Angeschaut.
Von einem Wechsel der Geschäftsführung wüsste ich nichts, nichts anderes als auch bei anderen Betreibern wie Theile, Flebbe, Weber oder fast allen anderen üblichen Familienbetrieben. (Eigentlich sollte die Stiftung des Hauses die Betreiber ernennen).
Der Rest zeigt Bestandswahrung, nicht aber das Erklimmen neuer Horizonte oder die Rückkehr zu tatsächlichen Höhepunkten der Kinogeschichte: deswegen der Weihrauch um das Haus in der Marienstraße, das ich aus bester Kenntnis nicht als Optimum bewerte und mir die kritische Distanz auch erlauben kann.
Wenn außerdem gewisse woke Festival-Kuratoren aus dem DIF in Frankfurt am Main oder auch dem Münchner Filmfest vor Bewunderung eines dort gar nicht stattfindenden Todd AO-Festivals (es ist ein normales 70 mm-Festival unter den heutigen widrigen Bedingungen) förmlich zerfließt, dann zeigt es genau die Zuschauergruppe (oder die Gruppe an Kooperateuren), die selber solche Veranstaltungen nicht auf die Reihe bringen, noch nie in ihrem Leben eine Leinwand gebaut haben, keinerlei Forschung zum Thema betreiben, nie einem Film in der Produktionsphase oder in der Postproduktionsphase mit begleitet haben oder in einem Filmkopierwerk arbeiteten.
Die machen es sich gemütlich an einem gedeckten Tisch für einige nette Worte. Unfähig, selber etwas in ihrer eigenen Stadt auf die Beine zu bringen respektive an die früheren 70 mm, zu finanzieren, an frühere Festivals in Frankfurt anzuknüpfen: ich nenne das Selbstkastration.
So ist es gut gemeint, wenn dann wieder einmal die Branche durch die Demonstration eines "2001: Odyssey im Weltraum" (anhand der leider grobkörnigen und farbstichigen schlimmen Neukopierung von 2018) motiviert werden soll, das gute Kino voranzubringen, es geschieht aber auf Grundlage von Missverständnissen: auf einer Schule des falschen Sehens.
Dieser Film ist so gar nicht vorzeigbar und schon gar nicht im heutigen Zeitalter der Digitalisierung in dieser gedupten Version geeignet, die Errungenschaften der analogen Projektion, die in dem Vortrag wiederum des Betreibers genannt werden, aufrecht zu erhalten bzw zu fördern. Emotional müssen das Marketingsmarkt dies für einen kurzen Augenblick durchaus gelingen. Prüft man aber objektiv und rein technisch das Ergebnis auf der Leinwand oder über die Lautsprecher, lässt sich mit einer solchen Filmkopie (eines mittlerweile 60 Jahre alten Films, so sehr auch ich ihn einst schätzte in der noch ungetrübten Version) mit Sicherheit kein Fortschritt immer halt oder in der Verbesserung auch die analogen Kulturtechnik vermitteln!
Um den Zusammenhang analytisch und intellektuell zu begreifen, erfordert es aber der Denkarbeit oder des eigenen Engagements: bei Herrn Spörri nicht zu erkennen und beim Kulturminister Weimar ebenfalls nur in dieser einen Sonntagsrede zu vernehmen.
Den Betreiber selber hat dennoch keiner gebeten, den Stab abzugeben, da altersbedingt alle Nachfolger branchenweit bei der Ausgestaltung etwa eines 70 mm-Festivals die entscheiden Akzente aus den Händen verlieren würden, weil sie nicht mehr über die Seherfahrungen verfügen, welche klassische 70 mm Filme ausmachten (weil diese in keinen adäquaten Kopien mehr verfügbar sind und man dass Todd AO-System nicht mehr angemessen vorführen kann. Es müssen außer auf der Produktion zum Postproduktionsseite die Hebel angesetzt werden und nicht in der Selbstbeweihräucherung der Filmtheater).
Gleichwohl bemühte sich die Kobetreiberin und auch Tochter des bisherigen Betreibers (auch wenn sie keine Todd AO-Filme, wie sie einst erschienen sind, altersgemäß mehr kennen kann) um die besten und intelligentesten Feststellungen: die verschränkte intellektuelle Notwendigkeit, aus der Vergangenheit die Gegenwart zu verstehen und auf die Kultur und Reportage Geschichte wie ein Bildungsgut gleichberechtigt zu pflegen: anders aber als bisher in diesem Hause zu hören war, Ziel die kritischen, unbequemen, manchmal auch ausfallenden oder querliegenden Positionen verteidigen würde.
Ist im Grundpositionen der frühen Programmkino Bewegung der 60er Jahre die hier wieder erklingen und mir zu begrüßen sind.
Diese auf das großen thematisch Auseinandersetzung beruhigende Ausgestaltung eines Programmkinos hatte ich aus dem Munde ihres Vaters niemals vernommen: der verbringt doch seine Zeit mehr als Moderator im Nostalgieforum der Filmvorführer, wo er die Wochencharts postet oder Corona-Maßnahmen verteidigt (und der Ausgrenzung der Kritiker, aber auch unter Ausgrenzung von Filmtechnik- und Filmrestaurierungskritikern).
Insofern sind die neuen Töne sehr zu begrüßen. (Nicht aber das Herumreiten auf verkehrten Beispielen für die Präsentation des analogen Filmerbes oder der 70 mm-Errungenschaften).
Ist der neue Einsatz also eher ein gesellschaftsanalytischer oder dann auch politischer, dann ergibt sich eines Tages der fundiertere Umgang mit den jeweiligen Kulturtechniken von selbst: allerdings mit anderen Kuratoren, Key Note Speakern und Marketing leaders als in der teilweise irritierenden Vergangenheit des Hauses.