Format & Einstellungsgrößen in Film und Fernsehen

Begonnen von Filmgärtner, 10.10.23, 16:31

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Filmgärtner

10.10.23, 16:31 Letzte Bearbeitung: 10.10.23, 16:41 von DCI sr.
formatum = "Das Geformte"

Aufbauend auf folgender Ausgangsfrage:

Mich würde sehr interessieren, woher der Maßstab kommt.
Ich habe z.B. nie verstanden, wenn Kritiker gesagt haben: das ist doch nur fürs Fernsehen, nicht für die große Leinwand.


Vor dem Einstieg in die Literatur vielleicht als appetizer ein Vergleich zweier Science-Fiction-Filme.
In den letzten Jahren wurden sie oft miteinander verglichen oder kurzerhand gleichgesetzt. "Genau so wie...".

Ist der eine genauso wie der andere? Stimmt das überhaupt?

Der Regisseur des jüngeren Films ist ein Bewunderer des älteren Films. Wie weit hatte also der ältere Film Einfluss? Ist es zu begrüßen, wenn der ältere Film eher sehr viel/sehr wenig Einfluss auf den jüngeren hatte?



Apache Apache

Diese beiden Filme haben nur auf einer gebogenen Kinobildwand ab siebzehn Meter eine volle Wirkung.

Filmgärtner

"Interstellar" hatte auf mich überhaupt keine Wirkung. Nicht einmal in der originalen IMAX Vorführung auf 70 mm.

Filmgärtner

23.10.24, 03:42 #3 Letzte Bearbeitung: 23.10.24, 03:46 von Filmgärtner
VistaVision vs. 65mm:

Eine Diskussion noch zu Zeiten der Vorproduktion von "The Master" und an verrückten Vermutungen kaum zu übertreffen.

https://www.reddit.com/r/paulthomasanderson/comments/16kc2f0/the_master_65mm_vs_vistavision/?tl=de

Wenn aber schon Cineasten die Merkmale und Eigenheiten nicht zu unterscheiden wissen, sollte man annehmen, dass es die Filmemacher wissen? Da wurde auch nur oberflächlich etwas getestet. Aber nie den Dingen auf den Grund gegangen, an welchen Punkten Vorzüge oder Nachteile grenzwertig auftauchen oder wie weit gehen sich heutige Drews von denen vor 60/70 Jahren hinsichtlich des Looks unterscheiden.
Hinreichende Vergleiche kann man durchaus ziehen, da ja etliche Klassiker mittlerweile auch auf HD, DCP und Blu Ray erschienen sind, welche zwar kein Filmbandoriginal darstellen, bis vorhin aber für Farbstudien und für Schärfentiefe Bildkomposition ansatzweise Einsichten vermitteln, wenn schon keine perfekte Filmkopie greifbar ist.
So spiegelt sich beim cineastischen  Publikum eine ähnliche Subjektivität wie bei den Filmemachern: man hat natürlich davon gehört und gelesen, wann und wo solche Formate in früheren Jahrzehnten bereits schon einmal verwendet wurden. Auffallender Weise beschreibt aber keiner das Format, Abstufungen der Schärfentiefe, Farbe und Kontraste oder gar kompositorische Staffelungen/Verflachungen in der Bildkomposition.
Stilmittel, die durchaus gekonnt und meisterlich von früheren Kameraleuten angewandt worden waren, aber eben auch intuitiv oder sogar aus dem Bauch heraus, ohne davor oder danach stattfindende Wissenschaftsabhandlungen (weswegen entsprechend wenig überliefert ist).

Apache Apache

Zitat von: Filmgärtner am 23.10.24, 03:42VistaVision vs. 65mm:

Da passt ja bildlich alles komplett und perfekt sehr gut rein in das siebziger Bildformat. ( VistaVision - Vertigo )

Filmgärtner

Zitat von: Apache Apache am 23.10.24, 04:13
Zitat von: Filmgärtner am 23.10.24, 03:42VistaVision vs. 65mm:

Da passt ja bildlich alles komplett und perfekt sehr gut rein in das siebziger Bildformat. ( VistaVision - Vertigo )
VERTIGO wurde noch sinnvoll kopiert (dann auch mit schwarzem seitlichen Streifen für die Begrenzung auf 1.85:1).
Bei SEARCHERS und NORTH BY NORTHWEST nun wurde in den jüngsten Kopien das Bild auf 70mm kleiner einkopiert: windowboxed. Ein Rückschritt!

Apache Apache

VERTIGO 70MM DTS

War diese etwa nicht die erste siebziger Filmkopie mit diesem Tonformat?

Christian_Mueller

Zitat von: Filmgärtner am 23.10.24, 22:30
Zitat von: Apache Apache am 23.10.24, 04:13
Zitat von: Filmgärtner am 23.10.24, 03:42VistaVision vs. 65mm:

Da passt ja bildlich alles komplett und perfekt sehr gut rein in das siebziger Bildformat. ( VistaVision - Vertigo )
VERTIGO wurde noch sinnvoll kopiert (dann auch mit schwarzem seitlichen Streifen für die Begrenzung auf 1.85:1).
Bei SEARCHERS und NORTH BY NORTHWEST nun wurde in den jüngsten Kopien das Bild auf 70mm kleiner einkopiert: windowboxed. Ein Rückschritt!

Erinnert an die unsägliche "70mm" Fassung von "Vom Winde verweht", welche den vermutlich größten 70mm Bildbeschnitt der Filmgeschichte geboten hat...

Filmgärtner

24.10.24, 11:33 #8 Letzte Bearbeitung: 24.10.24, 11:53 von Filmgärtner
"Vertigo" von 1997 war bereits ein gewöhnlicher 70 mm DTS-Vertrieb.
Eine Sonderkopie der restaurierten Fassung von "My Fair Lady" 1994 war der erste Versuch auf 70 mm mit DTS (ich hatte mir zu der Zeit aber diese Fassung noch auf Dolby SR Magnetton im 70mm zuschicken lassen).

"Gone with the wind" hatte auf 70 mm ein in der Höhe beschnittenes Format, wandte aber in der Vertikalen ein kopierwerkstechnisches pan scan Verfahren an.
Die Umkopierung von "Vertigo' ist durchaus korrekt und auf 1: 1.85 im vorgesehenen Intended Aspect Ratio abgebildet: das Originalnegativ hat fast immer 1: 1,5 Seitenverhältnis, aber der safety aerea-Bereich wird relativ großzügig gehandhabt und musste 1954 auch ein breiteres Bild in Kinos verwerten, weshalb man die Höhe auf 1:1.66 zunächst kaschierte und dann nach einem Jahr künftig auf 1: 1.85 (in seltenen Fällen in einigen großen Häusern wie etwa auch Zoo Palast Berlin auf 1: 1.96).
"Vertigo" in 70mm hatte im Zoopalast zur Berlinale 1997 seine Kontinental Premiere (der Frau Novak dort begegnet), in das nachts aus zwei Kopien zusammengestellten Filmrollen in recht guter Qualität.
Der Film hatte also auch einen dünnen Bildstrich wie bei allen 70 mm-Klassikern: nur seitlich wurden die schwarzen Balken eingeführt.
Bei den ebenfalls in VistaVision gedrehten Filmen "North by Northwest"  und "Searchers", die beiden in diesem Jahr erstmalig auf 70 mm herausgebracht wurden, hat man aber auch auf der 70mm-Kopie zusätzlich einen schwarzen Balken in der Höhe eingeführt, das Bild also etwas hingezoomt und leider etwas Bildfläche der 70 mm Kopie verschenkt, allerdings nicht das intendierte Format 1: 1.85 beschnitten. Der dickere Bildstrich soll der Tatsache Rechnung tragen, dass etliche Kinos, die noch 70 mm spielen, die ist nicht mehr auf 2,2:1 praktizieren, sondern wohl gehe auf der vorhandenen 2,39:1-Bildwand. Damit auf dieser das Bildfeld auf der Filmkopie nicht an Höhe verliert, hat man das Bild seitenverhältnis von 2,39:1 auch auf der 70 mm Kopie berücksichtigt, genauso wie bei "Dune 2" und etlichen anderen 70 mm Neuausgaben der letzten Jahre. Natürlich eine Verschlechterung, ein Rückschritt.

Apache Apache

GONE WITH THE WIND 70MM

Ja von diesem Film hatte ich den letzten siebziger Akt fabrikneu aus Coburg. ( PINK )

Filmgärtner

Hatte ich komplett in 70 mm, die Bildschärfe für eine Dupopie und dann auch noch auf Breitband aufgeblasen war gar nicht so schlecht, und auch der Monoton, der auf 5 Front Kanäle aufgeteilt wurde, keine Verschlechterung gegenüber der Mono-Lichttonwiedergabe.

Filmgärtner


Filmgärtner

Die gleiche Szene im Format 2.39 zu 1 wäre interessant.

Apache Apache

Also so eine ausgestrahlte Bilddiskriminierung der Kinofilme in CinemaScope braucht man sich doch wirklich definitiv nicht antun im leblosen Fernsehen.

Apache Apache

TERMINATOR REBELLION DER MASCHINEN

Ja diesen habe ich auf chemischen Film gezeigt im Kino. ( 7 Akte - CinemaScope - SR SRD DTS SDDS )

Apache Apache

TERMINATOR 3 = SUPER 35

https://m.imdb.com/title/tt0181852/technical/?ref_=tt_spec_sm

Tja das ist doch ganz klar woher dieses Flatformat da ja aufgenommen in diesem sinnlosen Bildformat.

Filmgärtner

Man müsste noch einmal nachschauen. Eventuell handelt es sich um keinen seitlichen Bildbeschnitt wie bei einigen in Scope gedrehten Filmen der 50er und 60er Jahre, sondern um eine neue Abtastung vom Super 35-Negativ, wo man dann den Safety aerea Bereich weiter geöffnet hat als in der Kinoversion, welche in der Höhe auf 2,39 zu 1 begrenzt wurde.

Apache Apache

SUPER 35

Film hat in diesem Flatformat auf der grossen Kinobildwand absolut keine erlebnisvolle Wirkung trotz unten sowie oben etwas mehr Bildinformation und das gilt auch leider allen Filmen aufgenommen mit dieser total sinnlosen Bildtechnik.

Filmgärtner

16.03.25, 14:51 #18 Letzte Bearbeitung: 16.03.25, 14:55 von Filmgärtner
Im Sucherbild gibt es ja beim Open Matte-Negativ des Super 35-Prozesses innerhalb des sichtbaren Vollformats Sucherlinien, sodass mit Blick auf das Format des Zielmediums (intended Aspect Ratio) handlungsrelevante Bestandteile am Set in diesem Bereich gesichert werden (zumeist 2.39:1 beim Kino, aber auch bei HDTV sich einbürgernd). Oder auch zwei Sucherlinien gleichzeitig, zusätzlich noch für 1.77:1 (bessere Ausnutzung der 16:9-Ziel+Medien).

Tausende Filmemacher finden das professionell oder genial (ich nicht).

Und bei "Titanic 3D" hat es mit 16:9 tatsächlich einmal Vorteile gezeigt.

Gerade entdeckt - diese Seite ist nicht schlecht, glaube ich:
https://www.widescreen.org/aspect_ratios.shtml

Apache Apache

Zitat von: Filmgärtner am 16.03.25, 14:51Gerade entdeckt - diese Seite ist nicht schlecht, glaube ich:

https://www.widescreen.org/aspect_ratios.shtml

Exzellent also melde dich unbedingt auch da an um professionell mitzuschreiben dort in diesem Forum.

Filmgärtner

Vielleicht sind das die Herausgaber der Zeitschrift aus den 1980er und 1990er Jahren?

Apache Apache

Aber diese Zeitschrift gab es auch nur in den Staaten.

Filmgärtner

18.03.25, 00:03 #22 Letzte Bearbeitung: 18.03.25, 01:00 von Filmgärtner
Und enthielt vor 3 Jahrzehnten auch einige fachliche Fehler, die heute besser abgeglichen sind aufgrund der weltweiten Internet-Kommunikation.
Jahrelang war dort Paradigma, Todd AO hätte definitiv ein Seitenverhältnis von 2,0 zu 1. Ob das eventuell von Hayes/Kerr "Widescreenmovies" übernommen war, möchte ich nicht ausschließen.
Also der Forschungsstand war etwas oberflächlicher als heute, aber es gab noch eine breitere Community für diese Themen, welche sich noch mit dem Filmklassikern auskannte.

Vielleicht ist das sogar eine Abzweigung der damaligen Publikation:

https://widescreenmovies.org/WSM11/3D.htm