Zitat von: A-Cinema am 06.08.24, 19:19Also wenn ich das gedanklich ausreize, dann könnte die USA von Deutschland aus Mittelstreckenraketen starten, das Opfer eines Gegenschlages wäre Deutschland.
Schon bisschen komisch.
Das war bereits Fokus der Auseinandersetzungen 1981 zur NATO-"Nachrüstung", was sich heute gegen ein politisch längst gedrehtes, kapitalistisches Russland wiederholt.
Den Einsatzbefehl über Kernwaffen haben ausschließlich US-Amerikaner, und Europäer haben ihnen zu vertrauen.
Insofern gilt das (1945 noch notwendige) Besatzungsrecht weiterhin, und ich habe daher seit 1991 keine Minute an eine friedliche Entwicklung geglaubt.
Auch Altkanzler Schmidt unterwarf sich dem US-Oberbefehl, wie sein politischer Wegbegleiter Dohnanyi noch heute mit Entsetzen zitiert:
Somit gibt es eine völlige Konfusion politischer Bewegungen, und die Widersprüche fliegen einem nur so um die Ohren. Auch dem Verstorbenen Altkanzler Schmidt und seinem Vorgänger Brandt.
Meine Auffassung ist allerdings nicht repräsentativ und befindet sich zwischen allen Stühlen:
Unter der verkrustet-autoritären SED-Bürokratie wäre ich vermutlich auch in Bautzen gelandet - nur war ich aber nicht Burger in der DDR, sondern anderweitig aktiv. Bei kaum anderen Jugendlichen wohl gab es beim Übertritt an der Transitgrenze so viele Leibesvisitationen durch Grenzbeamte der Grenzpolizei: man dachte wohl, ich hätte Schriften dabei?
Mit Durchsetzung des NATO-Doppelbeschlusses wuchsen meine Zweifel an der Niederringung des DDR-Revisionismus: denn entspannungspolitische Signale wie auch Vorschläge zur Abrüstung wurden selbst von einer erstarrten Nomenklatura der SED noch verteidigt, und sie hatten in diesem Punkt rundum recht. Der Wille zum Erhalt des Friedens war nicht mehr widerlegbar (das Gegenteil vom heutigen Abenteurertum sogenannter liberaler Staaten).
Als dann aus Leipzig auch 'Helmut-Rufe' durch die Medien schallten, wurde ich zum Gegner einer solchen Einheit und bin es bis heute geblieben. Die Kritik am damaligen Systemwechsel durch Gysi und Wagenknecht halte ich noch immer für richtig: beide tönen heute anders, da mit dem Verkünden von Wahrheiten in der heutigen Wählerschaft bei jüngeren Leuten, die überwiegend geschichtsblind sind, keine Stimmen zu holen sind.
Bei Frau Wagenknecht freute man sich über die Einsichten zur sinnlosen Corona-Politik ebenso wie zur Ukraine-Politik. Falls sie Anhänger der AfD des Besseren überzeugt und in ein anderes Lager zurückholt, wäre auch dies eine beachtliche Leistung.
Sie ist aber nicht wirklich mit der Arbeiterklasse oder prekären Klassen verwachsen und verleugnet die Existenz jahrhundertelanger Klassenkämpfe.
Die NATO will sie nicht abschaffen, sondern lediglich reformieren, den Großkapitalismus ebenso, und mittlerweile scheint sie der SPD Schumachers und dem Godesberger Programm nachzueifern, woran sie nach der SPD unzweifelhaft scheitern wird.
Politische Veränderungen werden wohl erst von heutigen Jugendlichen in Zukunft, falls sie sich in diese Richtung entwickeln, durchgefochten werden können, bedauerlicherweise nicht mehr von Frau Wagenknecht.
Selbst in möglichen Koalitionen mit großen Volksparteien wird sie keinerlei Änderungen bewirken können - dazu ist das politische Klima zu debil und durch einen Extremismus der Mitte zementiert, auf Jahre hinaus.
Mögen ihre Analysen fast ausnahmslos zutreffen (worin sie fast die einzige öffentlich bekannte Politikerin ist), fallen ihre Lösungsansätze jedoch meilenweit hinter Notwendigem zurück.
Als kleinstes aller Übel kann man sie aber trotzdem wählen, um zumindest den Widerstand gegen die Kriegspolitik zu stärken.