Man könnte noch einmal nachdenken über die Beschreibung der Bildformate.
Erfreulicherweise läuft auch in diesem Hause mal wieder "The Hateful Eight" (nicht für mich erfreulich, der den Film nicht schätzt, aber im Sinne eines anregenden Nachdenkens über die Geschichte der Filmformate ist jede Filmaufführung zu begrüßen).
Einer der Filmhistoriker oder auch Referenten des Hauses hat dabei etwas durcheinander gebracht. Der Wortlaut des Referenten wird vom Kinobetreiber nun einmal 1:1 übernommen, und so darf man auch darauf eingehen und noch einmal den Hintergrund der oftmals als Originalprojektion beschriebenen Verfahren ins Gedächtnis zurückrufen.
Der Veranstalter und Betreiber hat es folgendermaßen formuliert:
(...) Im originalen 70mm Ultra-Panavision-Format auf der Todd-AO-Bildwand ein Filmgenuss der Extraklasse.
So kann man projizieren, zum Teil gefiele es auch mir.
Es gab sogar 70 mm Ultra Panavision-Projektionen auf original Todd AO-Bildwand beispielsweise bei "Ben Hur" 1960 im Delphi Palast am Zoo (selber dort in der Reprise 1972 dort gesehen) und an anderen Orten.
Dennoch wurden bereits 1960 und 1961 für "Ben Hur" und "Meuterei auf der Bounty" von MGM für eine original 70mm Ultra Panavision 70-Projektion die Filmtheater "Tabor" in Wien oder "MGM Theater Kurfürstendamm" auf eine dementsprechende Bildwand umgebaut mit gefragter Überbreite von 1:2.75. Dort musste nicht wie bei Todd AO eine Höhenkaschierung zusammengefahren werden für das schmalere Bild, denn es wurde nicht schmaler, sondern breiter: die Bildwände waren dabei vollkommen flach. Und dies genau ist der Inbegriff des originalem Ultra Panavision: keine Eingrenzung durch die Höhenkaschierung, sondern eine Ausweitung der Bildwand auf die maximale Saalbreite.
Bei den 70mm-Cinerama-Bildwänden hinwiederum im Royal Palast Frankfurt am Main sowie Schauburg Karlsruhe (ab 1966 bzw ab 1968) handelt es sich um keine Bildwand mehr nach Konstruktionen von Todd-AO oder im Auftrag von Todd-AO, sondern der deutschen Cinerama mit ihrer Verbreitung eines Einlinsen-Cinerama (auf Grundlage des 70mm-Streifens anstatt der früheren 3-streifigen Cinerama-Wiedergabe): Nicht unähnlich zu Todd-AO, doch ist das Bildseitenverhältnis der 70 mm Cinerama-Bildwand stets breiter und auch stärker gekrümmt, wodurch es in der Bildmitte zu einem etwas stärkeren Bildbeschnitt gegenüber den Bildwänden mit originaler Todd-AO-Spezifikation führt.
Da die originalen Ultra Panavision-Bildwände wie beschrieben vollkommen flach waren, mussten für spätere Darbietungen solcher Filme auf stark gekrümmten Bildwänden etwa nach dem Cinerama-Typus durch spezielle Kompensationsoptiken während des Kopierprozesses sog. rectified prints gezogen werden (in der Bildmitte eine minimale Pressung aufweisend, die zu den Bildrändern immer stärker zunimmt).
Ursprünglich wollte Tarantino seinen Film im Cinerama Dome Hollywood zeigen - dafür hätte er eine solche 70mm-Kompensationskopie herstellen müssen bei original Ultra Panavision 70.
Weltweit existiert davon keine einzige, weshalb der Film auf flachen Bildwänden gezeigt werden muss, wenn man dem Anspruch "original 70mm Ultra Panavision" genüge tragen möchte.
Auf jeden Fall hat es m.E. (andere widersprechen da entschieden) seine Reize, auf gekrümmter Bildwand zu projizieren. Die Frage ist insofern ganz einfach lösbar, indem man das Attribut "original" weglässt, um dann den einen oder anderen Film ohne zu viele Etikettierungen auf die Weise zu genießen/wahrzunehmen, wie es heute möglich ist.
Das normale aber auch fortgeschrittene Publikum akzeptiert im ersten Anlauf Werbeetikette. Man kann ihm nicht abverlangen, solche Feinheiten bis auf 65 Jahre zurückgehend nachverfolgt zu haben.
Es liegt da in der Verantwortung des Betreibers, bei den Werbemitteln mit Behutsamkeit umzugehen.