Oppenheimer (2022)

Begonnen von Filmgärtner, 17.03.22, 00:08

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Filmgärtner

17.03.22, 00:08 Letzte Bearbeitung: 18.03.22, 23:55 von DCI sr.
Der neue Film von Christopher Nolan soll überwiegend wieder in 65mm IMAX-Format und Farbe gedreht werden, in einigen Szenen aber auch auf 65mm Schwarz-weiß Film.
Die erste Reportage zum Thema lässt mutmaßen, dass eine spezifische IMAX Schwarz-weiß-Kamera zum Einsatz käme, die bereits 2015 für Adeles "Hello" verwendet wurde.
Man kann sich darauf jedoch keinen Reim bilden, da die MSM 9802 sowohl für Farb- als auch für Schwarz-weiß-Film einsetzbar wäre, trotzdem minimaler Differenzen in der Dicke des Filmaterials.

Verwunderlicherweise wird auch noch hervorgehoben, dass auf Wunsch Nolans ein spezielles Schwarz-weiß-Negativ-Material entwickelt worden wäre.(Ähnliches wurde auch bereits 1999 für eine kurze Traumszene in Kubricks "Eyes wide shut" kolportiert.)
Auch hier kann man von einer Presse-Ente ausgehen, da es sich um Standard-schwarz-weiß-Material handelt, für das allenfalls die Messer für die Schnittbreite verstellt werden und durch Perforier-Stempel KS-Perforation Bestands erhält, was jedoch kein neues Material ist. Aber auch nicht alltäglich stattfindet.

Neuerlich wurde Hoyte van Hoytema eingesetzt als Kameramann, welchem man in Kenntnis seiner früheren Filme kaum einen sinnvollen Einfall im kreativen Umgang mit Schwarz-Weiß-Material unterstellen darf.

Hierfür müsste er erst eine Schule besuchen, um Schwarz-weiß-Film kennenzulernen, wonach in den besten Zeiten des Films mit spezifiziert eingefärbter Deko und Kostümen so wie Farbfiltern besonders brillante Ergebnisse erzeugt worden waren: https://www.aphog.com/farbfilter-in-der-analogen-schwarzweiss-fotografie/
Hinzu kommt, dass voraussichtlich die schwarz-weiß Szenen später auf Farb-Print -Filmmaterial erscheinen.

Insofern könnte "Oppenheimer", wäre man Wahrsager, in einer Katastrophe enden?

https://ymcinema.com/2022/03/01/christopher-nolans-oppenheimer-is-the-first-to-be-shot-on-bw-imax/


Bild: Image of Cillian Murphy and Matt Damon on the set of Christopher Nolan's OPPENHEIMER.

Filmgärtner

Die Vorstellung der Schauspieler Riege:

https://www.dailymail.co.uk/tvshowbiz/article-10745597/Cillian-Murphy-sProvokateurs-set-grey-suit-set-upcoming-film-Oppenheimer-LA.html

Anzunehmen ist, dass der Film wieder einen intentionalen oder unfreiwilligen Retro-Look annimmt.

Ob dieser stimmig oder sinnvoll ist, kann bezweifelt werden, wenn erneut der Versuchung nachgegeben wird, 1930er-Jahre Flair durch Farbentsättigung oder durch unfreiwilligen Grünstich nach der nicht fachgerechten Entwicklung der Filmkopien zu repräsentieren.

Filmgärtner

Die Laufzeit seines Films hat der Regisseur puristisch der Kapazität der analogen 70 mm IMAX Vorführanlage (konkret dem Umfang und der Kante der Filmtellerscheiben) angepasst. Dabei sind drei Stunden das Limit, und das hat er auch knapp eingehalten:

https://www.kino.de/film/oppenheimer-2023/news/kilometerlanger-film-wegen-christopher-nolans-oppenheimer-muessen-sogar-kinos-umgebaut-werden/

Filmgärtner

30.07.23, 22:53 #3 Letzte Bearbeitung: 30.07.23, 23:07 von DCI sr.
Aufnahmaterial:
Schwarzweiss Double X5222  mit Umbau einer vorhandenen (nicht näher genannten) Entwicklungsmaschine.
Bei Farbe sind die Aussenaufnahmen auf 250D und einige Innenaufnahmen auf 500T aufgenommen: zu empfindlich für ein Large Format.
Kameramann Hoytema berichtet, dass die
Imax-Optiken jenseits von 50mm und 80mm die Immersion und Qualität beeinträchtigten: unter 50 mit Tonnenverzerrung und über 80 "zu graphisch".

Am Schluss des Films tauchen tatsächlich drei farblich schöne Einstellungen auf und auch ohne abzusaufen, die erahnen lassen, was in dem Format steckt.

"Through the years we have discovered that the sweet spots with IMAX are 50mm and 80mm. Anything beyond those focal lengths and you start to diminish the immersive quality of the image. If you go too long the image appears compressed and more graphic, as if you're looking at a sort of flat screen. Anything too wide becomes more like a fishbowl, where the edges start to fall off too fast. So, the 50mm has become our wide lens, the 80mm our tighter lens. On close-ups they give you the right proximity and wideness, and everything around starts to function like the peripheral vision of your eyes.

"But when shooting our close-ups, we didn't want the camera to be six feet away from our subject. We wanted to be much tighter, so that you really feel the perspective and the intimacy. Also, I knew we would be filming in low-light situations and would need to shoot at T1.4 rather than a T4."

https://www.kodak.com/en/motion/blog-post/oppenheimer
https://www.indiewire.com/features/craft/oppenheimer-cinematography-imax-hoyte-van-hoytema-1234886893/

Filmgärtner

25.12.23, 12:03 #4 Letzte Bearbeitung: 25.12.23, 12:42 von Filmgärtner
Und schon wieder: auf Heimkino-Medium ist die "perfekt ausgeglichene" Version erschienen.
Im Kino-DCP, oben beschrieben, war das noch nicht der Fall.
Jetzt wirken alle Farbszenen gleichmäßig, in einer Linie und perfekt ausgeglichen: ebenfalls in schönstem Schwarz-weiß das hier erörterte Sondermaterial.

Von dieser perfekten Nachbearbeitung ist lediglich in Abstrich zu bringen, dass der farbliche Grundcharakter wie bei fast allen Christopher Nolan-Filmen oder von FotoKem hinsichtlich der Farbtreue zu wünschen übrig lässt: charakteristisch die roten Hauttöne sowie die grünbraunen Umgebungstöne - auch noch in der digitalisierten Version erkennbar.

Das gibt Anlass zu einer möglicherweise gewichtigen Aussage: die Farbaufnahmen etwa in "No time to die" von Cinelab London waren einwandfrei, auch bereits im Kino-Premierenstart (leider sind davon keine Filmkopien herausgebracht worden).
Es scheint daher möglich zu sein, nach wie vor eine einwandfreie Filmentwicklung zu garantieren: in London.

Man könnte bei FotoKem annehmen, dass Turbulenzen in den Entwicklern
verantwortlich sind für die Farbverunreinigungen. Aber diese Annahme lässt sich nicht erhärten, da ja keinerlei Schlieren im Bild erkennbar sind.

Die analogen Filmkopien waren hinsichtlich der
Schwarz-weiß-Darstellung nicht mehr in den Griff zu bekommen unter den Bedingungen in Burbank.
Und selbst wenn der Film in einem einzigen einheitlichen Format gedreht worden wäre, hätte man niemals Schwarz-weiß-Drehanteile mit Farbnegativ zusammenschneiden können, weil bereits die Bell- and Howell Punkte beim Analyzer nicht mehr ausreichen würden, um einen Direkt print herzustellen, es sei denn, man würde das Negativ A/B schneiden.

Zu Zeiten der subtraktiven Lichtbestimmung war das alles noch kein Problem gewesen war, in unserer Stadt wie auch sicher anderswo praktiziert.

Leider wirken die Schwarz-Weiß-Aufnahmen auch in der Tiefenschärfe flacher als die Farbfilmanteile. Die Fotografie, das Bildformat und die Motive bleiben unausgegoren, auch die monaural wirkende Tonmischung der Sprachen fast immer aus der Mitte ist einer 70 mm-Produktion unwürdig.
Der Film hätte in 1:1.85 besser gewirkt.

Fazit: Christopher Nolan  ist sein bisher künstlerisch, inhaltlich, in der Schauspielführung und im Drehbuch mit großem Abstand bester Film gelungen.
Würde er sich mit Filmformaten auskennen, hätte er sich von Lucas Production die VistaVision-Kameras geliehen, alles horizontal auf 35 mm gedreht und bei CineLab perfekt entwickeln lassen.

(Ins  Englische übersetzt kann man dies ja der Firma Synkopy mitteilen.)