Während bei LICORICE PIZZA bei einigen Kopien bereits die Schicht abblätterte, erwies sich auch DEATH ON THE NILE als aufnahmetechnisches und produktionstechnisches Desaster: neben amateurharter Kameraarbeit erschrickt auch das Endergebnis auf Filmkopie - der Film wurde bei Foto Kem in Burbank gescannt und gescannt und kopiert und bei Cinelab in London entwickelt und ausbelichtet, hieß es.
"Grausam" muten bei DEATH ON THE NILE die (im Vorführer- oder Kopierwerks-Jargon in der Art bezeichneten) grieseligen, absaufenden und grobkörnigen Innen- und Nachtaufnahmen an, befremdlich wirken auch die Tagesszenen mit verfälschter Farbbalance.
Warum hunderte an Indern innerhalb der Postproduktion für die Retusche eines Originalnegativs herangezogen wurde, das frisch aus der Entwicklung kam, läßt Schlimmstes für die Zukunft erahnen?
Reportagen:
https://britishcinematographer.co.uk/what-does-future-hold-for-65mm-filming-and-70mm-prints/
https://www.thedigitalfix.com/death-on-the-nile/george-murphy-vfx-interview
https://gocreativeshow.com/death-on-the-nile-cinematography-with-haris-zambarloukos/
Sofern es an der randständige Spezies angeht, die keiner richtig beschreiben kann, wird alles gehypt, was neu auf Polyester erscheint, selbst wenn jene Erzeugnisse einen Hohn an Schärfe, Farbe und Lichtbestimmung gegenüber eigentlich bekannten Standard-Klassikern zurückfielen, wie seit 20 Jahren zu beobachten ist.
Hervorragende Filmkopien hat kaum jemand seit Jahrzehnten in einwandfreiem Zustand gesehen (da gibt es einerseits das sogenannte Color Fading bei noch existierenden, einst hervorragenden Filmkopien, oder bei Neukopierung gibt es zuvor nicht für möglich gehaltene Verluste), und so gibt es natürlich auch keine Kenntnisse und Maßstäbe mehr, die rückholbar sind.
Auf den Punkt gebracht: was nützen neue Filmkopien, in denen kein Farbgleichgewicht mehr herstellbar ist? Wenn auch die einst berühmte Schärfe 70 mm-Formats durch entweder einen Duplikatprozess oder durch das die Ausbelichtung herabgestuft werden?
In genau dieser Prozessabfolge hat es sich immer wieder gezeigt, dass die wenige Wochen nach 70 mm-Start erschienenen Blu-ray Discs fast immer eine bessere Farb- und Dichtekorrektur aufweisen.
Geht man dann auf Blu-ray UHD und HDR, sieht selbst die wohlwollend betrachtete 2K-Ausbelichtung etwa von WONDERWOMAN auf 70 mm abträglich aus.
Solange die bisherige Prozessabfolge beibehalten wird, wird es keine annehmbare 70 mm-Kopie geben, von welchem Titel auch immer.
Natürlich kann man darüber mit den Achseln zucken. Oder sich dazu durchringen, wenn man schon der analogen Filmprojektion die Treue hält, dem Publikum die Zusammenhänge zu erklären und reinen Wein einzuschenken.
Dies geschieht nirgendwo.
Gewohntes lässt somit bereits nach der Ankündigung des Trailers der Film OPPENHEIMER erwarten: unmotivierte Ausleuchtung des Kameramanns Hoytema, in Kauf genommen eine verflachte Schärfentiefe, ein insgesamt zu weicher Eindruck des Bildes sowie verkreuzte und desaturierte Farben, welche vermutlich als Stilmittel zur Verifizierung einer 1940er-Jahre-Atmosphäre herhalten müssen.
Der zweite Trailer, freigeschaltet für die Zeit von Dezember 2022 bis Januar 2023, lässt wenig Hoffnung:
Ohnehin dürfte die qualitative Gewährleistung einer Schwarz-weiß-Filmentwicklung nach so langer Zeit erfahrungsgemäß nicht mehr möglich sein. Jene Makel werden spätestens in der analogen Filmkopie erkennbar sein, sofern diese nicht wieder über den Digital-Intermediate-Prozess hergestellt wird.
https://www.olympus-lifescience.com/en/microscope-resource/primer/photomicrography/bwprocessingerrors/
https://www.learnfilm.photography/10-film-photography-processing-problems-and-how-to-solve-them/