Wie meisterhaft ist Ridley Scott?
Und was hätte sein bereits verstorbener russischer Kollege Sergej Bondartschuk dazu gesagt?
Bezeichnend wieder einmal die Auswertung des Films eines Starregisseurs anno 2023: limitierter, "exklusiver" Kinoeinsatz, der nach kurzer Zeit endet, um die Exklusivität des Apple streamings zu erhöhen und im Vorfeld schon von einer directors Fassung munkelt, die fast doppelt so lang sei und den Regisseur hellauf begeistert hätte.
Für was allerdings darf man sich jetzt begeistern?
Für die Kurzfassung für Unmündige auf der großen Bildwand, für die "genialere" Fassung beim streamen in letterbox, aber erst dann, wenn man ihn vorher dort schon in der Kurzfassung gestreamt hat, am besten gar nicht erst ein Filmtheater besucht hat?
Eine Marketingstrategie wirrer Kaskaden, die früher oder später das Ansehen der Filmtheaterauswertung nachhaltig beschädigen wird.
Möglicherweise inhaltlich ein großartiger Film, der seine Entfaltung in dieser Einstufung gar nicht erst erleben wird.
Und auch die Erben von Stanley Kubrick haben sich entschlossen, zusammen mit Steven Spielberg das Drehbuch des einstigen Meisterregisseurs - ebenfalls ein Napoleon-Projekt - nur noch für eine mehrteilige Fernsehserie freizugeben, weil man sich den Sprung vor die große Bildwand und ein großes Publikum schon nicht mehr zutraut.
So wird die Weltgeschichte verrauschender Weise miniaturisiert in einer entsprechend desorientierten, kurzatmigen Consumer-Sphäre, deren Aufmerksamkeitsspanne dem Attraktionswert einer Barbie-Puppe gleich kommt.
https://www.filmstarts.de/nachrichten/1000039704.html
Napoleon 1927
Lief der alte Klassiker nicht schon einmal im original Bildformat dort in der Schauburg?
(https://i.ibb.co/Nr1Z89R/XXXX.jpg)
Den habe ich beglückenderweise 1981 in der Triple-Projektion gesehen und nicht in der reduzierten Version in irgendeiner Schauburg (aber es stimmt, in dem badischen Haus ist einmal eine solitäre 70 mm Rolle gezeigt worden).
Zitat von: DCI sr. am 30.08.23, 01:33Den habe ich beglückenderweise 1981 in der Triple-Projektion gesehen.
Und in welchem Kino?
Internationales Congress Centrum (ICC) Berlin.
Unter musikalischer Leitung von Catmine Coppola.
https://images.app.goo.gl/g5n4zzDeEUG9Nuig7
Der schaut ja richtig klasse aus dieser Saal. Hier ginge bestimmt auch eine drei Streifenprojektion in Cinerama. Man kommt da bestimmt auf gut vierzig Meter in der Bildbreite. Nur betreibt heute keiner mehr diesen gewaltigen technischen Aufwand.
Die Bildwand war jedoch für diesen Film ausdrücklick flach.
Man müsste noch einmal nachlesen im Journal der Society of Motion Pictures, über welche Brennweite die Aufnahme Objektive in dem Gance-Film verfügten, um anhand dessen zu beurteilen, ob er sich auf einer stark gekrümmtem Wand geeignet hätte.
Ich glaube nicht, weil Fotos drei Kameras zeigen, welche nicht in dem Winkel aufgestellt sind wie bei die eingebauten drei Objektive der Cinarama-Triple-Kamera.
Das Scott-Film 2023 schafft offenbar nicht dass Niveau von Sergej Bondartschuk:
https://www.moviepilot.de/news/bei-amazon-ridley-scotts-neuer-250-minuten-kriegsfilm-muss-sich-an-einem-vergessenen-epos-messen-das-mit-15-000-statisten-bei-einer-schlacht-einen-rekord-aufstellte-1143812
https://www.newyorker.com/magazine/2023/11/13/ridley-scott-director-profile?fbclid=IwAR3GN1xZGWZsEUuJCfB19HdNktKh8_8MTk3zHZOMCaEXyu8-NM5G2JUp0do
Pappaufsteller ist schon zu sehen in vielen Multiplexkinos. Aber ein Besuch lohnt sich bei diesem Film nur in einem Kinosaal mit einer gebogenen Bildwand und Bildbreite ab dreizehn Meter.
Besuch in solchen Kinos mit einer geraden Matschbildwand rate ich strikt ab bei diesem Film. (IMAX )
Vielleicht sind die Bilder ja auch matschig, dann kommt ja eins zum anderen.
Scott hat auch nicht mehr den Blick, den er mal vor 50 Jahren hatte.
Eine Verteidigung der romanesken Ausschmückung im neuen Napoléon-Film:
https://www.welt.de/kultur/kino/article248448964/Ridley-Scotts-Napoleon-Ein-vollendetes-Schlachtengemaelde.html
NAPOLEON
Suche mir jetzt noch ein technisch perfektes Kino aus vor dem Start.
Weitere Rezensionen:
https://www.fr.de/kultur/tv-kino/ridley-scotts-napoleon-im-kino-tod-auf-dem-eis-92689511.html?fbclid=IwAR26sLIp2Y1qK1NcSgSSamPsPWjPMJRDYw-J5S-MXxffmXwiQVMxIziaH1s
In Gestik, Mimik und Dialogen komplett ahistorisch, durch digitale Animationen ins Monströse aufgedonnert und in der Hauptrolle gänzlich fehl besetzt.
Ein Bekannter simste mir zu:
"Kubrick wäre nicht durch Herzschlag, sondern durch einen Lachanfall mit anschließendem Erstickungstod gestorben hätte er das napoleonische Schaustück von r.scott erleiden müssen!'
Hast den Film schon gesehen dann berichte etwas professionelles zum Bild und Ton.
Das entspricht dem, was ich sah:
https://www.cicero.de/kultur/ridley-scott-napoleon-dieser-film-ist-ein-desaster
https://m.youtube.com/watch?v=p_4fbi25VOU
Zitat von: DCI sr. am 28.11.23, 09:09Das entspricht dem, was ich sah:
Was bitte genau erwartest Du eigentlich noch von den heutigen Fimproduktionen. Es wird produziert wie am Fliessband und nicht so wie in den alten Zeiten mit Liebe zum Detail.
Dieser Regisseur hat sich für historische Details überhaupt nicht interessiert, der hatte wohl Lust, eher einen Fantasy Film zu drehen und sich halt Napoleon geschnappt.
Nichts stimmt. Nicht einmal die Action Szenen: diese sehen eher aus wie Breughel aus dem 15. Jahrhundert, aber nicht wie eine Schlacht im 19. Jahrhundert.
Alles grau in grau fotografiert.
(War mir völlig klar: je schlechter der Film fotografiert ist (siehe "Joker"), desto größer seine Chancen, auf 70 mm aufgeblasen zu werden...)
Über Geschichtsklitterung: