Die Goldene Stadt (D 1941)

Begonnen von Filmgärtner, 21.03.23, 18:36

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Filmgärtner

21.03.23, 18:36 Letzte Bearbeitung: 24.05.23, 21:41 von DCI sr.
DIE GOLDENE STADT (D 1941/42) lief vor einigen Tagen im Zeughauskino in Berlin als neu digitalisierte Version (terminlich zwar verpasst, aber eine Blu-ray hiervon soll im nächsten Monat erscheinen).
Allerdings war die Materiallage nicht mehr die allerbeste, berichtet die für die Auftraggebung verantwortliche Murnau-Stiftung.

Es könnte folgende Frage vielleicht auf Interesse stoßen:
Welche Filmoriginal-Materiallage ist überhaupt rückverfolgbar?

Außerhalb der üblichen Archivfindmittel sei an dieser Stelle eine öffentlich noch nicht erfasste Information festgehalten, welche, allerdings aus der Filmkopierwerksbranche kommend, am ehesten Relevanz hat.

1974 kam nämlich das Originalnegativ aus dem Bundesarchiv in die Berliner Mosaikstudios zur Neukopierung (somit befand sich das Originalnegativ keineswegs, wie im neuen Titelvorspann der digitalen Version vermerkt, im Staatlichen Filmarchiv der DDR. Das deutsche Negativ, wohlgemerkt,und nicht das Export-Negativ ist gemeint).

Sowohl Ton- wie Bildnegativ waren 1974 noch immer perfekt eingestartet, der 14-zackige Lichtton mit dem richtigen Filter (d.h. entgegen der Eurocord-Vorschrift) in erstklassiger Qualität kopierbar.
Das Bildnegativ war nach 33 Jahren noch immer in sehr sauberem und unzerkratzem Zustand.
Aber es fehlten bereits die Lochbänder der alten subtraktiven Lichtbestimmung - und diese wären auch nicht mehr anwendbar gewesen, als ein Problem sich aufzeigte: Das Negativ war bereits an vielen Stellen zu dünn geworden, die Innenaufnahmen folglich in der neuen Kopie noch ohne Gegenkorrektur etwas rötlich.
Trotzdem war die Lichtbestimmung über den Kodak-Negativanalyer relativ einfach, über Zusatzfilter am Printer waren auch die Innenaufnahmen etwas anhebbar (was heute auf digitalen Wege deutlich umfangreicher möglich ist).
Etwas besser sah 11 Jahre zuvor eine ältere Kopie bei einer Vorführung im Marienbad-Kino in Berlin-Wedding aus, die vom zuderzeit farblich noch frischeren Negativ und daher mit etwas besseren Kontrasten gezogen worden war.

Man sieht der neu digitalisierten Fassung, die wohl im nächsten Monat auf Blu ray erscheinen soll, gespannt entgegen.
(Und man darf sich wundern, warum in der Archivwelt absurde Bemühungen angestrengt werden, z.B. über die Notwendigkeit von Vergleichskopien und Referenzen. Als hätte niemand mehr die Lichtbestimmung gelernt?
Und ist mehr als erstaunt über die Auskünfte im Titelvorspann. Vor allem aber darüber, dass die Originalnegative verschwunden sein sollen... Aber es gab ja schon viele Kassationen, auch aus Versehen.)


https://www.filmportal.de/video/die-goldene-stadt-19411942

Filmgärtner

29.05.23, 16:06 #1 Letzte Bearbeitung: 29.05.23, 16:09 von DCI sr.
Nach einem noch unfertigen DCP (Einsatz im März 2023 in KoKis) punktet die erscheinende Blu Ray-Disc
mit herausragender Schärfe und perfekter Lichtbestimmung.
Damit können die Mitte der 1970er Jahre gezogenen 35 mm-Kopien nicht mithalten, weil das Kameraoriginalnegativ bereits beeinträchtigt war. Sowohl das deutsche Originalnegativ als auch das Export-Originalnegativ sollen verschollen sein (hinsichtlich des deutschen Negativs aber ist die Lage eindeutig; 'kassiert").

Obwohl, anders als bei "Opfergang" oder "Immensee", kein Scan vom Originalnegativ mehr möglich war, war zumindest das Interpositiv der 1940er Jahre, das seinerzeit in Frankreich (ebenso für "Münchhausen") hergestellt worden war, von erstaunlich guter und sauberer Qualität. Es handelt sich aber dabei nicht um ein in den letzten Jahrzehnten geläufiges Intermediate, sondern um drei Schwarz-weiß-Auszüge für den Rot, Grün und Blau-Anteil.

Beim Titel wurde offenbar die goldene Schrift digital angehoben und hebt sich beinahe reliefartig ab vom Hintergrund: beeindruckend.

Der Ton wurde von noch existierenden Theaterkopien mit 14-Zackenschrift gewonnen in einer beeindruckenden Güte, die beinahe Magnetton-Qualität erreicht, obwohl es sich bei dem Tonnegativ bereits im ein Ton-Dup handelt.

Über die Versionsgeschichte des Films wie hier geschildert erfährt man jedoch auf der Blu-ray Disc nichts.

Warum die ebenfalls noch erhaltenen Auszüge für "Münchhausen" seit Jahrzehnten keine gute Version hergeben, bleibt ungeklärt.