Dune 2

Begonnen von Filmgärtner, 21.12.23, 01:38

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Filmgärtner

10.03.24, 17:48 #45 Letzte Bearbeitung: 10.03.24, 18:06 von Filmgärtner
Die Person antwortet deswegen nicht, weil sie selber keine 70 mm Start-kopie von DUNE 2 bekommen hat (sondern erst im Nachspiel).
Darum die Vermeidung von jeglicher Aufklärung.

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Im Gegensatz dazu wirkt Lynchs Film erschreckend "normal", auch im Kontext seiner übrigen Filmographie. Fragmente eines verträumten, andersweltlichen Films mit einzigartiger Handschrift und Vision bleiben bestehen, auch trotz Studioeinfluss. Vor allem aber, was das Production Design betrifft, brilliert der Film. Jedes Space-Adelshaus auf jedem Planeten besitzt einen eigenen Look und Vibe mit kreativen Kostümen und ausladenden Sets aus unterschiedlichen Materialien.

Caladan beispielsweise, die Heimat von Paul Atreides (damals Kyle MacLachlan, heute der fast genauso schöne Timothée Chalamet), ist aus warmem Holz gefertigt, während Giedi Prime, die Enklave des Barons Harkonnen (Kenneth McMillan), aus giftig-grünem Metall fabriziert wurde und die Residenz des Imperators (José Ferrer) als verschwenderischer Alptraum aus Gold beschrieben werden kann.
Villeneuve hingegen scheint sich ein wenig vor Schnörkeln, Farben und dem Potential, durch weniger guten Geschmack ins Camp-Lager zu rutschen, zu fürchten. So bleibt er wie eine Sad Beige Mom auf TikTok bei den immer gleichen Gelb- und Grautönen. Alles eine Frage von Stil und Vorliebe natürlich. Nur sind die Settings und Fraktionen visuell kaum voneinander zu unterscheiden. Und bei all dem leeren Raum im Bild, könnte man denken, gleich wird ein zu bewerbendes Parfüm eingeblendet. Spice ... by Paul Atreides.
Wäre Dune84 ein Batman, wäre er der stilisierte von Tim Burton, während Dune19 den Dunkle Ritter von Christopher Nolan emuliert: trotz fantasievoller Vorlage dazu verdammt, in einer viel zu realistisch anmutenden Welt angesiedelt zu sein. Sad!


https://www.moviepilot.de/news/die-beste-dune-verfilmung-kam-vor-40-jahren-ins-kino-der-alte-flop-stellt-den-neuen-sci-fi-hit-in-den-schatten-1146152

Apache Apache

Zitat von: Filmgärtner am 10.03.24, 17:48Die Person antwortet deswegen nicht, weil sie selber keine 70 mm Start-kopie von DUNE 2 bekommen hat (sondern erst im Nachspiel).
Darum die Vermeidung von jeglicher Aufklärung.

Also das glaube ich definitiv nicht als Grund keiner Antwort auf meine gestellte Frage doert in diesem Thread und ausserdem gibt es doch ganz bestimmt mehrere siebziger Filmkopien von diesem Film.

Filmgärtner

Denke schon dass das ein Grund sein könnte. Ich kenne die Psychologie dieses Diskutanten wie ein offenes Buch.
Wie bereits bei "Tod auf dem Nil" hat es auch diesmal bei "Dune 2" zu keiner Kopie  für Karlsruhe zum Start gereicht, denke ich.

Apache Apache

Zitat von: Filmgärtner am 13.03.24, 02:37Ich kenne die Psychologie dieses Diskutanten wie ein offenes Buch.

An eure gegenseitigen Kontras dort aus dem anderen Forum erinnere ich mich noch sehr gut und da gab es untereinander auch schon mal direkte Worte. Es war ja manchmal ein richtig verbaler Krieg zweier Nostalgieexperten.

Filmgärtner

14.03.24, 10:42 #49 Letzte Bearbeitung: 14.03.24, 11:01 von Filmgärtner
CHILDREN OF DUNE scheint ein vergessener Film zu sein, wirkt aber gegenüber den neuen Verfilmungen etwas konventioneller und geerdeter, der neue Film etwas phantasmagorischer und auch wie ein Videoclip:


Filmgärtner

17.03.24, 00:01 #50 Letzte Bearbeitung: 17.03.24, 00:15 von Filmgärtner
Ein junger Journalist mit Mut traut sich gegen den Strom zu argumentieren, erstaunlich:

Darüber hinaus ist mir allerdings nahezu unbegreiflich, wieso ,,Dune: Part Two" als monumentales Kino gehandelt wird – und ich kann es mir eigentlich nur damit erklären, dass die Zeit der großen, grenzverschiebenden Leinwand-Ereignisse seit geraumer Zeit vorbei ist und es schlicht an Alternativen mangelt. Im Grunde gibt es aktuell nämlich nur noch zwei Arten von Blockbustern, wobei die hyperironischen, immergleichen Cashgrabs (mittlerweile eher: Geldgräber) von Marvel & Co. und der sterile, bleierne Ernst von Regisseuren wie Christopher Nolan oder Denis Villeneuve für mich nur zwei Seiten derselben Medaille sind. Denn von beidem möchte ich eigentlich nichts mehr sehen.

Das soll monumentales Kino sein?
Villeneuves ,,Dune"-Filme wollen als politische Allegorie gelesen werden, es geht um koloniale Ausbeutung und religiösen Fundamentalismus, irgendwo verstecken sich auch eine ambivalente Charakterstudie und sogar eine Liebesgeschichte. Was sie explizit nicht sein wollen: die fabulierfreudigen Genrefilme, die ebenfalls in dem Stoff angelegt sind – dafür muss man sich wohl an die David-Lynch-Variante halten.

Die inhaltliche Schwere übersetzt Villeneuve in inszenatorische Schwerfälligkeit, und all die bizarren Maskeraden und Fantasiebegriffe wirken umso lächerlicher, je verkrampfter der Kanadier zu verschleiern versucht, dass in ,,Dune" eben auch Camp und Jahrmarkt stecken. Bis auf Javier Bardem in einer undankbaren Comic-Relief-Rolle agieren sämtliche Figuren durchweg freudlos, und auch außerhalb des Gladiatorenkampfes in Schwarz-Weiß hat Villeneuve viel Wert darauf gelegt, möglichst wenig Farbe in den Film zu lassen – etwa indem er über leblose Sand- und Steinlandschaften zusätzlich einen hässlichen Beigefilter legt. Das soll nun das Nonplusultra des zeitgenössischen Überwältigungskinos
Die Begeisterung für ,,Dune 2" scheint keine Grenzen zu kennen – ich hingegen saß nicht nur gelangweilt, sondern auch visuell völlig unterwältigt im Kinosaal.


Alle Welt ist hin und weg von ,,Dune: Part Two": Der zweite Eintrag in Denis Villeneuves Science-Fiction-Saga nach dem gleichnamigen Roman von Frank Herbert hat auf Anhieb die vorderen Ränge der IMDb Top 250 geentert, auf dem Sozialen Cinephilen-Netzwerk Letterboxd wiederum kommt der Film aktuell auf einen sensationellen Bewertungsdurchschnitt von 4,5 von 5 Sternen (bei 891.000 abgegebenen Stimmen). Wenn man ebendort durch die Kommentare scrollt, reiht sich Superlativ an Superlativ: Von lebensverändernden Leinwanderlebnissen, überlebensgroßer Kinokunst und dem besten Sci-Fi-Film aller Zeiten ist da die Rede. Und auch bei uns kommt ,,Dune: Zwoter Teil" mehr als nur gut weg – FILMSTARTS-Redakteurin Joana Müller vergab in ihrer Kritik die seltene Maximalwertung von 5 von 5 Sternen.

Ich werde mit diesem Text vermutlich einige Fans vor den Kopf stoßen und stelle mich mental schon mal auf eine Reihe wütender ,,Film nicht verstanden"-Kommentare ein, dabei gönne ich euch die Freude an Villeneuves ,,Dune"-Universum wirklich von Herzen – ich teile sie bloß nicht, und nachvollziehen kann ich sie auch nicht so recht. Kleiner Disclaimer: Die Art von Science-Fiction-Kino, die ,,Dune" repräsentiert, ist nicht unbedingt mein Leib-und-Magen-Genre. Doch auch wenn mich kaum etwas weniger interessieren könnte als die jüngsten ,,Star Wars"-Serien: Warum die Originaltrilogie von George Lucas als bahnbrechend gilt, leuchtet mir vollends ein. Auch David Lynchs vielgescholtener ,,Dune"-Version von 1984 kann ich so manches abgewinnen. Aber wenn es um aktuelle Blockbuster geht, stehe ich meist ratlos da – und ,,Dune 2" macht da keine Ausnahme.
(...)
Ich beginne mal mit dem Positiven: Ganz wunderbar gefallen hat mir der sogenannte Sandwalk von Paul Atreidis (Timothée Chalamet) und Chani (Zendaya), der als eine Art romantischer Ausdruckstanz funktioniert und einen Anflug visueller Poesie in den Film bringt. Auch die vielbesprochene Schwarz-Weiß-Sequenz auf dem Harkonnen-Planet Giedi Prime (mehr dazu hier) zählt für mich zu den (spärlichen) Höhepunkten, und das nicht nur wegen der immer großartigen Léa Seydoux. Während die Farbe hier ganz aus dem Film verschwindet, gewinnt er an Leben, Bewegung – und Seltsamkeit.

Ein seltener Lichtblick in "Dune 2" - die Schwarz-Weiß-Szene auf Giedi Prime
Darüber hinaus ist mir allerdings nahezu unbegreiflich, wieso ,,Dune: Part Two" als monumentales Kino gehandelt wird – und ich kann es mir eigentlich nur damit erklären, dass die Zeit der großen, grenzverschiebenden Leinwand-Ereignisse seit geraumer Zeit vorbei ist und es schlicht an Alternativen mangelt. Im Grunde gibt es aktuell nämlich nur noch zwei Arten von Blockbustern, wobei die hyperironischen, immergleichen Cashgrabs (mittlerweile eher: Geldgräber) von Marvel & Co. und der sterile, bleierne Ernst von Regisseuren wie Christopher Nolan oder Denis Villeneuve für mich nur zwei Seiten derselben Medaille sind. Denn von beidem möchte ich eigentlich nichts mehr sehen.

Das soll monumentales Kino sein?
Villeneuves ,,Dune"-Filme wollen als politische Allegorie gelesen werden, es geht um koloniale Ausbeutung und religiösen Fundamentalismus, irgendwo verstecken sich auch eine ambivalente Charakterstudie und sogar eine Liebesgeschichte. (...)

Die inhaltliche Schwere übersetzt Villeneuve in inszenatorische Schwerfälligkeit, und all die bizarren Maskeraden und Fantasiebegriffe wirken umso lächerlicher, je verkrampfter der Kanadier zu verschleiern versucht, dass in ,,Dune" eben auch Camp und Jahrmarkt stecken. Bis auf Javier Bardem in einer undankbaren Comic-Relief-Rolle agieren sämtliche Figuren durchweg freudlos, und auch außerhalb des Gladiatorenkampfes in Schwarz-Weiß hat Villeneuve viel Wert darauf gelegt, möglichst wenig Farbe in den Film zu lassen – etwa indem er über leblose Sand- und Steinlandschaften zusätzlich einen hässlichen Beigefilter legt. Das soll nun das Nonplusultra des zeitgenössischen Überwältigungskinos sein?

Überhaupt: Wo William Wyler für die Massenszenen in ,,Ben Hur" vor 65 Jahren noch 50.000 (!) Statist*innen auffahren ließ, beobachten wir nun Chalamet aus der Vogelperspektive, wie er durch eine Armada von hundertfach duplizierten CGI-Männchen schreitet, die sich an den Bildrändern teils nicht mal mehr bewegen (,,Hauptsache, es sieht viel aus") – wann ist es passiert, dass so etwas allen Ernstes als ,,monumental" durchgeht?

(...)
Ein weiteres Missverständnis: dass ,,lang" automatisch ,,episch" bedeutet. Zumindest in meinem Verständnis hat ,,Dune: Part Two" wenig Episches im Sinne einer breiten, weitschweifigen Erzählung. Um ehrlich zu sein frage ich mich vielmehr, wie es sein kann, dass die Geschichte in – beide Teile zusammengenommen – fünfeinhalb Stunden noch nicht weiter gekommen ist. Den ersten ,,Dune"-Film habe ich als 150-minütige Exposition, als schier nicht enden wollendes Worldbuilding in Erinnerung. Im zweiten passiert nun vergleichsweise viel, doch die einzelnen Sequenzen stehen eher klobig nebeneinander als sich zu einem flüssigen Ganzen zu verbinden. In beiden Fällen war das Ergebnis bei mir das gleiche: Langeweile, Desinteresse, ein Gefühl des Ausgesperrtseins.

Zumal ein emotionaler Anker auch diesmal fehlt, irgendein Element, das die Charaktere von symbolischen Platzhaltern zu Figuren macht. (...)

Emotionen sind auch in Pauls und Chanis Beziehung eine Seltenheit
Stattdessen erklären die Figuren sich und uns in ermüdenden Dialogszenen den Plot durch (es entbehrt schon nicht einer gewissen Ironie, dass Villeneuve ausgerechnet bei der Promotion für DIESEN Film erklärt hat, er halte Dialoge für unfilmisch), und um Größe zu suggerieren, wird einfach der obligatorische Dröhn-Score von Hans Zimmer auf Anschlag gedreht – immer und immer wieder, bis in Kombination mit den motivisch wenig variantenreichen Bilderwelten nur noch Redundanz übrig bleibt.

Ich wünsche mir fürs Kino zurzeit kaum etwas mehr als eine Blockbuster-Vision, die wirklich dazu in der Lage ist, mich zu erstaunen, zu überrollen, zu fesseln und zu bewegen. Von Villeneuve erwarte ich sie allerdings genauso wenig wie von Marvel.




https://www.filmstarts.de/nachrichten/1000070928.html

Filmgärtner

29.03.24, 12:07 #51 Letzte Bearbeitung: 29.03.24, 12:10 von Filmgärtner
Spielberg zu Villeneuve:

,,Lass mich zunächst sagen, dass es Filmemacher*innen gibt, die Welten erschaffen. [...] Die Liste ist nicht lang, aber wir wissen, wer viele von ihnen sind. Angefangen bei Méliès und Disney und Kubrick, George Lucas, George Powell, Ray Harryhausen schließe ich in diese Liste ein. [Federico] Fellini baute seine eigenen Welten. Tim Burton natürlich. Wes Anderson, Peter Jackson, James Cameron, Christopher Nolan, Ridley Scott, Guillermo del Toro. Die Liste lässt sich fortsetzen, aber sie ist gar nicht so lang und ich bin fest davon überzeugt, dass du eines der jüngsten Mitglieder bist."
Gemeint ist obenstehend Michael Powell.

Aus ansonsten beweihräuchernden Projektionisten-Foren hört man ausnahmsweise auch einmal eine fachkundige Stimme: verflachte Schärfentiefe, wechselnde Unschärfe, überbelichtete Aufnahmen... man könne und wolle es "nicht länger ertragen".

Das Gegenteil demnach von einem erstrebenswerten 70 mm-Look oder von überhaupt irgendeinem Look.

Apache Apache

DUNE TWO

Film hat auch egal ob digital oder analog eine recht monotone Tonmischung.