Der 50. Jahrestag der Weltpremiere ist zu verzeichnen.
"Traumhaft" soll die 35 mm-Vorführung auf der eigentlich extrem gekrümmten Bildwand im Cinerama Dome in Los Angeles gewesen sein, und bei einer Kaschierung von vielleicht 1,75 zu 1 stößt bei der entsprechenden Bildhöhe auch der 35 mm Film und seine Grenzen (und der Film wurde noch auf dem älteren Kaltprozessmaterial gedreht).
Um zu starke Körnigkeit zu vermeiden, wird man vermutlich eine Direktkopie gezogen haben vom Originalnegativ, ähnlich wie auch fünf Jahre später für "The Shining" überliefert ist.
Der unglaubliche Kampf mit der Technik, Umbau einer Mitchell-Kamera für die Adaption einer geöffneten NASA-Linse für die Innenaufnahmen fast nur mit Kerzenschein, sollte das natürliche Antlitz von Roccoco-Gemälden simulieren.
Man erkaufte den Effekt aber auch mit größten Schwierigkeiten, etwas die Bildschärfe bei der Aufnahme planzuhalten: sehr grenzwertig.
Aber eigentlich der beste Film des Regisseurs, welcher es zu dem Zeitpunkt nicht mehr nötig hatte, zu viele Kompromisse einzugehen. Und dafür auch bestraft wurde vom amerikanischen Publikum.
24 Jahre später konnte man den gleichen Effekt auch mit neueren Emulsionen des Heissprozesses erzielen, beispielsweise mit dem (eigentlich bereits ca. 1997 aus dem Sortiment genommenen) EXR 5298 (500 ASA). Noch einmal stellte Kodak eine Extra Charge her für "Eyes Wide Shut": wobei der Kameramann das Negativ um zwei Blenden in den Luxe Laboratories forcierte, also auf 1 und eine Viertelblende bei üblichen vergleichbaren Materialien bezogen.
Das Ergebnis war auch sehr gut, trotz leichter Körnigkeit, und ein schlagendes Argument gegen die Reden heutiger Digitalisten, dass nur mit heutigen digitalen Kameras in angeblichen oder realen 14 Blenden Belichtungsumfang gute Ergebnisse bei Nachtaufnahmen zu erzielen sind: denn "Eyes Wide Shut" sieht besser aus.
Somit wurde "Barry Lyndon" 24 Jahre zu früh gedreht, um sich die Torturen von 1974 zu ersparen, aber das machte auch die Faszination neuerer Kubrick-Filme seit 1963 aus: jedes Mal visuell überrascht zu werden.
Und das größte Phänomen von "Barry Lyndon" als absolutes Meisterwerk ist: der Film wirkt fast nirgendwo von heute oder von 1975. Sondern wie 1760 gedreht, wenn es damals bereits Aufnahmekameras gegeben hätte?
Eine wunderbare Erinnerung.