Ridley Scott folgt getreu der CGI-gestützten Comic-Antike seines Vorgängerfilms von 2000, mildert diesmal aber die Riefenstahl-Ästhetik und graue Monochromisierung des Colosseums des Vorgängerfilms zugunsten eines mehr naturalistischen Farbtons:
Das antike Rom ist dennoch kein schmutziger Ort (wie einst noch im avantgardistischen Alien), sondern ein sonnendurchflutetes Panorama, das, damit es nicht aussieht wie Mittelerde, nicht nur von Monstren, sondern vorprogrammiert auch dem einen oder anderen Vogelschwarm im Hintergrund durchzogen wird.
Der Anfang des Films verfängt sich leider in den Skurrilitäten von Schaukämpfen, in denen dem Minotaurus-Mythos entlehnte Fabelwesen (hier Pavian-Köpfe auf dem Laibern hypertropher Kampfhunde) sich ein Stelldichein liefern: Man möchte schließlich nicht hinter den Sensations-Erfolgen von Avatar und Jurassic Park zurückweichen - was dem ernst zu nehmenden Antiken-Genre, welches ein letztes großes Aufbäumen mit "The Fall of the Roman Empire" 1964 versuchte, die Authentizität nimmt, die einen Film zum Klassiker macht: aber der erste Teil hatte diese auch nicht.
Das gesamte Genre wird durchgehend zitiert und umgearbeitet: Beginnend mit einem (diesmal bewegten) Aquarell-Titelvorspann ähnlich den Monumentalfilmen in der Samuel Bronston Produktion. Auch eine Seeschlacht kehrt wieder, ohne das Tempo und die Personen-haftende Dramatik eines Ben Hur von 1959. Ein teilweise brennendes Rom mit einer angeketteten Heldin, die aus dem Matriarchat Roms verstoßen wurde, wiederholt sich ebenso wie der aggressiver Auftritt von Herbert Lom in El Cid (1961) oder die Gladiatorenausbildung aus Spartacus von 1959: mit deutlich blasseren Schauspielern, mangelnd zugespitzten Dialogen oder versehentlich ausgestellten Scheinwerfern.
Natürlich schafft es ein routinierter Regie-Veteran wie Scott dennoch, am Ende die Handlungsfäden zusammenzuführen, aber eine direkte Parallelisierung, etwa zum aktuellen politischen Geschehen, die mutig hätte gezogen werden können, wird erneut nicht angestrebt.
Wer Russel Crowe im ersten Teil nicht mochte wie ich, könnte aber in ihm immerhin noch einen Vertreter der Plebejer-Klasse oder des modernen amerikanischen Industriepoletariats erkennen, jedoch ohne ethische oder ideologische Überzeugung. Den Nachfolgefilm für tägliche ideologische Grundierung und Motivation seines Hauptdarstellers, der zudem in einer erbärmlichen Synchronisation Schaden leidet.
Für Freunde des Jahres jedoch (zu denen ich ebenfalls seit 55 Jahre gehöre) dennoch sehr empfehlenswert. Mit der Hinzuführung einer ebenfalls empfehlenswerten weiteren Kritik:
https://www.epd-film.de/filmkritiken/gladiator-ii(Gesehen im CinemaxX Magdeburg auf mittelgroßer Bildwand gefolgt von "Wicked" auf der Riesenbildwand: mit sehr bescheidenen Besucherzahlen. Projektion mit dem [auch von mir gesammelten] Antikprojektor R515 von Sony [oder seinem direkten Vorgänger?]).