Anstößige James-Bond-Filme?

Begonnen von Filmgärtner, 05.01.24, 11:11

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Filmgärtner

05.01.24, 11:11 Letzte Bearbeitung: 06.01.24, 11:50 von Filmgärtner
Es ist jetzt zum Thema im British Film Institut geworden.

Aber es wundert sehr, da es sich um keine brandneue Sichtweise handelt und alles andere als zu den unbekannten Seiten von Klassikern gehört.

Geschaffen wurde die Serie im Kalten Krieg. Die Feindbilder: Neger, Kommunisten, Schwule/Lesben, Russen, Chinesen undsoweiter. Blofeld als Haupt-Bösewicht wiederholt im Mao-Anzug/"Mao-Look".
Der Frauen-Verschleiß des Helfen wie sonst nur bei Zigaretten - manchmal bis am die Grenze zur Nötigung (oder bereits darüber hinaus).

Es hat sich aber eingebürgert selbst unter Linksliberalen und grün denkenden oder in selbst in autonomen Programmkinos, sich dem Chique dieser Filme hinzugeben oder sich in Partys mal als James Bond zu verkleiden.
Verboten ist es natürlich nicht, aber es gibt bessere Filme. Und wichtigere Anliegen. Technisch und in der Ausstattung haben die Filme natürlich ihren Unterhaltungswert. Aber doch mit der Wirklichkeit so ganz und gar nichts zu tun.

Bigger, Nigger, Monstren, Mutationen?


Zitat aus DER SPIEGEL:

"Auch in »Goldfinger« (1964) gibt James Bond – abermals gespielt von Connery – eine unglückliche Figur ab: Er drängt sich Pussy Galore (Honor Blackman) in einer Scheune auf. In einem Brief zu der Romanvorlage aus dem Jahr 1959 erklärt Bond-Erfinder Fleming, dass das »Handanlegen« des »richtigen Mannes« das einzig Nötige war, um die lesbische Figur von »ihrer psychopathologischen Krankheit« zu heilen."

https://www.spiegel.de/panorama/james-bond-filme-erhalten-warnhinweise-vom-britischen-filminstitut-a-999cd4b6-5e9c-4e79-80ec-e9bbe5528afd

https://www.bpb.de/mediathek/video/73419/filmische-abbilder-des-kalten-krieges/

Apache Apache

Das ergibt aber recht wenig Sinn die Handlungen dieser Filme heute neu zu kritisieren nach so vielen Jahren.

Filmgärtner

06.01.24, 01:40 #2 Letzte Bearbeitung: 07.01.24, 01:34 von Filmgärtner
Warum nicht.
Die Filme vertraten die eine Seite des Weltbildes (negative Auswüchse des Westens), andere Länder oder auch die Protestbewegungen von 1968 vertraten das Gegenteil: ein mehr humanistisches Weltbild.

Ich habe deswegen auch Probleme mit "Agenten sterben einsam" oder "Stoßtrupp Gold", gehöre nicht zu den Anhängern, Schenkelklatschern oder Jubilierern.

Wirklich bedeutende Regisseure hätten sich nicht herabgelassen, so etwas zu inszenieren.
Aber Christopher Nolan ist ja scharf darauf, zum 007-Regisseur zu avancieren, obwohl er es gerade endlich geschafft hat, mit "Oppenheimer" erfolgreich ins ernste Fach überzusiedeln.

Vor diesen Filmen zu warnen ist m.A.n. angemessener als nicht vor ihnen zu warnen und zu schweigen und noch länger - pardon - eine 007- Ideologie zu tolerieren, zu feiern und auch noch zu genießen - was seit Jahrzehnten der Fall ist.

Unentwegt und völlig enthemmt (bis zum Totschlag) ging es dort gegen Neger, Chinesen, Russen, Kommunisten, Befreiungsbewegungen, Lesben, Schwule, Revolutionäre, Andersartige oder widerspenstige Frauen... und wie man ihrer "Herr" wird.
Es reicht ja wohl zu genüge.

Die Filme hätten auch das Gegenteil predigen können. Haben sie aber nicht!

Filmisch natürlich gekonnt: Dekor, Technik, Action, Score, Fotografie, Sets, Titeldesign, Effekte: sehr oft brillant gelöst.
Ansonsten:
Veit Harlan hat auch "tolle Filme" gedreht. Riefenstahl eben so. Die Wirklichkeit wurde damit verzerrt.

Menschenbild und politisches Verständnis der Weltzusammenhänge waren in allen 007-Filmen fehlgeleitet und meines Erachtens in jeder Hinsicht kontraproduktiv.

Warnhinweise (ähnlich auch bei Zigarettenwerbung) wirken natürlich bevormundend, widersprechen der Verbrauchermoral oder der (angeblich absoluten autonom) freien Entscheidung.
Eine freie Entscheidung besteht aber fort, weil man Warnhinweise ignorieren kann oder auch widersprechen kann.

Falls der Warnhinweis eine Provokation ist, kann man sich darüber freuen, weil die Diskussion über Filminhalte damit stimuliert wurde, wo vorher nur konsumiert wurde.
Und alle mal besser als "Kürzungen", die aus einem schlimmen Produkt versuchen, scheinheilig im Sinne der bürgerlichen Moral oder des Rechtsstaates plötzlich ein erträgliches Produkt zu frisieren.

Weiter so, es stimuliert die Diskussion!


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Aber um doch noch eine konstruktive Forschungsvariante aufzuschlagen: man kann anhand der Blu-ray-Editionen recht gut die verschiedenen Entwicklungsstufen der Kodak-Negativ-Materialien bis heute nachvollziehen.