Sehr euphorische Anmerkungen eines affirmativ reflektierenden Filmkritikers, welcher der Rolle der Kritik kaum gerecht wird.
Weder ist die Bildwand des Berliner Zoo Palastes, Austragungsort der Deutschlandpremiere, sonderlich groß (im Vergleich zum einst benachbarten Royal Palast mit 32 Meter Bildbreite und 120 Grad Krümmung - dreifach größer), noch kann man dem 3D-Verfahren ein "zu realistisches" High Frequence Rate vorwerfen, wie in dieser youtube Kritik anklingt.
Entweder ein bildgebendes Verfahren ist fortgeschritten, einwandfrei oder an an einer realistischen Wiedergabe orientiert oder es ist fehlerhaft und stagnativ, ist zu entgegnen.
Dieses Verfahren sah nicht per se realistisch und plastisch aus, wie behauptet, und die Wahrnehmung über die passive 3D Brille ist eher ein Störfaktor, ebenso der Kontrastverlust im Vergleich zum "richtigen Film" (derzeit nur in 2D).
Der kolportierte Szenenapplaus während der Deutschlandpremiere hat nur einmal stattgefunden, als sich das Publikum delektierte an einer Verstümmelung (abgehackter Arm): nicht sonderlich filigran in der Inszenierung, mehr ein Schenkelklatscher.
Wie beim Vorgängerfilm bewegt sich die Bildkomposition aber auch stark am Rande der Kitsch-Fabrikation, Walt Disney nicht fernstehend.
Die weiter avancierten dramaturgischen Bezüge sind zwar auffällig, aber ebenfalls nach dem Reißbrett geplant: exakt kalkuliert nach den Regeln des blockbusters seit "Star Wars" oder "Lord of the Rings".
Künstlerische Avantgarde, formale oder dramaturgische Risiken und Provokationen gibt es in solchen Projekten nicht, am wenigsten bei James Cameron.
Auch die Bildkomposition (diesmal Format 2,4 zu 1 festgelegt als intended aspect ratio) ist wieder etwas klassischer und weniger unbeholfen als im ersten Teil: bleibt aber ganz klar im Muster von 50er und 60er Jahre-Klassikern verhaftet - also ein repetitives Element, aber immerhin ein professionalisierter Versuch und somit in Kadrage und misé en scène kein Neuland.
Der Euphorie muss widersprochen werden, ohne deswegen dieses Sequel zu verdammen.
Es fehlt dieser Kritik filmwissenschaftliche und filmhistorische Tiefe.
Der "erfolgreichste Film aller Zeiten" ist - leidenschaftslos betrachtet - außerdem nicht "Avatar", sondern "Gone with the Wind".