"Ben Hur" (1959).
Verkleinerungskopie von 65 mm.
Gedupte Vorführkopie auf 35mm mit deutschen Untertiteln.
15 4.21, 13:00 Uhr, Schauburg, Karlsruhe.
De facto handelt es sich um eine der fragwùrdigsten Fassungen, welche die Kopierwerks-Geschichte aufzubieten hat: stark unausgeglichene Lichtbestimmung, all zu grobes Korn, zu steiler Kontrasf, etwa um 30 % beschnittenes Bildformat, mangelnde Schärfe, in Sprach-Direktionalität zurückgenommener Stereoton.
Werbetext des Hauses:
"William Wyler setzte 1959 mit seiner Verfilmung des Romanklassikers ,,Ben Hur" in vielerlei Hinsicht neue Maßstäbe. Die menschlichen Mühen, die hinter diesem Monumentalfilm stehen, lassen sich von der schweißglänzenden Stirn seines Hauptdarstellers ablesen. Das Werk unterstützt seine zutiefst christliche Botschaft durch eine atemberaubende Bilderschau und erhabene musikalische Klänge. Selten gab es eine ähnlich kunstvolle Verstrickung von Historiendrama und Mythos, die uns in den abenteuerlichen Strom vergangener Zeiten reißt und von den Geschehnissen berauscht wieder auftauchen lässt. Ein Gigant von einem Film. (Jonas Göken)".
Normalerweise hält man sich aus anderer Leute Angelegenheiten heraus, aber wenn man sieht, wie Lieblingsfilme, die man ja hat, vermarktet und offeriert werden, tut es weh.
Selber betrifft es einen zwar nicht mehr substanziell, denn man hat den Film von anno dazumal in guter Erinnerung, aber man leidet eben für Andere, und Andere oder Nachwachsende haben so etwas m. E. nicht verdient.
Was ist der Kern einer solchen Veranstaltung?
- das Zitieren von production values?
- die Monstranz einer Umkopierung von vor 20 Jahren?
- christliche Wertevermittlung im Sinne des American way of life?
- Historiendrama und Mythos?
- SR.D-Ton?
- gröbstes Korn und sprunghafte Licht-Bestimmung?
Es ist stets auffällig, wenn Kinos ihr Marketing über Verantwortlichkeit gegenüber der Filmgeschichte stellen, mit Superlativen werben, die dann in der umgesetzten Veranstaltung nicht mehr zum Tragen kommen.
Die Alternative wäre gewesen: Einsatz einer 70mm-Kopie, wie auch auf anderen europäischen Festivals möglich, oder in der Ermangelung einer solchen Fassung: Spielen einer 35mm-Technicolor-Fassung.