Die heutige Eröffnung der Ausstellung "frame by frame" in der Deutschen Kinemathek am Potsdamer Platz schiebt das analoge Filmmaterial in den Vordergrund, zu welchem das Haus seit Jahrzehnten ein entfremdetes Verhältnis pflegte und stattdessen auf Digitalisierung und Künstlerbiografien setzte.
Vor 3 Jahren äußerte man seitens eines der Leiter des Hauses, dass man sich als Filmhaus der Herausforderung durch die aktuelle Medienlandschaft stellen müsse denn in einem Zeitalter der YouTube-isierung könne man es sich nicht länger leisten, sich in einer skurrilen kleine Runde, abgekoppelt vom Rest der Welt, um eine rostige Filmbüchse zu versammeln und verlacht zu werden.
Diesmal hat man genau das jetzt ins Scheinwerferlicht gestellt. 4 Monate zuvor hatte die Vereinsinitiative Kinomuseum Berlin Alexa Shopping Center, 2 km weiter entfernt am Alexanderplatz gelegen, ihren store mit unterschiedlichen Bildwerfern analoger Filmformate, Filmtechnikliteratur und und einem Leuchtpult für die exotischsten Filmformate eröffnet.
Das Leuchtpult im Filmhaus wirkt dagegen etwas mager, auch der in einer anderen Etage hastig aufgestellte ostdeutsche Ernemann-Filmprojektor sieht zwar schön aus, zeigt aber nur ein einziges Format, hat keine Familie und erklärt auch nichts.
Ausführlicher wurden die Kuratoren dagegen im Reportieren ihrer Zusammenarbeit mit Filmemachern wie der verstorbenen Regisseurin Helma Sanders-Brahms oder Rosa von Praunheim bei der Wiederfindung des ursprünglichen Looks ihre Filme.
Dabei wurde betont, wie man sich aufgrund von Unklarheit über den Originallook verstärkt an alten Filmkopien orientiert hatte und schließlich auch die Filmemacher aufsuchte, um deren o.k. für ein erstes Grading zu bekommen.
Nun ist allerdings hervorzuheben, dass gerade Filmkopien selten ein verlässlicher Indikator für einen geeigneten Filmlook sind, gerade, wenn sie über den Duplikat Prozess gezogen wurden oder sich mittlerweile farblich sich verschoben haben. Es handelt sich schon um eine Irreführung des Publikums, weil dann mit Authentizität oder Kino-Historismus plakativ beworben wird, dir in den vergangenen Jahrzehnten fast nie ein Tätigkeitsgebiet Kinemathek gewesen war.
Natürlich ist der Rückgriff auf die Filmrolle und dessen ikonische und technische Bedeutung von erheblicher Relevanz, aber Nostalgie ist kein guter Ratgeber, wenn der erste Ansatz der Rückgriff auf das Originalnegativ sein sollte, im Zweifelsfall das Interpositiv mit der integralen Lichtbestimmung und nur im Notfall, in welchem von - zu englisch - master-Materialien nichts mehr vorhanden wäre (was man so gut wie ausschließen könnte), auch einmal auf eine Filmkopie zurückgegriffen wird zur Orientierung.
Letztlich aber es ist die Unabhängigkeit des Lichtbestimmers, der hierzu autonom zu arbeiten hätte, und dessen neu lichtbestimmte Erstkopie vom Originalnegativ -!zuallerletzt jedoch die Orientierung an Theaterkopien.
Dementsprechend verwunderten auch die auf Bildschirmen gezeigten Abstufungen eines neuen Gradings, zu welchen einer der beiden Kuratoren ausführte, dies sei zu kalt, zu warm, zu blau, zu grün oder rot, und dann den "richtigen" Ausschnitt wählte.
Man fragte sich in diesem Moment, ob man seine Ohren trauen dürfe, weil dabei ein monochrom-blaues Bild herauskam, während die "zu warme" Variante, welche in Wahrheit absolut neutral und ausgeglichen war, lapidar verworfen wurde.
Überzeugender dann verschiedene Restaurationsfahrpläne für die Inventarisierung der verschiedenen Versionen und beschädigten Fassungen anhand von Wandgrafiken, die in der Systematik einer Matrix bereits im analogen Zeitalter sinnvolle Zuordnungen möglich werden liess.
Ausgestellt waren fernerhin ein Negativabziehtisch, eine 35mm Filmkamera der 20er Jahre, ein Tisch mit Klebematerial und ein laufender 16mm Kofferprojektor mit Endlosschleife (für eine 35mm Demonstration Zeit die Zeit oder der Etat nicht gereicht zu haben).
Völliges Fehlen dagegen ein Ausstellungsmodell aus einem Filmkopierwerk oder aus der neueren Postproduktion. Entsprechend auch das Fehlen von Filmfachleuten, die die Praxis ist Filmrestaurierung vor Ort hätten demonstrieren können.
So nimmt es kein Wunder, dass auch seitens des Hauses deklariert wurde, dass die eigentliche Filmbearbeitung und Restaurierung an Fachfirmen ausgelagert würde.
Was Wunder nimmt, da bereits auch diese Institutionen sich als einer der ersten Filmscanner angeschafft hatte.
Letztlich konnte mit dieser Veranstaltung und Ausstellung durchaus ein Einblick gewährt werden, die mögliche Tiefe der filmtechnischen Bearbeitungsgeschichte durch einschlägige Kapazitäten mit jahrzehntelanger Erfahrung fehlt indessen, weil es zur Politik des Hauses seit Jahrzehnten gehört, derart arrivierte Fachleute im modernen Ausschreibungsprofil nicht länger zu berücksichtigen.