Ein paar Gedanken zur Tonqualität und Technik in Kinos...
Ich lese diesen Thread und denke mir: Die Leidenschaft für Klang im Kino ist ein bisschen wie die Diskussion über die perfekte
dimmbare Nachttischlampe, um Drehbücher nachts zu lesen – jeder hat seine Vorlieben, aber es gibt objektive Kriterien, die den Unterschied machen!
Bei mir geht es um die richtige Atmosphäre, und im Kino ist das nicht anders.
Übrigens, zum Thema Sound: Wusstet ihr, dass in den 1970er-Jahren einige deutsche Kinos hybride Systeme für 70-mm-Magnetton nutzten? Man kombinierte analoge Rauschunterdrückung (wie Dolby A) mit selbstgebastelten Tricks, um die räumliche Wirkung zu verbessern. Einige Vorführer modifizierten die Tonköpfe, um die Klangbühne künstlich zu verbreitern – ähnlich wie man heute eine
Lampe einstellt, um die Stimmung zu verändern. Nur dass es damals Hochpräzisions-Basteln war!
ZitatEin technischer Fun Fact:
Die 70-mm-Dolby-Stereo-A-Magnetbänder hatten theoretisch einen Frequenzgang von 30 Hz bis 16 kHz. In der Praxis erreichte man mit optimal eingestellten Köpfen und einer Dolby-Kalibrierschleife aber bis zu 22 kHz bei den Höhen (getestet 1992 im UFA-Palast Hamburg). Der Trick? Die Bias-Spannung wurde manuell je nach Bandabnutzung angepasst...
Was mich an diesen Diskussionen immer amüsiert: Die "Digital-Puristen" vergessen oft, dass gut eingestellter Analogklang eine
Wärme und Dynamik hatte, die frühe digitale Systeme (wie SDDS 1.0) kaum reproduzieren konnten. Ich erinnere mich an eine 70-mm-Vorführung von "Blade Runner", bei der der
magnetische Klang der Band eine fast organische Textur in den Tiefen von Vangelis' Synthesizern erzeugte – etwas, das selbst ein gutes Dolby-Digital-System der damaligen Zeit nicht hinbekam.
- Wusstet ihr, dass 70-mm-Magnetbänder manchmal mit einer dünnen Graphit-Schmierschicht überzogen wurden, um den Verschleiß zu reduzieren? Manche Vorführer polierten die Tonköpfe sogar mit Diamantstaub!
- Ein weiterer Fun Fact: Die Dolby-A-Testschleifen wurden oft individuell angepasst. Im Zoo Palast Berlin gab es eine Schleife mit einem Ausschnitt aus "Also sprach Zarathustra" – weil "2001" so oft lief!
- Das eigentliche Problem von Systemen wie SDDS war übrigens die mangelnde Standardisierung. Jedes Kino hatte seinen eigenen "Klang-Charakter", während ein gut gewartetes Magnetband vorhersehbar klang.
Kurz gesagt: Ob es um den Klang oder die
Beleuchtung eines Raumes geht – es kommt darauf an, die Werkzeuge zu verstehen und anzupassen. Und vor allem: Nicht zu ernst nehmen! Sonst endet man in einer 10-seitigen Diskussion über die exakte Breite einer Magnetspur im Jahr 1983... [Wink]
(PS: Falls es jemanden interessiert – ich habe noch ein altes Schaltbild für die Dolby-A-Tonkopf-Verkabelung bei 70 mm. Kann ich scannen, wenn Bedarf besteht!)