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#1
Über die Verpackung des Heimatfilms in historischen Erbauungsfilmen der DDR mit kollektiv-folklorostischen Ingredienzien stieß ich erst kürzlich.
Hier ist kritisch herauszufinden, ob zugunsten dieser Idylle der Film-auteur unterdrückt wurde in Ost und West?

Es gibt die Auffassung, das frühere Unterhaltungskino der Bundesrepublik Deutschland habe "restaurative" Strömungen in sich aufgenommen. Es gebe eine Kontinuität inhaltlicher, technischer oder künstlerischer Eigenheiten zum Unterhaltungsfilm vor 1945 (es gibt den NS-Film und es gibt den BRD-Film und den DDR-Film). Diese Auffassungen sind bereits vor Jahrzehnten vertreten worden und waren selbst zur Zeit der Regentschaft von Bundeskanzler Adenauer durch die Meinungsfreiheit und das Grundgesetz gedeckt.

Gibt es wirklich keinerlei Kontinuitäten vor/nach 1945? Sind Komödien und Lustspiele ausnahmslos harmlos? Meines Erachtems wäre es verwunderlich gewesen, wenn es nach 1945 zu einer totalen Abkehr von "Heimat und Scholle" gekommen wäre.

Andere Filmwissenschaftler (auch ein früherer Prof. von mir) glauben nicht an die restaurative Zwecksetzung:

Kaum ein Filmgenre ist so mit der deutschen Filmindustrie der 1950er Jahre verbunden wie der Heimatfilm.

Nach dem Überraschungserfolg des Schwarzwaldmädels (1950) entstand eine bis in die 1960er fortgesetzte Schwemme von Filmen, die ihrerzeit manchmal große Publikumserfolge waren und die manchmal bis heute lebendig geblieben sind (man fenke an die Filme um die Kaiserin ,,Sissi" oder auch die Schleswig-Holstein-Epen auf dem ,,Immenhof").

Oft ist den Filmen eine restaurative Tendenz zugeschrieben worden, ein Festhalten an Lebensformen rines bäuerlichen Deutschland, das so gar nichtit der Realität der 1950er zusammengehen mochte.

Und es wurde eine grundlegende eskapistische Tendenz erkannt, die vom Nachdenken über die noch so nahe Nazi-Vergangenheit abgelenkt habe. Es bleibt Aufgabe der Forschung, diese Urteile nachzuzeichnen und ihnen die These entgegenzuhalten, dass der Heimatfilm gerade nicht restaurativ orientiert gewesen sei, sondern die verschiedenen Modernisierungen, die die BRD in den 1950ern zu einer kapitalistischen Industriegesellschaft entwickelten, in manchmal süffisanter Art thematisiert habe. Junge gegen

Alte, Städte gegen Dörfer, Blasmusik gegen Schlager, das Reisen gegen das Bodenstämmige, Handarbeit gegen Maschineneinsatz, autoritäre gegen egalitäre Familienbeziehungen – es sind eine ganze Reihe bon dramatischen Konflikten gewesen, die über den reinen Heimatfilm in die soziale und ökonomische Tealität der Bundesrepublik hinausweisen.


Aus: http://www1.uni-hamburg.de/Medien/berichte/arbeiten/0119_11.pdf

#2
Also bei uns im Land gab es Heimatfilme auch nur aus dem Westen.

Blau Blueht Der Enzian / Kinderarzt Doktor Froehlich / Intermezzo Im Schnee
#3
Mich würde mal interessieren, ob es dieses Genre überhaupt in der DDR gab.

In der Schule hatten wir, dass die Schwemme der BRD-Heimatfilme darauf zurückzuführen ist, dass man sich nicht mit der Vergangenheit auseinandersetzen und eine heile Welt haben wollte.
#6
Ein bereits drei Jahre altes Interview mit dem Pächter, inmitten der Corona-Zeit, dessen feste Pläne und Konzepte so eigentlich nicht erkennbar sind.
Da er nicht mochte, aber das Kollektiv gerne dort Programm macht, wäre eine baldige Entscheidung zu begrüßen.

https://www.facebook.com/share/v/tB4mBK9HT5NCcJxQ/

#

Zur Rhein-Main-Kinomanagement GmbH gehört auch die Arthouse Gruppe Frankfurt, welche mit dem Cinéma und der als bestes Programmkino bereits prämierten Harmonie zuletzt das Eldorado übernommen hatte, und zwar von der Jaeger-Gruppe.
Möglicherweise gelingt auch die Übernahme der E-Kinos?

https://www.journal-frankfurt.de/journal_news/Kultur-9/Frankfurts-aeltestes-Kino-schliesst-Adieu-Eldorado-37282.html

https://www.hessenschau.de/kultur/e-kinos-in-frankfurt-schliessen-am-sonntag-v1,e-kinos-frankfurt-schliessen-102.html

https://www.arthouse-kinos.de/die-kinos/eldorado/
#7
So einige würden darüber den Mantel des Schweigens legen. Oder die Fehlentscheidungen schön reden: Man habe es (angeblich) vorher nicht besser gewusst, aber doch nur das Beste gewollt.
#8
Corona

Ist dieses Thema in der Politik nicht schon pure Vergangenheit?
#9
Endlich mal wieder politisch - wurde doch Jahrzehnte behauptet, Film und Kino seien nur schützenswertes Nostalgie- oder Konsum-Refugium.

Das Thema schlägt anderenorts hohe Wellen, weil man dort sich zu lange weltfremd und unpolitisch gerierte.

(Hier tauchen ja in dem speziellen Thread jeden Tag neue politische Themen auf, die in anderen Foren unterdrückt wurden. Wobei die Vorstellung neuer Quellen im Vordergrund steht, weniger die Privat-Fehden mit anderen Usern. Seltsamerweise ist genau dort, wo man jahrelang unpolitisch sein wollte, der Streit am schlimmsten entfacht).

Andererseits kommen zum Thema Frankfurter Kino in den nächsten Jahren hier gewiss noch andere Sichtweisen, Erinnerungen und Perspektiven - es geht mitnichten nur um die Debatte um das besetzte Berger-Kino, aber ich freue mich über den Mut und das Engagement.
#10
Warum gibt es allgemein so viele Diskussionen von diesem erneut in Betrieb genommenen Kino dort aus Frankfurt als sei das fast schon eine politische Angelegenheit?