungsorganisation sozusagen (das hatte ich ja vorher gedacht)

Also jedes "professionelle" Kino kann nach dem Erhalt einer DCI-Anlage rumhampeln, wie es will.

Streifen im Bild? Kein Problem, wir sind zertifiziert.

Lautsprecher ausgefallen? Kein Problem, wir sind zertifiziert.

Es gibt diesen behaupteten Qualitätsanspruch nicht.


A-Cinema

30.04.24, 18:31 #18 Letzte Bearbeitung: 30.04.24, 18:33 von A-Cinema
Oh nein, was lese ich gerade aufarbeitend:

Der HDF Kino e.V. (HDF) Stellungnahme zum FFG-Diskussionsentwurf schreibt im Dezember 2015:
ZitatIn den letzten vier Jahren haben sich die Ausgaben pro Leinwand beim Kino teils dramatisch erhöht.

  • Die Energiekosten sind in den letzten vier Jahren um über 45 % gestiegen. Als Beispiel sei hier nur daran erinnert, dass man durch die Einführung der digitalen Projektoren in den Vorführräumen Klimaanlagen benötigt, die quasi von morgens bis nachts in Betrieb sind.
  • Die Wartungskosten beliefen sich vor der Digitalisierung pro Jahr auf maximal 100 Euro pro Saal. Heute sind Wartungsverträge wegen Garantiegewähr und Software-Updates zwingend notwendig, durchschnittlich 95 Euro/Saal/Monat.
    Mehrkosten hier pro Jahr und Saal ca. 1.100 Euro (das 10fache).
  • Die Leuchtmittel vor der Digitalisierung 2KW Xenon-Kolben, Lebensdauer 3.000 Stunden (oft länger genutzt), Preis: ca. 800 Euro
    Seit der Digitalisierung 4 KW Xenon-Kolben, Lebensdauer 1.000 Stunden, Preis: 1.100,-- €
    Wobei diese Longlife-Lichtquellen erst seit wenigen Wochen am Markt sind.
    Im Bereich Lampen haben sich die Kosten etwa verdreifacht.
Ich weiss nicht, ob die unbedingte Forderung dann sein muss, mehr Fördergelder zu erhalten. Man könnte auch überlegen, ob man einen Irrweg gegangen ist.

A-Cinema wurde verteufelt, als es vorher darauf hinwies.

Filmgärtner

Der Vorgang könnte neuerlich debattiert werden, wenn dem Königs der umweltpolitischen Wende und der Nachhaltigkeit Energieeinsparungen seitens des Gesetzgebers nicht alleine Privathaushalten oktroyiert werden können.

Oder die Energieverschwendung auch noch durch Subventionsschwindel toleriert wurde.

GuynMohn

Schauen wir uns einen Teil der Ablehnung unserer Kartellamtsbeschwerde gegen die Bevorzugung des DCI-Standards an:
ZitatNeben der Frage der Einhaltung entsprechender Sicherheitsstandards kommt hinzu, dass DCI sich marktweit durchgesetzt hat und auch von nahezu allen kleineren Kinobetrieben eingesetzt wird (nach Auskunft des Verbands "xxx").

Das stimmt nicht. Der Verband "xxx" spricht nur für sich.
Böse Zungen würden behaupten, dass dieser Verband sich Konkurrenz vom Leibe halten will.

Filmgärtner

Die Veranstalter an waren sollen eine Anlage nach DCI kaufen?
Für 10.000 € gibt es keine, Einrichtung ab 50.000 €.

GuynMohn

06.05.24, 14:59 #22 Letzte Bearbeitung: 06.05.24, 15:21 von GuynMohn
Ich hatte ja 10.000€ als Mindestpreis angegeben - hätte ich reale Preise geschrieben, würde aus den verdächtigen Ecken geantwortet werden: Oh nein, Schwindel, bei uns war alles 2€ billiger als angegeben.
Es ist ziemlich knifflig, konkrete Zahlen rauszufinden, wenn selbst die Hersteller von DCI-Anlagen mit Preisangaben auf ihren Websiteangeboten geizen.

Ich weiss nicht, ob die Einrichtung von DCI-Anlagen was kostet - nach meinen letzten Infomationen aus dem Filmvorführerforum können Kinos mit diesen Anlagen machen, was sie wollen, sie könnten sie sogar problemlos verkehrtrum einbauen.

Nach meinen Informationen vorher (ca. 2011) hat eine Ersteinrichtung 2500€ für zwei Tage Arbeit gekostet.
Einer der Gründe, warum ich auf die Barrikaden gegangen bin.
Für die  Durchsetzung des Standards von Hollywoodstudios  wird unendlich viel Geld rausgehauen.
Für ehrenamtliche Mitarbeit gibt es keinerlei Anerkennung.

Ich arbeite ehrenamtlich mit, wenn ich das Gefühl habe, dass ein Kino ohne diese Mitarbeit nicht über die Runden kommt - wenn ich aber sehe, dass plötzlich 2500€ für zwei Tage Arbeit da sind, sag ich mir, nö, sucht euch einen anderen Dummen.



Naja, jedenfalls hab ich bald einen Termin mit einem freundlichen Bundestagsabgeordneten zum weiterhin ungelösten Problem "kleine Kinos und DCI".

Falls jemand möchte, dass ich zu diesem Anlass besondere Themen einbeziehen sollte: nur her damit.
Den Termin werde ich sehr ernst nehmen und mich gut darauf vorbereiten.




Filmgärtner

06.05.24, 15:57 #23 Letzte Bearbeitung: 07.05.24, 00:09 von Filmgärtner
Klar ist, daß die bisherige Gruppe der "teilsubventionierten" etablierten (in den Verbandslisten eingetragenen) Filmtheater schon froh ist, wenn sie unter sich bleibt und nicht zu viele neue Mitbewerber auf den Markt treten.
Natürlich werden dadurch sämtliche neuen Filminitativen, sofern sie nicht vom Start aus eine DCI-Eigenkapital in der besagten sinnlosen Höhe mitbringen, bewußt ausgebremst.

Für Installationskosten (nur Stundenlöhne) werden dabei von den Kino-"Integratoren" durchaus schon 5.000 EUR aufgerufen. Der günstigste (wenig leistungsfähige) DCI-Projektor (ohne Ton-Prozessoren) ist kaum unter 35.000 EUR zu bekommen, durchschnittlicher Preis eher bei 45.000 EUR.

Beim Dolby Cinema - ein nächste Marktaufmischer, der Konkurrenz um sich herum ungern duldet (aber lediglich die ödesten Blockbuster in den überteuerten Kinos kommuniziert) - kostet der Projektor bereits über 500.000 EUR.
(Übrigens ist ein zu hoher Kontrast nicht das Ziel einer perfekten Filmaufnahme und Wiedergabe, sondern ein außerhalb der visuellen Praxis angesiedeltes Elixier, daß technische Möglichkeiten zwar bietet, aber oft grotesk ausreizt.)

Die Benachteiligung der Landkinos und der Entrepreneure sollte in der Tat auf EU-Ebene angegangen werden und an realen und regionalen Bedignungen verändert werden. Anpassung an vorhandene, beherrschbare Formate, die technisch mobil umsetzbar sind so wie im Format offen sind.

GuynMohn

Eine der ersten Aktionen wird sein, ein "Shootout" zwischen einer unserer Open-Air Leinwände und DCI mit Photodokumentation zu präsentieren.