Berlinale

Begonnen von Filmgärtner, 12.07.23, 23:37

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Filmgärtner

12.07.23, 23:37 Letzte Bearbeitung: 25.02.24, 14:12 von Filmgärtner
Offenbar auf Geheiß der angeblich so filmbegeisterten Claudia Roth (BKM), treffen die Berlinale drastische Sparmaßnahmen. Ca. 200 Filme dürfen noch gezeigt werden, und fast ein Drittel zum Vorjahr entfallen.
Die "Sektionen Berlinale series" und "Perspektiven deutscher Film" entfallen gänzlich.
Unter Berlinale-Leiter Kosslick war die Anzahl 2019 gezeigten Filme zuletzt auf 400 gestiegen.
Auch das Leitungsduo selber soll seine Verträge nicht verlängern.

Dabei sind auch die Besucherzahlen der Berlinale seit den 1950er Jahren beständig und dramatisch gestiegen und könnten Vielfalt und Aufwand ohne weiteres auffangen, sofern die Anzahl der Spielstätten noch erhöht würde und durch Eintrittspreise Kostendeckung erreicht werden könnte.

Von Gesundschrumpfung kann also keine Rede sein.

https://www.tagesspiegel.de/kultur/nur-noch-200-statt-zuletzt-287-filme-berlinale-beschliesst-drastisches-sparprogramm-10128451.html

https://taz.de/Berlinale-streicht-Serien-Programm/!5943639/

Filmgärtner

16.08.23, 16:19 #1 Letzte Bearbeitung: 16.08.23, 16:23 von DCI sr.
Kleinerer Etat, als ihn die Filmfestspiele in Venedig erhalten.

Die beiden gestrichenen Berlinale-Sektionen sollen dennoch in anderen aufgehen.

Das Ganze erstaunt, weil die Film-Wiederholungen ohne den Aufwand, die Filmcrew überall vorstellen zu müssen, durchaus kostengünstig in vielen mitspielenden und bereiten Kinos in Berlin möglich wären und zu guten Umsätzen führen würden. Lediglich ein DCP muss verschickt werden.

Zumal auch viele Berlinale-Veranstaltungen ständig ausverkauft sind, wäre hiermit eine gerechte Umverteilung im Sinne der Bevölkerungsinteressen auch geschäftlich weiterführend.

https://www.morgenpost.de/kultur/article238917713/filmfestival-berlinale-stellt-zwei-sektionen-ein-die-auswirkungen.html

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2024 soll es nur noch einen einzigen Film zur Hommage geben, und auch die Retrospektive ist auf 20 Titel geschrumpft:

https://www.deutsche-kinemathek.de/de/content/berlinale-2024-einschnitte-bei-der-retrospektive-und-hommage

Wenn etwas schrumpft, dann muss anderswo etwas wachsen oder größer werden. Falls darin einen Sinn liegen sollte? Erkennbar ist er nicht.

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Von Schrumpfung bei der Eröffnungsskala natürlich noch keine Rede - wer möchte auch nicht auf einem roten Teppich gefilmt werden:


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Berlinale wächst:

NO OTHER LAND: das israelisch palästinensische Filmteam hat sich gegen die Berlinale-Intendanz gestellt und gewagt, Israel als Apartheids-Staat zu bezeichnen:

https://www.zeit.de/news/2024-02/17/free-palestine-rufe-bei-berlinale-film-no-other-land


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Nun hat sich auch noch Georg Seesslen auf eine Seite geschlagen: https://taz.de/Liberale-und-Saekulare-in-Israel/!5970263/

Mit dem Vorwurf an Studenten, Filmstars und Klimaaktivistinnen, die mit ihren "Propalästina"-Losungen "gar nicht abwarten" könnten, bis alle israelischen Menschen und deren Staat verschwunden seien und mit Palästina ein neuer Terrorstaat entstünde, der wie alle anderen die Minderheiten unterdrückte. (Er hat das wirklich so geschrieben.)

Nach Seesslen dürfte es kein Widerstandsrecht vertriebener Völker gegen Apartheid geben, sie haben sich ausschließlich friedlich zu verhalten (während die von uns und den USA unterstützen israelischen Regierungen immer mehr Land erobern und Einheimische verdrängen?)

Seesslen beklagt die Kälte der Propalästina-Demonstranten gegenüber den Hamas-Morden.
Bisherige Opfer auf palästinensischer Seite erwähnt er nicht mit einem Satz (oder hat deren Schicksal vergessen, wie so einige Medientheoretiker und Semiologen?).

Palästinenser seien nach Seesslen allenfalls irgendwie arm, falls ich ihn richtig verstanden habe, sie sollten sich aber weiterhin korrekt verhalten.

Seesslen betont die Hoffnung in die israelische widerständige Zivilgesellschaft gegen Netanjahu, die ebenso wie palästinensische Interessen durch derzeitige Propalästina-Kundgebungen gefährdet seien.

-> Man könnte aus seinen Darstellungen schlussfolgern, dass allein oder im Zweifelsfalle eine erfolgreiche israelische Zivilgesellschaft am Ende auch über das Schicksal der (unmündigen?) Palästinenser entscheiden möge.

Ein manichäisches Weltbild, das um sich greift und um sich selbst kreist.

Da Seesslen seit Jahren über "die Linken" klagt, sei hinsichtlich der sogenannten nationalen Frage einer der Ur-Linken zitiert (Lenin):

»Zu glauben, dass die soziale Revolution denkbar ist ohne Aufstände kleiner Nationen in den Kolonien und in Europa, ohne revolutionäre Ausbrüche eines Teils des Kleinbürgertums mit allen seinen Vorurteilen, ohne die Bewegung unaufgeklärter proletarischer und halbproletarischer Massen gegen das Joch der Gutsbesitzer und der Kirche, gegen die monarchistische, nationale usw. Unterdrückung – das zu glauben heißt, der sozialen Revolution entsagen. Es soll sich wohl an einer Stelle das eine Heer aufstellen und erklären: ›Wir sind für den Sozialismus‹, an einer anderen Stelle das andere Heer aufstellen und erklären: ›Wir sind für den Imperialismus‹, und das wird dann die soziale Revolution sein! Nur unter einem solchen lächerlich-pedantischen Gesichtspunkt war es denkbar, den irischen Aufstand einen ›Putsch‹ zu schimpfen. Wer eine ,reine' soziale Revolution erwartet, der wird sie niemals erleben. Der ist nur in Worten ein Revolutionär, der versteht nicht die wirkliche Revolution.«

Das ist richtig von dem Standpunkt aus betrachtet, dass erst die Lösung der sozialen Frage auch die Fragen von Geschlechtergerechtigkeit, Heimatverbundenheit und des Friedens nachhaltig lösen wird.

Filmgärtner

Die Beschädigung der Berlinale durch einen verbrannten Standort.

Thomas Groh schreibt vollendet, was bereits in den 1990er Jahren absehbar war:

https://www.perlentaucher.de/im-kino/text-zur-retrospektive-das-andere-kino-der-berlinale-2024.html?fbclid=IwAR0qu54n_KAT7zatMe_LaFWn-zDErdMEOJokiGHcHK3G77EkBm73sbTIveM

Filmgärtner

Brief von Shelly Steinberg an die BKM-Beauftragte Claudia Roth anlässlich der cancel culture-Auseinandersetzungen nach der Berlinale:

wird hier Antisemitismus herbeifantasiert. Wenn man den Begriff ,,Genozid" in Bezug auf Israels Vorgehen in Gaza nicht verwenden darf, weil das antisemitisch sei, dann bedeutet das im Umkehrschluss, dass Genozid etwas Jüdisches sei. Es ist eine schiere Unverschämtheit, welches Bild des Judentums von deutschen Politikern hier gezeichnet wird. Es ist nichts Jüdisches, Kinder, Männer und Frauen zu entrechten, zu entwürdigen und umzubringen. Es ist nichts Jüdisches, Land eines anderen Volkes zu rauben und die dortige Bevölkerung zu unterdrücken und auszubeuten. Daher KANN die Kritik an solchen Zuständen gar nicht antisemitisch sein. Wer jedoch angesichts dieser Verbrechen von Antisemitismus spricht, missbraucht diesen Begriff und zeichnet ein widerliches Bild vom Judentum. Gegen eine solche Darstellung des Judentums verwehre ich mich vehement!

Statt in den eigenen Reihen wahren Antisemitismus zu bekämpfen, wird hier gegen jeden Israelkritiker geschossen. Ein solches Vorgehen wirkt sich nicht sonderlich förderlich für die demokratische Ordnung in diesem Land aus.

Es wäre schön, wenn auch einmal andere jüdische Stimmen als die des Zentralrats der Juden Gehör finden würden – denn der Zentralrat vertritt nur die absolute Minderheit der in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden. Der Zentralrat ist kein von den Bürgern gewähltes politisches Organ, daher herrscht bei den Bürgern Unverständnis über die enorme Einflussnahme des Zentralrats auf bestimmte politische Themen. Es ist nicht Aufgabe der deutschen Politiker, sich in Israelbelangen Vorgaben durch den Zentralrat geben zu lassen und diese dann unkritisch umzusetzen.

Ich stehe gerne jederzeit für einen weiteren Austausch zur Verfügung

Mit freundlichen Grüßen,

Shelly Steinberg