22. Mai, 11:00 Uhr im Centrum Panorama Varnsdorf (während des dortigen jährlichen Panorama-Festivals):
PLAY TIME (F 1966-67. Mise-en-scène: Jacques Tati))
Review:"To shoot the film, Tati's choice to use 70mm panoramic stock could not have been more appropriate, more so than any other Tati picture, which were all shot in a box-like aspect ratio of 1:1.33. While the wider strip of film allowed for a greater sense of detail within the frame, the director's choice was impelled by a desire to implement a rectangular widescreen format, since his other films has all been presented in the square 35mm standard of the era. Larger format film stock, especially 70mm, was usually reserved for larger-than-life box-office spectacles filled with grandiose imagery and crowd-pleasing adventure, such as Ben-Hur (1959) or Lawrence of Arabia (1962). Today, finding a movie theater with a 70mm projector capable of capturing its full visual bounty is rarer still. However, Tati described his implementation as follows: "What I find extraordinary is that the device allows the viewer to have a fuller appreciation of a mere pin dropping in a large empty room." And so, Tati's use of the frame does not direct the viewer toward the action as Hollywood spectacles do; rather, he carefully avoids close-ups, which he dreaded, and presents a whole environment onscreen in which the purpose of the scene is not emphasized or visually underlined. Our eyes are meant to explore, to regard the frame's inhabitants and take note of the countless little scenarios and gags that Tati has dreamed up for us. Such a methodology remains unique in cinema and a testament to Tati's art, and his ongoing pursuit to help his audiences identify the comic delights of everyday life.
Bildquelle: https://cinemontage.org/jacques-tatis-playtime/In a sense, Tati's film would most closely resemble Charles Chaplin's Modern Times (1938), in that both films present modern industrial and technological amenities through satire. "
Die Detailliertheit, reliefartige Wirkung und Tondynamik ging in einer 2000 analog in Frankreich restaurierten 70mm-Fassung verloren.
Nach anfänglicher Euophorie, denn mit einer Nachkopierung ließen sich immerhin unverblasstere Farben zum Vorschein heben, konnte ein Verständnis dafür geweckt werden, daß die brillante Frontmischung des alten 6-Kanal-Magnettons in seiner Dynamik, Balance und Präsenz durch die neue DTS-Mischung weitergehend eingeebnet worden war: eher flach, ohne gesättigte Bässe und klare Höhen verlor sich die Dreidimensionalität des Raumklangs der 1960er Jahre.
Auch durch die Bildumkopierung über ein neues Interpositiv zum 65mm-Duplikatnegativ und letztlich in vierter Generation zum Originalnegativ hatten Bildschärfe und Auflösung gelitten.
Was zudem an (tendentiell ungesättigter) Farbe in der restaurierten 70mm-Version in Erscheinung trat, waren nirgendwo mehr die Eastman-Color-Farben der Premierenzeit von 1967/68. (Die Grundabstimmung zweier von mir mehrmals angeschauter 70mm-Neukopien war entweder grün-blau-grün oder blau-grün-blau entgleist, selbst das Schwarz war flau und verfärbt. Man hätte mehr erwarten können.) Sämtliche Spekulationen übrigens über eine Graustimmung des Films, die sich in den letzten 30 Jahren breitmachten, etwas via Filter bei der Aufnahme oder in der Filmkopierung sei ein grauer oder monotoner, gar ein entsättigter Look bezweckt gewesen (selbst Sophie Tatichef deutete hier etwas an), konnte jedenfalls meinerseits an keinem Punkt nachvollzogen werden. Die Originalfarben des Film müssen (nicht unähnlich der Weltraum-Odyssee von 1968) als sehr angenehm gesättigten Eastman Color erinnert werden: strikt neutral abgestimmt ohne Filterungen und Entsättigungen. Sofern in PLAY TIME Szenen mit starker Dominanz von Grautönen beeindrucken, sind sie auf monochrome Einfärbungen des Dekors zurückzuführen - niemals hätte dabei aber die normal gesättigten Hauttöne gelitten, wie in allen Versionen der letzten 30 Jahre zu beklagen wäre. (Vgl. auch das oben eingestellte Bild in all seiner Entstellung).
Der (mittlerweile verstorbene) Direktor der Viennale, Hans Hursch, wollte 2016 anhand einer Altfilm- und Archivkopie einigen Aspekten nachspüren, die man ansatzweise noch erahnen konnte. So kam es zum Einsatz der gefadeten Erstaufführungskopie der internationale Fassung von 1968.
Die Unterschiede und Verwerfungen wurden vor dem Publikum kurz erläutert, und einige, die den Film mehrmals gesehen hatten, fanden einige Aspekte der Altfassung besser im Rahmen einer 70mm-Diskussion.
Man sollte aber anerkennen und akzeptieren, daß für ein normales Publikum ein Film in Zersetzungszuständen stets schwer vermittelbar ist, und daß der einfache Unterhaltungs-Wunsch dem Veranstalter Kompromisse aufzwingt, ihn zum Einsatz generell neuer Fassungen zwingt.
Außerdem gibt es die Flucht des heutigen Publikums aus den vorderen Reihen in den hinteren Teil des Kinoparketts: von dort aus obsiegt das Sicherheitsgefühle, aus dem Winkel eines häuslichen TV-Betrachtung die nötige Distanz und Übersicht zurückzugewinnen. Mit anderen Worten: im hinteren Parkett-Teil bis jeder Film ausreichend scharf: der eine Film sieht aus wie der andere.
(Für Diejenigen, welche auch 2022 wieder das Festival im Centrum Panorama besuchen, könnte man anbieten, bei diesem Titel sich in das vordere Saal-Drittel, also recht nah an die Großbildwand, zu setzten, um ein wenig von der alten 70mm-Stimmung zu verspüren. >>>
http://www.centrumpanorama.cz/cz/panorama-weekend-2022.html)