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#81
KULTUR & POLITIK - Focus und Konnektivität / Aw: DCI
Letzter Beitrag von Filmgärtner - 30.04.24, 23:04
Der Vorgang könnte neuerlich debattiert werden, wenn dem Königs der umweltpolitischen Wende und der Nachhaltigkeit Energieeinsparungen seitens des Gesetzgebers nicht alleine Privathaushalten oktroyiert werden können.

Oder die Energieverschwendung auch noch durch Subventionsschwindel toleriert wurde.
#82
Ich plane einen Zeitstrahl zu erstellen, inwieweit und zu welchem Zeitpunkt sich die drei Kinoorganisationen für Kinos im "ländlichen Raum" interessiert haben. 

Allein in der jüngsten Stellungnahme des HdF zur Novelle des Filmförderungsgesetztes taucht der Begriff 5mal auf.
Auch ohne recherchiert zu haben, glaube ich, dass der Begriff beim HdF vor 2017 keinerlei Rolle gespielt hat.
Schön auch zu sehen, wie die AG Kino ein "Netzwerk Landkinos" angestossen hat. Wann hatte sie nochmal damit begonnen? Ich glaube nicht vor 2017.

Ich habe natürlich eine ganz konkrete Meinung zu solch opportunistischem Verhalten und werde versuchen, das Verhalten der besprochenen Verbände an der richtigen Stelle transparent zu machen.

Was war nun 2017? Das bleibt nun erstmal ein (lösbares) Rätsel.
#83
KULTUR & POLITIK - Focus und Konnektivität / Aw: DCI
Letzter Beitrag von A-Cinema - 30.04.24, 18:31
Oh nein, was lese ich gerade aufarbeitend:

Der HDF Kino e.V. (HDF) Stellungnahme zum FFG-Diskussionsentwurf schreibt im Dezember 2015:
ZitatIn den letzten vier Jahren haben sich die Ausgaben pro Leinwand beim Kino teils dramatisch erhöht.

  • Die Energiekosten sind in den letzten vier Jahren um über 45 % gestiegen. Als Beispiel sei hier nur daran erinnert, dass man durch die Einführung der digitalen Projektoren in den Vorführräumen Klimaanlagen benötigt, die quasi von morgens bis nachts in Betrieb sind.
  • Die Wartungskosten beliefen sich vor der Digitalisierung pro Jahr auf maximal 100 Euro pro Saal. Heute sind Wartungsverträge wegen Garantiegewähr und Software-Updates zwingend notwendig, durchschnittlich 95 Euro/Saal/Monat.
    Mehrkosten hier pro Jahr und Saal ca. 1.100 Euro (das 10fache).
  • Die Leuchtmittel vor der Digitalisierung 2KW Xenon-Kolben, Lebensdauer 3.000 Stunden (oft länger genutzt), Preis: ca. 800 Euro
    Seit der Digitalisierung 4 KW Xenon-Kolben, Lebensdauer 1.000 Stunden, Preis: 1.100,-- €
    Wobei diese Longlife-Lichtquellen erst seit wenigen Wochen am Markt sind.
    Im Bereich Lampen haben sich die Kosten etwa verdreifacht.
Ich weiss nicht, ob die unbedingte Forderung dann sein muss, mehr Fördergelder zu erhalten. Man könnte auch überlegen, ob man einen Irrweg gegangen ist.

A-Cinema wurde verteufelt, als es vorher darauf hinwies.
#84
In den letzten zwei Jahren habe ich öfters die Aussage gehört, dass Kinos Jahrmarkt seien.

Ursprung ist, dass irgendjemand bei irgendeiner Veranstaltung das behauptet hat und nun lesefähige Leute auf diese Behauptung aufspringen.

Letztes Beispiel hier:Kino ist Jahrmarkt

Ich finde diese Aussage völlig an den Haaren herbeigezogen - sag ich eben: Theater ist Jahrmarkt, Oper ist Jahrmarkt (Beweis:Cyrano von Bergerac).

Was hab ich an Hochkultur vergessen, was nicht Jahrmarkt ist?
Ah, Musik.
#85
Festivalleiter Gass erhält die Cramer-Medaille der Deutsch-israelischen Gesellschaft für seine Beharrlichkeit, einem Boykott-Aufruf einiger Filmemacher und Kulturträger, welche ihm ein zu einseitiges Israel-Bekenntnis vorwerfen, widerstanden zu haben.
Dabei wird die derzeitige Solidarisierung mit den Palästinensern als "Blase" bezeichnet, die doch immer wieder nur Antisemitismus zur Folge habe.

Die Argumentation ließe sich natürlich umdrehen, dass etwa eine Waffenlieferung an die Netanjahu-Regierung den Antisemitismus ebenfalls nicht abbaut, geschweige denn die Palästinenser zur Ruhe bringt.
Einigen Journalisten wiederum, welche sich verstärkt über das Leid in Gaza beklagten, von einem direkten Kriegsverbrechen sprachen, erhielten daraufhin keine vorauseilenden Einladungen der Oberhausener Festivalleitung mehr (sie können sich selbstverständlich als Journalisten noch immer akkreditieren, allerdings kostenpflichtig).

https://www.waz.de/staedte/oberhausen/article242209400/Israel-Konflikt-Hohe-Auszeichnung-fuer-Kurzfilmtage-Leiter.html
#86
UNBEKANNTE SEITEN VON KLASSIKERN / La Chinoise (1967)
Letzter Beitrag von Filmgärtner - 29.04.24, 17:58
Der Agitprop-Film von Jean Luc Godard nahm ein Jahr vor den Mai-Revolten von 1968 in Paris die Studentenbewegung vorweg und stellte sich unmissverständlich politisch auf die Seite der chinesischen Kulturrevolution (politisch: die Niederkämpfung einer neu entstehenden "Kapitalistenklasse" in China unterstützend. Moralisch: hohe Menschenopfer noch nicht vorwegsehen könnend und kulturell den Verlust an Kulturgütern).
Vom Sozialismus war Godard nie abgerückt, auch forderte er eine neue Kunst entgegen der repräsentativen der bisherigen "herrschenden Klassen".

Am Ende des Clips fühlt man sich zusammen mit Shelley Duvall aus "The Shining" nach vorne versetzt: sie zückt ein Messer gegen... (?)


https://linkswende.org/die-chinesin/L
https://www.jstor.org/stable/40547180
#88
UNBEKANNTE SEITEN VON KLASSIKERN / eXistenz (1999)
Letzter Beitrag von Filmgärtner - 29.04.24, 10:19
Zum 25. Jahrestag ein Rückblick auf
Cronenbergs Werk, das terminlich unglücklich zeitgleich mit "Matrix" in den Kinos erschien:

https://www.heise.de/hintergrund/David-Cronenbergs-eXistenZ-25-Jahre-seiner-Zeit-voraus-9700252.html
#89
Ein Meisterwerk der makabren Komik von Woody Allen (zwei Einstellungen erinnern auch an 'Cocktail für eine Leiche").

https://www.stern.de/kultur/woody-allens-letzter-film---ein-gluecksfall-34619636.html

Die Kamera-Arbeit von Vittorio Storaro geht auch wesentlich intelligenter und vorsichtiger mit Farbfiltern um als in Allens Film "Midnight in Paris" vor 12 Jahren.

Besuch von einem vorwiegend deutlich älteren Publikum (jedenfalls bei meiner Sichtung in der Passage in Hamburg).
#90
Über die Verpackung des Heimatfilms in historischen Erbauungsfilmen der DDR mit kollektiv-folklorostischen Ingredienzien stieß ich erst kürzlich.
Hier ist kritisch herauszufinden, ob zugunsten dieser Idylle der Film-auteur unterdrückt wurde in Ost und West?

Es gibt die Auffassung, das frühere Unterhaltungskino der Bundesrepublik Deutschland habe "restaurative" Strömungen in sich aufgenommen. Es gebe eine Kontinuität inhaltlicher, technischer oder künstlerischer Eigenheiten zum Unterhaltungsfilm vor 1945 (es gibt den NS-Film und es gibt den BRD-Film und den DDR-Film). Diese Auffassungen sind bereits vor Jahrzehnten vertreten worden und waren selbst zur Zeit der Regentschaft von Bundeskanzler Adenauer durch die Meinungsfreiheit und das Grundgesetz gedeckt.

Gibt es wirklich keinerlei Kontinuitäten vor/nach 1945? Sind Komödien und Lustspiele ausnahmslos harmlos? Meines Erachtems wäre es verwunderlich gewesen, wenn es nach 1945 zu einer totalen Abkehr von "Heimat und Scholle" gekommen wäre.

Andere Filmwissenschaftler (auch ein früherer Prof. von mir) glauben nicht an die restaurative Zwecksetzung:

Kaum ein Filmgenre ist so mit der deutschen Filmindustrie der 1950er Jahre verbunden wie der Heimatfilm.

Nach dem Überraschungserfolg des Schwarzwaldmädels (1950) entstand eine bis in die 1960er fortgesetzte Schwemme von Filmen, die ihrerzeit manchmal große Publikumserfolge waren und die manchmal bis heute lebendig geblieben sind (man fenke an die Filme um die Kaiserin ,,Sissi" oder auch die Schleswig-Holstein-Epen auf dem ,,Immenhof").

Oft ist den Filmen eine restaurative Tendenz zugeschrieben worden, ein Festhalten an Lebensformen rines bäuerlichen Deutschland, das so gar nichtit der Realität der 1950er zusammengehen mochte.

Und es wurde eine grundlegende eskapistische Tendenz erkannt, die vom Nachdenken über die noch so nahe Nazi-Vergangenheit abgelenkt habe. Es bleibt Aufgabe der Forschung, diese Urteile nachzuzeichnen und ihnen die These entgegenzuhalten, dass der Heimatfilm gerade nicht restaurativ orientiert gewesen sei, sondern die verschiedenen Modernisierungen, die die BRD in den 1950ern zu einer kapitalistischen Industriegesellschaft entwickelten, in manchmal süffisanter Art thematisiert habe. Junge gegen

Alte, Städte gegen Dörfer, Blasmusik gegen Schlager, das Reisen gegen das Bodenstämmige, Handarbeit gegen Maschineneinsatz, autoritäre gegen egalitäre Familienbeziehungen – es sind eine ganze Reihe von dramatischen Konflikten gewesen, die über den reinen Heimatfilm in die soziale und ökonomische Tealität der Bundesrepublik hinausweisen.


Aus: http://www1.uni-hamburg.de/Medien/berichte/arbeiten/0119_11.pdf