INTERSTELLAR 70MM

Begonnen von Apache Apache, 04.10.23, 03:20

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Apache Apache

INTERSTELLAR 70MM

Ist dieser Film bildlich sehenswert als siebziger Kopie?

Filmgärtner

04.10.23, 10:46 #1 Letzte Bearbeitung: 05.10.23, 19:47 von DCI sr.
Wie auch "Hateful 8" unerfreulich hinsichtlich der unausgeglichenen Lichtbestimmung und dem offensichtlichen Verzicht auf weitere Korrekturkopien. So etwas wäre noch in den 1990er Jahren niemals durchgegangen, wird aber von heutigen Verleihern, Betreibern und einem devoten Fanboy-Publikum klaglos akzeptiert.
Es ist auch wiederum nur eine sog. Dupkopie, sozusagen über Internegativ gezogen, während in den 1960er Jahren alle 70 mm-Kopien immer direkt vom Originalnegativ gezogen worden sind mit überragender Schärfe!

Davon abgesehen schwankt der Film in seiner fotografischen Qualität und springt in etlichen Szenen von Unschärfe zu Unschärfe.
Fokussiert man auf das, was noch übrig bleibt, die Aufnahme auf fotochemischem Film, wird diese Qualität bedauerlicherweise gerade auf der Blu-ray sehr schön wiedergegeben: was aus "Interstellar" noch nicht einen schönen Film macht, auch wenn einige verzückt in den Weltraum schauen oder berührt sind von dem Tochter-Vater-Verhältnis des Plots.

Schon nach wenigen Tagen wies diese Filmkopie Kratzer und Schrammen auf, die in einem bestimmten deutschen Kinos zugefügt wurden. Durch bestimmte Mittel, beispielsweise das in der europäischen EU verbotene Filmguard, lässt sich dies wieder ein bisschen abmildern.

Schade ist auch, dass die Szenen, die tatsächlich in 65 mm IMAX gedreht worden, in dieser Duplikatkopie in der Auflösung und Schärfe nicht adäquat rüberkommen: Mängel also in der optischen Umkopierung.

Das klingt jetzt bereits wie Jammern auf elitärem Niveau, aber der ganze Aufwand mit dem Breitfilm sollte doch adäquate Früchte tragen, ansonsten kann man sich die Aufwände sparen, finde ich.

Insgesamt natürlich ist die Kopie nicht so schlecht, wie es hier anklingt, und immerhin ist es damit gelungen, einem Millionenpublikum etwas Spaß zu vermitteln.

Mit "Todd AO" aber hat das Ganze fast nichts mehr zu tun.
Auch die 70 mm-Imax-Kopie in Prag überzeugte nicht.

Apache Apache

Danke ein sehr interessanter und professioneller Bericht.

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Also in der Kritik von Wikipedia vergleicht man diesen Film sogar mit diesem Klassiker. ( 2001 A Space Odyssey )

Filmgärtner

Fragt sich nur, was da miteinander verglichen würde.

Filme könnten nicht unterschiedlicher sein.

Filmgärtner

Und auch hier könnten die Auffassungen/Wertungem kaum weiter auseinander liegen.
Ich zitiere eine Kinoannonce, wieder einmal aus Karlsruhe (aber austauschbar auch mit anderen Theatern):


Weiter...größer...gewaltiger...Christopher Nolan's INTERSTELLAR ist wie gemacht für unsere tiefgekrümmte original erhaltene (...) Bildwand. Deswegen zeigen wir dieses bildgewaltige Meisterwerk (...) als Abschluss unseres diesjährigen 17. Todd-AO Filmfestivals exklusiv in analoger 70mm Projektion und in der englischen Originalfassung.

Mit vier Oscars ausgezeichnet zeigt diese komplexe, virtuos gestaltete Weltraum-Oper um Wurmlöcher, Zeitreise-Paradoxien und die Botschaft, dass es eine Symbiose aus Emotion und Kognition, Glaube und Wissenschaft geben kann. Die audiovisuelle Wucht des Films wird dabei stets durch plausible zwischenmenschliche Dramen geerdet.

Die Plätze sind begrenzt, deswegen sichert Euch (...) https://kinotickets.express/karlsruhe_schauburg/sale/tickets/23477 Euren Platz.


Leider ein Manifest kaum zutreffender Filmanalyse. In etlichen Aspekten ist das Gegenteil leider auszumachen.

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INTERSTELLAR

Also dieser Film bietet eine volle Wirkung nur im Kino und ist absolut nicht zu empfehlen auf Consumerdiscs.

Filmgärtner

09.10.23, 15:34 #7 Letzte Bearbeitung: 09.10.23, 16:51 von DCI sr.
Kann man auch nachvollziehen, weil er ja Grund seiner Thematik und dynamisch sich nähernden und entfernenden Objekten auch größerer Bildwände bedarf.
Es sind aber viele Nah- und Halbnahaufnahmen dabei, die auf größeren Bildwänden meines Erachtens die Konzentration irritieren.

Zugunsten der Heimkino-Scheibe lässt sich nur sagen, dass in jedem Falle die Farbgüten von Eastmann Color authentischer transferiert wurden als leider in der in dieser Hinsicht sehr unschönen 70 mm-Kopie. Und ich kenne Originalnegative.
Überwiegend ist der Film dennoch in 35 mm gedreht, und so muss ich sagen, dass selbst die 1960er Jahre Blow-up-70mm-Kopien meines Erachtens schärfer waren.

A-Cinema

Zitat von: DCI sr. am 09.10.23, 15:34Es sind aber viele Nah- und Halbnahaufnahmen dabei, die auf größeren Bildwänden meines Erachtens die Konzentration irritieren.

Ich würde das gerne als ein neues Thema behandeln.
Mich würde sehr interessieren, woher der Maßstab kommt.
Ich habe z.B. nie verstanden, wenn Kritiker gesagt haben: das ist doch nur fürs Fernsehen, nicht für die große Leinwand.

So theoretisch würde ich jetzt denken, dass Szenen mit 1000000den Darstellern im Kino deutlich zu sehen sind und Nahaufnahmen von Gesichtern eher gespenstisch wirken.


Also reine Neugier und Interesse an diesem Thema.



Filmgärtner

09.10.23, 21:27 #9 Letzte Bearbeitung: 09.10.23, 21:29 von DCI sr.
Es handelt sich vermutlich um einesvder schwierigsten, strittigsten, aber auch am wenigsten behandelten Themen.
Vor 30 Jahren hatte ich einmal begonnen mit dem Thema: aber mehr in Bezug auf die älteren Breitwandklassiker.
Darin könnte noch immer ein Fünkchen Wahrheit leben, aber die entscheidende Mehrheit von 99,9% anderer Filme, die dieser Bildstrategie nicht folgen möchten, stehen hinter sog. innovativen Entscheidungen

(Selber bin ich theoretisch nicht tief drin in der Materie, im Moment. Es wäre aber schon am Anfang gemacht, wenn man einige prototypische Bildbeispiele auswählen könnte.
Die Auswahl könnte auch einer rein intuitiven und emotionalen Entscheidung folgen.
Und: ein Thread "Format und Einstellungsgrößen in der Film- und Fernsehgeschichte"  könnte ja beginnen mit 'Interstellar vs. 2001' - weil in den letzten Jahren immer wieder beide Filme in einem Atemzug genannt worden sind, sehr ähnlich zueinander vermarktet werden, sich aber dennoch wie Tag und Nacht unterscheiden)?

Apache Apache

Diese gezeigte siebziger Filmkopie dort beim Festival war in einem sehr guten Zustand und hatte absolut keinen einzigen Laufstreifen.

Filmgärtner

Dann haben sie die deutsche Kopie aus dem Verkehr gezogen: ist vielleicht eine zweite Kopie aus England.

Apache Apache

Projektionsspuren was ja normal ist waren schon sichtbar nur keine Laufstreifen.

Apache Apache

INTERSTELLAR

Film ist sehr gut besucht in allen Kinos egal ob digitale oder analoge Projektion und das fast zehn Jahre nach dem Bundesstart! Wird das nun ein neuer Kultfilm der heutigen Kinogeneration?

Filmgärtner

Ist er vermutlich bereits.

Die Ideen zum Plot oder auch Ansätze des Drehbuchs finde ich ebenfalls super.
Aber die gesamte künstlerische Umsetzung furchtbar.

Die Unterstellung, dass es sich um verschwendetes Filmmaterial handelt, würde ich bis aus Blut verteidigen.