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#91
Zitat von: Filmgärtner am 11.04.24, 08:05"Sehnsucht nach Unschuld" (1960er/2024): Kompilation der Leni-Riefenstahl-Aufnahmen der Nuba mit geschmäckerischer Note.

Angedacht für den 18.04.2024 im Münchner Filmmuseum:

https://www.abendzeitung-muenchen.de/kultur/kino/leni-riefenstahl-das-letzte-projekt-von-hitlers-lieblingsregisseurin-ist-fertig-art-971686

Die Vorstellung wurde von der Stadt München abgesagt. Also entscheidet die Münchner Stadtregierung über die Programmierung eines Filmtheaters? Über die Meinungsfreiheit und Informationsfreiheit?

Der Film könnte ein spätes Zeugnis nationalsozialistischen Denkens sein durch eine Hymnisierung und Infantilisierung von Urvölkern.
Er ist aber nicht im direkten Sinne im Rahmen der Verbots- oder Vorbehaltsfilme nachgewiesene faschistischen Propaganda während der Zeit des NS-Regimes, sondern 20 Jahre später entstanden.
Anstatt es zu Konflikten oder auch Auseinandersetzungen innerhalb des Kinosaals, davor und danach im demokratischen Sinne ankommen zu lassen, wobei sowohl (die verstorbene) Regisseurin als auch der Film zur Gänze angegriffen werden können, macht man wie seit Corona-Zeiten bei unliebsamen Themen "dicht"?

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/film-von-leni-riefenstahl-nach-protesten-vom-nicht-gezeigt-19663067.html
#92
Man könnte noch einmal nachdenken über die Beschreibung der Bildformate.

Erfreulicherweise läuft auch in diesem Hause mal wieder "The Hateful Eight" (nicht für mich erfreulich, der den Film nicht schätzt, aber im Sinne eines anregenden Nachdenkens über die Geschichte der Filmformate ist jede Filmaufführung zu begrüßen).

Einer der Filmhistoriker oder auch Referenten des Hauses hat dabei etwas durcheinander gebracht. Der Wortlaut des Referenten wird vom Kinobetreiber nun einmal 1:1 übernommen, und so darf man auch darauf eingehen und noch einmal den Hintergrund der oftmals als Originalprojektion beschriebenen Verfahren ins Gedächtnis zurückrufen.

Der Veranstalter und Betreiber hat es folgendermaßen formuliert:

(...) Im originalen 70mm Ultra-Panavision-Format auf der Todd-AO-Bildwand ein Filmgenuss der Extraklasse.


So kann man projizieren, zum Teil gefiele es auch mir.

Es gab sogar 70 mm Ultra Panavision-Projektionen auf original Todd AO-Bildwand beispielsweise bei "Ben Hur" 1960 im Delphi Palast am Zoo (selber dort in der Reprise 1972 dort gesehen) und an anderen Orten.

Dennoch wurden bereits 1960 und 1961 für "Ben Hur" und "Meuterei auf der Bounty" von MGM für eine original 70mm Ultra Panavision 70-Projektion die Filmtheater "Tabor" in Wien oder "MGM Theater Kurfürstendamm" auf eine dementsprechende Bildwand umgebaut mit gefragter Überbreite von 1:2.75. Dort musste nicht wie bei Todd AO eine Höhenkaschierung zusammengefahren werden für das schmalere Bild, denn es wurde nicht schmaler, sondern breiter: die Bildwände waren dabei vollkommen flach. Und dies genau ist der Inbegriff des originalem Ultra Panavision: keine Eingrenzung durch die Höhenkaschierung, sondern eine Ausweitung der Bildwand auf die maximale Saalbreite.

Bei den 70mm-Cinerama-Bildwänden hinwiederum im Royal Palast Frankfurt am Main sowie Schauburg Karlsruhe (ab 1966 bzw ab 1968) handelt es sich um keine Bildwand mehr nach Konstruktionen von Todd-AO oder im Auftrag von Todd-AO, sondern der deutschen Cinerama mit ihrer Verbreitung eines Einlinsen-Cinerama (auf Grundlage des 70mm-Streifens anstatt der früheren 3-streifigen Cinerama-Wiedergabe): Nicht unähnlich zu Todd-AO, doch ist das Bildseitenverhältnis der 70 mm Cinerama-Bildwand stets breiter und auch stärker gekrümmt, wodurch es in der Bildmitte zu einem etwas stärkeren Bildbeschnitt gegenüber den Bildwänden mit originaler Todd-AO-Spezifikation führt.

Da die originalen Ultra Panavision-Bildwände wie beschrieben vollkommen flach waren, mussten für spätere Darbietungen solcher Filme auf stark gekrümmten Bildwänden etwa nach dem Cinerama-Typus durch spezielle Kompensationsoptiken während des Kopierprozesses sog. rectified prints gezogen werden (in der Bildmitte eine minimale Pressung aufweisend, die zu den Bildrändern immer stärker zunimmt).

Ursprünglich wollte Tarantino seinen Film im Cinerama Dome Hollywood zeigen - dafür hätte er eine solche 70mm-Kompensationskopie herstellen müssen bei original Ultra Panavision  70.

Weltweit existiert davon keine einzige, weshalb der Film auf flachen Bildwänden gezeigt werden muss, wenn man dem Anspruch "original 70mm Ultra Panavision" genüge tragen möchte.

Auf jeden Fall hat es m.E. (andere widersprechen da entschieden) seine Reize, auf gekrümmter Bildwand zu projizieren. Die Frage ist insofern ganz einfach lösbar, indem man das Attribut "original" weglässt, um dann den einen oder anderen Film ohne zu viele Etikettierungen auf die Weise zu genießen/wahrzunehmen, wie es heute möglich ist.

Das normale aber auch fortgeschrittene Publikum akzeptiert im ersten Anlauf Werbeetikette. Man kann ihm nicht abverlangen, solche Feinheiten bis auf 65 Jahre zurückgehend nachverfolgt zu haben.
Es liegt da in der Verantwortung des Betreibers, bei den Werbemitteln mit Behutsamkeit umzugehen.
#93
Ab 2:37.50:

Leider eingebettet in ein marktschreierisches und Angst machendes Propaganda-Video der österreichischen FPÖ verbergen sich dennoch Aussagen von Medizinern, die man nicht überhören sollte:

#95
Und hier die Petition für die derzeitigen Betreiber, die ich unterschrieben habe:

https://weact.campact.de/petitions/berger-kino-fur-alle?from_action_confirmation=true

(Möglicherweise spenden wir auf Leihbasis dem Kollektiv etwas für ihre Projektionstechnik, falls tatsächlich, wie böse Zungen prophezeihen der Barco Projektor einmal ausfallen sollte.)
#96
Äußerst aufschlussreich, wer hätte das gedacht:

"What is the most misunderstood thing about Steven Spielberg's science fiction film A.I. Artificial Intelligence?

These pictured beings are NOT aliens and the end of the film was NOT the result of Steven Spielberg's over-sentimentality affecting Stanley Kubrick's original vision of the film.

A.I. Artificial Intelligence is an adaptation of the 1969 Brian Aldiss short story Supertoys Last All Summer Long.

In the late 1970s, director Stanley Kubrick bought the rights to the story and had Aldiss write a film treatment.

He fired Aldiss from the project and hired Bob Shaw to script it. His tenure lasted just six weeks due to the hectic work schedule that Kubrick was known for. Ian Watson was then hired. He wrote a 90-page treatment.

The Adventures of Pinocchio was also a huge influence for the film in Kubrick's eyes.

In 1995, Kubrick eventually decided that he wanted Steven Spielberg to direct it, with Kubrick producing. Spielberg was shocked. He held Kubrick very high, as most did. But Kubrick was very humble and said that it's something Spielberg would be better at.

The project languished since Kubrick first attained the rights because the technology was not available. Once Spielberg's Jurassic Park showcased potential in computer graphics, he was ready to go.

Spielberg still thought that Kubrick should direct it, but remained as a close collaborator. Kubrick put it aside to direct Eyes Wide Shut, a production that went well beyond schedule due to Kubrick's meticulous style of directing.

Sadly, Kubrick passed away before that film was released. He would never get to see A.I. Artificial Intelligence come to life on the screen, by his direction or Spielberg's.

Producer Jan Harlan and Kubrick's wife Christiane approached Spielberg and asked him to take the project on.

Spielberg wanted to honor his late friend. He started writing the script based on the 90-page treatment that Watson had written.

Spielberg wrote the film and later directed it. It remains to be one the the most underrated science fiction films of all time in my eyes. I just watched it with my two boys (16 and 12), and they were entranced by it.

The most divisive element of the film is the most misunderstood part of it.

Many people didn't understand the ending. They thought the tall and slender beings that bring David back to life were aliens.

They weren't. They were Mecha that evolved over two thousand years from the point where David was created . Their particular group was studying human life — as humans were long extinct.

David was the only known surviving Mecha that had contact with human life.

Interested in his scanned memories, they learned that David wanted to become a real boy. That wasn't going to happen. They also knew that he wanted his mother to love him like a real boy. Sadly, anytime they tried to recreate a human from discovered DNA, they couldn't recreate their memories and feelings for more than a single day. As soon as they fell asleep, those elements were erased.

David's friend Teddy had saved a lock of his mother's hair. And he was gifted the opportunity to experience a single, wonderful day with his mother — until her love for him faded away.

Sentimental? Yes. Spielberg's idea that he injected into Kubrick's vision? No.

Screenwriter Ian Watson said:

    "Quite a few critics in America misunderstood the film, thinking for instance that the Giacometti-style beings in the final 20 minutes were aliens, whereas they were robots of the future who had evolved themselves from the robots in the earlier part of the film... and also thinking that the final 20 minutes were a sentimental addition by Spielberg, whereas those scenes were exactly what I wrote for Stanley and exactly what he wanted, filmed faithfully by Spielberg."

Spielberg himself told film critic Joe Leyden in 2002:

    "People pretend to think they know Stanley Kubrick, and think they know me, when most of them don't know either of us. And what's really funny about that is, all the parts of A.I. that people assume were Stanley's were mine. And all the parts of A.I. that people accuse me of sweetening and softening and sentimentalizing were all Stanley's. The teddy bear was Stanley's. The whole last 20 minutes of the movie was completely Stanley's. The whole first 35, 40 minutes of the film—all the stuff in the house—was word for word, from Stanley's screenplay. This was Stanley's vision...Eighty percent of the critics got it all mixed up. But I could see why. Because, obviously, I've done a lot of movies where people have cried and have been sentimental. And I've been accused of sentimentalizing hard-core material. But in fact it was Stanley who did the sweetest parts of A.I., not me. I'm the guy who did the dark center of the movie, with the Flesh Fair and everything else. That's why he wanted me to make the movie in the first place. He said, 'This is much closer to your sensibilities than my own.' While there was divisiveness when A.I. came out, I felt that I had achieved Stanley's wishes, or goals."

I thought the film was a wonderful exploration of the philosophy and ethics of creating artificial intelligence. And like the film itself matching the subjects of fact and fairytale (in the Dr. Know sequence), this film creates a masterful hybrid of science fiction (speculative science based on possible outcomes) and fairytale adventure, with a Mecha Pinocchio trying to find a way to become a real boy.

I strongly recommend that people revisit it — whether you loved it or hated it. My recent revisit was a thrill, as I picked up on so much more than I remembered... even in that last 20 minutes."

Quelle: https://thetaoofscreenwriting.quora.com/What-is-the-most-misunderstood-thing-about-Steven-Spielberg-s-science-fiction-film-A-I-Artificial-Intelligence
#97
UNBEKANNTE SEITEN VON KLASSIKERN / Aw: El Cid (1961)
Letzter Beitrag von Filmgärtner - 18.04.24, 00:25
Ja zumindest ähnlich, obwohl es nicht genau dieselben sind.
Bekanntlich hatte auch "Old Shatterhand" ein grandioses Aussehen bei der Premiere (bis auf den raschelbden rechten Kanal in der Zoopalast-Kopie) und selbst noch in gefadetem Zustand. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, oder wenn es so auf einer Bildwand heute wieder auftauchen würde, wäre das sehr ins Auge stechend - im Vergleich zu heutigen Filmen könnte man mit einer Skandaldiskussion rechnen.

Bei EL CID muss ich die Farben anhand der vorhandenen Silberscheibe versuchen zu erraten, neulich wieder versucht: die Fantasie nahm bereits schwindelnde Phasen an.
Zwar hatte ich den Film auch mal auf 35 mm Technicolor, aber diese war doch zu grünlich.
Aus dem Nachlass der Bronston Studios noch einige Umkehrdias zu den damaligen Dreharbeiten, allerdings auf anderem Material (doch deutlich steiler) als Eastman Color kalt Prozessnegativ für den Laufbildfilm.

Möglicherweise ist das Originalnegativ bereits deutlich gefadet bei den unklaren und kaum klimatisierten Lagerungen und Streitigkeiten der rechte Inhaber: dann wird es noch schwieriger mit einer Restaurierung.

Jedenfalls hört man auch von THE SEARCHERS, der in den nächsten Tagen neu auf 70 mm erscheint, Horrorberichte zum Originalnegativ.
#98
UNBEKANNTE SEITEN VON KLASSIKERN / Aw: El Cid (1961)
Letzter Beitrag von Apache Apache - 18.04.24, 00:19
Das selbe Problem wie schon auch bei Old Shatterhand jetzt mit El Cid da keine siebziger Abtastung vom Originalnegativ.
#99
BILD- & TONGESTALTUNG / Aw: Das Boot SDDS 8 Channels
Letzter Beitrag von Apache Apache - 18.04.24, 00:17
Zitat von: Filmgärtner am 17.04.24, 11:30(Beitrag besser in "Sound Design"-Rubrik sammeln...)

Dann verschiebe doch bitte diesen Thread in Sounddesign du bist ja Administrator hier im Forum. Du schriebst ja auch schon einen Beitrag hier in diesem Thread.
#100
ANALOGFILM - ARCHÄOLOGIE DER MEDIEN / Aw: Filmkameras
Letzter Beitrag von Filmgärtner - 17.04.24, 11:32
Die neue 65 mm-IMAX Kamera, etwas kleiner und wie angekündigt 30% leiser:

https://nofilmschool.com/imax-next-gen-camera?fbclid=IwZXh0bgNhZW0CMTEAAR3JwijOmX9YoM_T2JyAV5N6rnyQG4gql7Dw_qfeFuGg9TApEP_RGRyO6ko_aem_ATs1TYCy-hjwW5TCTurLm8Edi5UuG4ArjuJceMCLJOP736vk-KONVriQb8MTVKLmVEsNYDlcOz90gHPzkBv8mYI9

(Das wird aber nichts an dem irren Workflow ändern, dem heutige fotochemische Firma ausgesetzt sind.)