Eindrücke zu neuesten Filmkopien

Begonnen von Filmgärtner, 29.01.22, 18:20

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Filmgärtner

29.01.22, 18:20 Letzte Bearbeitung: 13.02.22, 10:12 von Admin
LICORICE PIZZA (USA 2021)

Auf film-tech.com erwähnt man den eingeebneten Bildeindruck und letztlich die volle Enttäuschung über das Endergebnis:

"I saw Licorice Pizza in 70mm at the AMC Lincoln Square in Manhattan (Screen #2 - "Kings"). I think there was a Digitalisierungen intermediate. The credits gave a callout to those who produced the DI. And the film looked more like digital noise than grain to me or the film grain was turned into digital artifacts. Frankly, I don't think it looked all that great. I don't think anyone would have been able to perceive the difference if it had been presented in 35mm and obviously the DTS soundtrack (which had quite high fidelity) could have been accomplished in 35mm as well.
(...)
There was nothing particularly beautiful about the cinematography in this movie and I think it actually might have looked better digitally."

http://www.film-tech.com/vbb/forum/digital-cinema-forum/14760-35-and-70-mm-licorice-pizza/page2

Und auf indiewire in selbiger Sache lustig der Eindruck der absurden Praxis heutiger Korrekturkopierung:

"According to co-cinematographer Michael Bauman, when "Licorice Pizza" first opened at the Village Theater in Los Angeles, writer/director/co-cinematographer Paul Thomas Anderson wasn't 100-percent happy with how the film looked projected in that particular space. Unable to get it the way he wanted, Anderson had a new 35mm print struck, which added just a touch of red and yellow back in, to accommodate the way he wanted it to play in conjunction with that specific theater's projector, screen, and room."

https://www.indiewire.com/2022/01/licorice-pizza-paul-thomas-anderson-sound-vision-toolkit-episode-146-1234690577/#!

Auf forbes wird fachfremd hymnisiert:

"So why do we need 70mm now? Whether 70mm is inherently better than digital is up for debate, and but many prefer the warmer look of the image and claim it offers detail that even 4K digital projection can't match. When watching such as Interstellar, Dunkirk and Tenet on 70mm IMAX films is unquestionably extraordinary, I suspect that the attraction of regular 70mm is the analogue nature the medium that appeals to the trendy and hipster audiences, who prefer craft beers and vinyl records over the standard pint and streaming. 70mm is certainly a good match for Anderson's Licorice Pizza which celebrates the 1970s in its setting and style."

https://www.forbes.com/sites/bennyhareven/2021/12/31/licorice-pizza-enjoys-limited-70mm-showings-in-new-york-and-london/?sh=7598a0183451

Viel Werbung, kaum Inhaltsbeschreibung:
https://bnn.de/karlsruhe/eine-minute-film-wiegt-ein-dreiviertel-kilo-die-schauburg-karlsruhe-pflegt-das-klassische-70mm-format

Weitere Reportagen:
https://www.abendblatt.de/kultur-live/article234410331/kino-hamburg-warum-das-savoy-licorice-pizza-auf-70-millimeter-zeigt.html

Videofilm über Vorbereitung und Einlegen des Films auf einer Christie-Anlage:
https://youtu.be/VKoGR3uT_oI


Filmgärtner

22.04.22, 15:26 #1 Letzte Bearbeitung: 22.04.22, 16:30 von DCI sr.
Während bei LICORICE PIZZA bei einigen Kopien bereits die Schicht abblätterte, erwies sich auch DEATH ON THE NILE als aufnahmetechnisches und produktionstechnisches Desaster: neben amateurharter Kameraarbeit erschrickt auch das Endergebnis auf Filmkopie - der Film wurde bei Foto Kem in Burbank gescannt und gescannt und kopiert und bei Cinelab in London entwickelt und ausbelichtet, hieß es.

"Grausam" muten bei DEATH ON THE NILE die (im Vorführer- oder Kopierwerks-Jargon in der Art bezeichneten) grieseligen, absaufenden und grobkörnigen Innen- und Nachtaufnahmen an, befremdlich wirken auch die Tagesszenen mit verfälschter Farbbalance.
Warum hunderte an Indern innerhalb der Postproduktion für die Retusche eines Originalnegativs herangezogen wurde, das frisch aus der Entwicklung kam, läßt Schlimmstes für die Zukunft erahnen?

Reportagen:

https://britishcinematographer.co.uk/what-does-future-hold-for-65mm-filming-and-70mm-prints/
https://www.thedigitalfix.com/death-on-the-nile/george-murphy-vfx-interview
https://gocreativeshow.com/death-on-the-nile-cinematography-with-haris-zambarloukos/

Filmgärtner

23.12.22, 00:24 #2 Letzte Bearbeitung: 23.12.22, 00:31 von DCI sr.
Sofern es an der randständige Spezies angeht, die keiner richtig beschreiben kann, wird alles gehypt, was neu auf Polyester erscheint, selbst wenn jene Erzeugnisse einen Hohn an Schärfe, Farbe und Lichtbestimmung gegenüber eigentlich bekannten Standard-Klassikern zurückfielen, wie seit 20 Jahren zu beobachten ist.

Hervorragende Filmkopien hat kaum jemand seit Jahrzehnten in einwandfreiem Zustand gesehen (da gibt es einerseits das sogenannte Color Fading bei noch existierenden, einst hervorragenden Filmkopien, oder bei Neukopierung gibt es zuvor nicht für möglich gehaltene Verluste), und so gibt es natürlich auch keine Kenntnisse und Maßstäbe mehr, die rückholbar sind.

Auf den Punkt gebracht: was nützen neue Filmkopien, in denen kein Farbgleichgewicht mehr herstellbar ist? Wenn auch die einst berühmte Schärfe 70 mm-Formats durch entweder einen Duplikatprozess oder durch das die Ausbelichtung herabgestuft werden?

In genau dieser Prozessabfolge hat es sich immer wieder gezeigt, dass die wenige Wochen nach 70 mm-Start erschienenen Blu-ray Discs fast immer eine bessere Farb- und Dichtekorrektur aufweisen.

Geht man dann auf Blu-ray UHD und HDR, sieht selbst die wohlwollend betrachtete 2K-Ausbelichtung etwa von WONDERWOMAN auf 70 mm abträglich aus.

Solange die bisherige Prozessabfolge beibehalten wird, wird es keine annehmbare 70 mm-Kopie geben, von welchem Titel auch immer.

Natürlich kann man darüber mit den Achseln zucken. Oder sich dazu durchringen, wenn man schon der analogen Filmprojektion die Treue hält, dem Publikum die Zusammenhänge zu erklären und reinen Wein einzuschenken.

Dies geschieht nirgendwo.


Gewohntes lässt somit bereits nach der Ankündigung des Trailers der Film OPPENHEIMER erwarten: unmotivierte Ausleuchtung des Kameramanns Hoytema, in Kauf genommen eine verflachte Schärfentiefe, ein insgesamt zu weicher Eindruck des Bildes sowie verkreuzte und desaturierte Farben, welche vermutlich als Stilmittel zur Verifizierung einer 1940er-Jahre-Atmosphäre herhalten müssen.

Der zweite Trailer, freigeschaltet für die Zeit von Dezember 2022 bis Januar 2023, lässt wenig Hoffnung:




Ohnehin dürfte die qualitative Gewährleistung einer Schwarz-weiß-Filmentwicklung nach so langer Zeit erfahrungsgemäß nicht mehr möglich sein. Jene Makel werden spätestens in der analogen Filmkopie erkennbar sein, sofern diese nicht wieder über den Digital-Intermediate-Prozess hergestellt wird.

https://www.olympus-lifescience.com/en/microscope-resource/primer/photomicrography/bwprocessingerrors/

https://www.learnfilm.photography/10-film-photography-processing-problems-and-how-to-solve-them/