Ein beliebtes Thema sind die Unzahl an Versionen, Formaten und Erinnerungen zum MGM-Klassiker "Ben-Hur" von 1959.
Heute, nachdem keine vollständige europäische 70mm-Kopie des im 65mm-Format gedrehten Opus mehr vorzeigbar ist, und dies bereits spätestens seit 1979, gerinnen die Reste zum Mythos. Erhätlich sind nachwievor Nachkopierungen von "Lawrence of Arabia", "2001" oder "Spartacus" in jeweiligen Duplikatversionen. Bei "Ben Hur" gab es lediglich vor zehn Jahren eine in Kontrast und Farben anfechtbare Digitalisierung.
Jüngst tauchte gar die Frage auf, wieviele 70mm-Kopien überhaupt zur deutschen Erstaufführung ausgeliefert wurden.
Angenommen werden kann, daß die Auflage von 70mm-Flmkopien pro Titel in den 1950er Jahre nie höher als 60 bis max. 80 Stück lag, und erst mit der additiven-Kopierung über Bell & Howell Model C (beginnend mit "Cleopatra" und dann "My Fair Lady") in den 1960er Jahren auf die drei- oder vierfache Zahl wuchs.
Düsseldorf, Berlin, Köln, Stuttgart, München, Essen, Nürnberg, Hannover, Kassel, Dortmund, Hamburg werden als Erstaufführer mit Langlaufzeiten annonciert, in der Annonce fehlt u.a. aber Frankfurt am Main.
In Düsseldorf und Frankfurt lief dieser Titel in 35mm an, manchmal mit 4 Kanal Magnetton wie im MGM Frankfurt/Main, manchmal sogar in Monoton wie im Regina in Bremen (ab Dezember 1962 auf 70mm umgerüstet, aber bereits 1960/61 für CineMiracle bespielt).
In 70mm lief "Ben Hur" sicher im Savoy in Hamburg und im Delphi Palast Berlin, vermutlich auch im Atrium Stuttgart und im Royal Palast München.
(Somit liegt meine Schätzung bei fünf bis sechs Kopien des Breitformats (vielleicht im Firmenarchiv der UIP/heutige UPI noch anzufinden?)
Die dekomprimierten 70mm-Neukopien ab 1968 waren sehr grobkörnig und auch in der Tondynamik leicht beeinträchtigt - dennoch wurden sie in Culver City neuerlich vom Kameranegativ bezogen, wobei durch Risse einige Bildfelder verlorengingen (was während der Digitalisierung 2012 zu Neuanpassungen auch des Ton führte). Allerdings lagen auch noch bis Ende der 1980er Jahre die alten Ultra Panavision-Kopien beim Filmverleih verfügbar, wurden aber Anfang der 1990er Jahre in der Programmkino-Szene aus Resten mit der dekomprimierten Kopie zusammengeschnitten. Und auch dieses Material wie die verbliebenen Reste gerieten in Sammlerhände - nichts davon komplett - womit heute im Originalformat nicht mehr vorführfähig ist.
Im Konnex auch mit "The Hateful 8" gab es bereits im Vorfeld der Produktion vereinzelte Hinweise, ein Ultra Panavision-Seitenverhältnis von 2.75: 1 sei in fast keinem Kino der Welt auf den jeweiligen Bildwänden ohne massive Aktivierung des Höhenkaschs (und damit führend zu Verlusten der Bruttofläche der vorhandenen Bildwand) sinnvoll und wirksam auszuwerten. Im Filmvorführerforum bemerkte der @User Claus Cremers treffend, schon zur Entstehungszeit der Verfahrens könne es kaum oder nur vereinzelt dafür hergerichtete Kinos gegeben haben.
Der User @Filmempire erklärte, das Ultra Panavision-Verfahren sei von vorneherein auch für die Aufführung auf den überbreiten Cinerama-Bildwänden (Seitenverhältnis etwa 2.66:1 oder breiter) vorgesehen gewesen - aber dies wird widerrufen dadurch, daß bei den spektakulären Premieren von "Ben Hur" und "Meuterei auf der Bounty" kaum die Cinerama-Kinos (aufgrund von gravierenden Problemen der Randverzerrung und Randschärfe) dafür genutzt wurden, sondern explizit neue, ausdrücklich flache und übergroßen Bildwände in dem Dutzend dafür hergerichteten Stätten installiert wurden. Erst ein paar Jahre später konnten Cinerama-Bildwände durch optisch vorverzerrte Filmkopien genutzt werden. Intentional also war von MGM lediglich eine Formatkompatibilität angestrebt worden; für Wiedergabe sogar im Format 1.83: 1, 2.2:1. 2.55:1, 2.75:1 und (mit dem Potential von 2.75:1) eben auch die dreistreifige Auszugskopierung vom 65mm-Ultra Panavision-Negativ auf die drei Cinerama-Panels im Falle eine Premiere auf der gekrümmten Cinerama-Bildwand (was bei den Ultra Panavision-Filmen dann nie realisiert wurde).