Frankfurt am Main

Begonnen von Filmgärtner, 16.03.24, 15:32

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Filmgärtner

Von gutem Publikumszuspruch und auch guter Verankerung der sozialen Kinowewegung in der Bevölkerung zeugt der Artikel aus der Frankfurter Rundschau zur Wiederaufnahme des Betriebs im Berger Kino in Frankfurt am Main:

Was sich an diesem Abend abspielt, ist eine Geschichte über das Potenzial von freien Räumen, Engagement, aber vor allem von Vernetzung. Es ist eine Reise in die Vergangenheit und ein Blick in die mögliche Zukunft des Berger Kinos.


https://www.fr.de/frankfurt/zeitreise-im-berger-kino-in-frankfurt-bornheim-besetzt-92910721.html


Liest man dann die Meinungen in einem bestimmten Diskussionsforum der Branche, ist interessant, wie man sozialen Bewegungen verdeckt Hals- und Beinbruch nachsagt, mit Hohn und Spott Minderheiten durch den Kakao zieht und vermeintliche Rechtsbrüche andeutet.

Keiner muss sich noch über Invektiven gegen alte weiße Männer wundern, wenn diese sich tatsächlich so verhalten.

Filmgärtner

01.04.24, 22:01 #2 Letzte Bearbeitung: 01.04.24, 22:03 von Filmgärtner
Entgegen den frauenfeindlichen Invektiven beispielsweise im Filmvorführerforum wurde nun erfolgreich ein aktiver Raum für den engagierten sozialen Film geschaffen:


Filmgärtner

03.04.24, 00:23 #3 Letzte Bearbeitung: 03.04.24, 09:09 von Filmgärtner
Inzwischen wird zu einer erfolgreichen Fundraising-Kampagne aufgerufen zugunsten des Berger Kinos: und wenn das falsch ist, was ist dann richtig?
Etwa die hämischen Kommentare im Filmvorführer-Forum nach dem Motto, frei wiedergegeben, "die scheitern ohnehin", anstatt zu bekunden "ich bin dabei, unterstütze die Besetzer und werde sie verteidigen" zählt man bereits im Vorfeld die Fehler auf.


Hier die Verlautbarung der Initiative:

"Statt Kulturangeboten und erschwinglichem Essen, statt bezahlbarer Miete und grüner Stadt, gibt's Hochglanz Einkaufsläden, hässliche Neubauten überteuerte Restaurants und den fünfundzwanzigsten Supermarkt mit Selbstbezahler-Kasse in einem Umkreis von 300 Metern.

Unser Viertel wird immer mehr zum Reichen-Viertel und verdrängt damit die Menschen, die zu Bornheim gehören, es sich aber nicht mehr leisten können. Der Profithunger drängt immer mehr günstige Kulturangebote und arme Menschen aus der Stadt.

Auch das Berger Kino konnte dem Profitdruck nicht standhalten."


https://weact.campact.de/petitions/berger-kino-fur-alle

Bravo, so ist es richtig, nur so und nicht anders.

Filmgärtner

Noch eine Beschreibung auf "Medienmittwoch" des dortigen Pächters Harald Metz und der programmatischen Ausrichtung:

https://www.medienmittwoch.de/team-member/harald-metz/

Filmgärtner

03.04.24, 18:38 #5 Letzte Bearbeitung: 03.04.24, 18:54 von Filmgärtner
Fundsache aus einem Forum der Filmvorführer:

(...) Dass das jetzt nicht von Dauer sein kann/ wird, okay. Aber dass es jetzt hier zum Teil darum geht, dass die keine Ahnung haben (...), dass sich hier dann auch misogyn über queere Lebensweise oder Feministinnen lustig gemacht wird, und teilweise der erste Gedanke "Lesbensex" ist, überrascht mich gar nicht so sehr, Frauen gibt es hier ja nicht, finde ich aber doch etwas unangenehm.

Quelle: https://www.filmvorfuehrer.de/topic/39759-kinobesetzungen/

Um manche AWMs ist es in Kinokreisen nicht schade - manche sind in ihrer Geisteshaltung der Adenauer-Republik niemals entwachsen, man könnte die Zeit nahtlos noch weiter zurückdrehen und träfe auf das immerselbe deutsche Wesen.

A-Cinema

Michael Ludwig ist ein feiner Kerl mit einer Leidenschaft fürs Kino.
Hoffentlich startet jetzt keine Hetze gegen ihn.

Filmgärtner

Ah ja, danke, weil ich ihn noch nicht kannte.
Er wird dort auch nicht glücklich werden.

A-Cinema

Er macht ein tolles Programm im Luru-Kino in Leipzig (leider bisschen weit weg von mir)

Filmgärtner

03.04.24, 22:52 #9 Letzte Bearbeitung: 04.04.24, 00:14 von Filmgärtner
Im besten modernen Sinne tatsächlich ein Programmkino.
Der Terminus wurde ja bei den Projektionisten in deren Forum lapidar erwähnt, woraufhin er hoffte, dass dies einmal definiert werden würde: natürlich kaum zu erwarten.

Wo er aber die Besetzung so fragwürdiger Immobilien auch durch Kinder verteidigt, und damit sogar im Sinne des Eigentümers argumentiert, raunzt man ihn schon wieder an mit dem Heiligtum des Eigentums.
Und ein anderer frankfurter Defätist verweist auf auf die ohnehin fatale Unmöglichkeit für jegliche Kultur auf dem Immobiliensektor, erst recht der von ihm zuvor (über seinen Doppelaccount des Rumpelstilzchens) persiflierten Laien.

Da reden sie schlecht über die Immobilienbranche, ohne aber professionellen Einblick in deren Sondervermietungen zu haben.

Wenn man dann aber doch gegen die Immobilieninteressen votiert, dann ist es auch wieder nicht recht, denn das Eigentum sei ja heilig.

Paradoxer geht's nicht mehr.

Aber wenn das Eigentum so heilig ist, müsste man solchen Projektionisten einmal Pierre-Joseph Proudhon nahebringen, und sie verloren endgültig die Fassung:

In seiner Schrift "Bekenntnisse eines Revolutionärs" schreibt dieser:

"Der eine Schriftsteller bezeichnet das Eigentum als positives Recht, das aus der Besitznahme entstanden und durch das Gesetz sanktioniert sei, der andere verteidigt es als natürliches Recht, dessen Ursprung in der Arbeit beruhe: und diese Ideen haben trotz ihrer scheinbar ganz entgegengesetzten Natur dennoch beide eine große Anhängerschaft. Ich aber behaupte, dass weder die Arbeit, noch die Besitznahme, noch das Gesetz das Eigentum zu schaffen im Stande sind, dass es vielmehr eine Wirkung ohne Ursache ist: wer will mich deshalb verdammen? Was für ein Sturm der Entrüstung sich da erhebt! - Das Eigentum ist Diebstahl!"

A-Cinema

Sie kennen Proudhon? Wunderbar.
In meiner Jugend hab ich alles versucht zu lesen, was es gab. Und gerade gemerkt, dass ich es völlig vergessen hatte.
Ich hätte gerne Kropotkin gelesen, da hab ich aber nichts gefunden, ich glaube, das wäre mir am nächsten.
Stirner habe ich gelesen, das war mir zu fern, zu unverständlich - dafür bin ich zu schlicht.
Paul Lafargue, ich habe es gerade hier liegen: "Das Recht auf Faulheit" für mich ein grandioses Beispiel, dass man nicht immer alles neu denken müsste.

Ja und: "Caleb Williams oder die Dinge wie sie sind"

A-Cinema


Filmgärtner

07.04.24, 12:26 #12 Letzte Bearbeitung: 07.04.24, 14:35 von Filmgärtner
Ein Interview mit Sophie Brakemeyer, eine der Initiatoren der Besetzung des Burger Kinos mit Erläuterungen über die kommende Projektarbeit.
Eine Förderung im Ortsbeirat des reaktionären Frankfurt wurde durch CDU und FDP abgeschmettert, aber das Konzept ist in sich stimmig und förderungswürdig.

Eventuell gibt es Probleme mit der Digitalprojektion, aber vielleicht kann man der Initiative sogar mit einer spielfähigen Anlage behilflich sein.

https://filmloewin.de/berger-kino-interview/?fbclid=IwAR3Sqoew2AA_ciGijvgYY-POyQo9vlQs4FQ8i2ZyWRhMaZ_-_Qc8KDuGzH4

Das Ganze wird begleitet von einer beispiellosen Häme im Projektionisten-Forum, vermutlich motiviert durch Neid und Verachtung gegenüber Kreativschaffenden.
Manche sind in ihrer Geisteshaltung der Adenauer-Republik nie entwachsen. Man könnte die Zeit natürlich noch weiter zurückdrehen und träfe auf das immerselbe deutsche Wesen.

Es würde einen nicht wundern, wenn man hier die "Gottbegnadeten-Liste" wieder einführte, denn die regelte schon einmal, wer unbedingt zu überleben (am Markt teilzunehmen) hätte.

Filmgärtner

Eindeutig ist, es geht weiter nach Monaten des Stillstandes.

Und hier das aktuelle Programm der Initiative:

https://berger-kino.org/

Christian_Mueller

Interessant, dass der Thread im anderen Forum noch nicht geschlossen wurde oder die Zensur eingegriffen hat. Ist aber wohl nur eine Frage der Zeit.

Ich wusste bislang noch nicht, dass Feminismus gleich Kommunismus ist und dass die deutschen Staatsfinanzen durch die Förderung eines Kleinbetriebes in Schieflage kommen könnten, wo sonst überall auf jenen einzelnen Cent der Steuerzahler penibel geachtet wird... ;D