Indiana Jones und das Rad des Schicksals

Begonnen von Filmgärtner, 13.02.23, 07:07

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26.06.23, 08:45 #2 Letzte Bearbeitung: 04.07.23, 17:41 von DCI sr.
Deutschland-Premiere im Zoopalast:


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04.07.23, 08:21 #4 Letzte Bearbeitung: 04.07.23, 17:37 von DCI sr.
Mit fast 300 Millionen Produktionskosten und 100 Millionen Werbekosten einer der teuersten Produktionen überhaupt.
Der Schwerpunkt liegt auf einer Weiterentwicklung der Charaktere, die  in den leichtgewichtigeren Vorgängerfilmen der 80er Jahre weniger ausgefeilt waren als in den die Genre- und Literaturgeschichte destillierenden/ausplündernden Blockbuster-Produktionen.

Auch die Bildsprache ist zurückhaltender gegenüber den frecheren, an die Einstellungsgrößen von Comics gemahnenden Kadragen der Spielberg-Filme, die man sich 2023 nicht mehr getraute, zu imitieren, obwohl das Ganze natürlich eine Reminiszenz an den Originalstil bleibt - denn auch Lucas und Spielberg werden immer noch als executive producers genannt.

Die große Auftaktsequenz mit N azi-Schloss und N azi-Zug simuliert noch am stärksten die Running Gags und chargenhaften Scharmützel der 1980er Jahre, spart aber an den fiebrig vorwärtstreibenden Großaufnahmen oder Naheinstellungen von Gesichtern und Objekten und komödiantisch herausgearbeiteten Vehikeln und Accessoires der frühen Filme.
Im Umschnitt auf die 1960er Jahre kommen neue Charakterzeichnungen der Hauptfigur zum Tragen, die sich nicht dem Zeitgeist anpassen mag und ein leicht eigenbrötlerisches Dasein fristet (auch auf Wunsch des Hauptdarstellers Harrison Ford in diese Richtung konzipiert, mit einigen anekdotischen Anklängen an den Irrtum des Vietnamkrieges und Praktiken des Raubtierkapitalismus).
https://www.turn-on.de/article/ok-praesentiert-ersten-qled-tv-google-tv-viele-features-fuer-wenig-geld-651577

Schier unlösbarer Spagat: die Balance zwischen einer ernstzunehmenden Charakterstudie einerseits und andererseits dem Thrill der Achterbahnfahrten der früheren Schaufilme mit 1980er Jahre herzustellen. Dies bleibt aber ein per se interessanter Ansatz, dem jedoch selbst die ursprünglichen Filmemacher nicht gewachsen gewesen wären - auch nicht der jetzige Regisseur Mangold, welcher seine dramatischen Ansätze stets an der Oberfläche abperlen lässt.

Die Filmmusik von John Williams kann hierbei noch als bodenständigstes Kontinuum angehört werden: überwiegend neue Kompositionen und an einigen Stellen von einem Arrangeur mit früheren Leitmotiven kompiliert.

Wie schon in "Indiana Jones und der Kristallschädel" offenbart sich neuerlich beim "Rad des Schicksals" ein Bruch mit dem Look der ersten drei Filme, die durch den ausgefeilten und naturalistischen Kamerastil von Douglas Slocombe markiert waren. Allerdings vermeidet man zum Glück den impressionistischen und verflachten Bildstil von Janusz Kaminski im letzten Sequel ("Kristallschädel") und bietet von allen Filmen der Reihe das ausgefeilteste Production Design mit Hilfe verstärkten Einsatzes digitaler tools (dem entgegen "Mission Impossible" und Christopher Nolan-Filme wieder das analog-authentische zu restituieren trachten).

Bedauerlich ist die Entscheidung zu einem desaturierten, bräunlich gefärbten Patina-Look des neuesten Films, ärgerlicherweise auch mit mangelhaft beleuchteten Szenen (die Schatten laufen zeichnungsfrei zu) gehäuft, was einem jeden Ausstattungsfilm seine Wirkung raubt, also die Aufmerksamkeitsspanne das Publikums nicht adäquat ausreizt.

Der Film verabschiedet sich mit einem Match Cut auf den Hut der Hauptfigur und einer Stummfilmblende: eine schöne Idee, aber von der Regie nicht zündend umgesetzt: wesentlich wirksamer war hier vor 42 Jahren die Schlusseinstellung von Spielbergs/Lucas' "Raiders of the lost ark" auf eine Halle zigtausender verschlossener Kisten, in denen man künftig die Bundeslade zu suchen hätte.

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In den Charts in Europa und USA die Nummer eins, werden derzeit dennoch nicht die erforderlichen Zahlen nicht erreicht, um in die Gewinnzone zu gelangen, wobei der amerikanische Kinosommer von einer Blockbustermüdigkeit der Zuschauer geprägt sein soll.

Apache Apache

Bis auf diese recht schwache Tonmischung stimmt alles bei diesem Film. Kann jedoch trotz unkomprimiertem Digitalton nicht mit den ersten drei Teilen mithalten vom Ton. Teil vier ging so von der Tonmischung bot aber nicht das Bild wie die ersten drei Teile obwohl gerdreht auf chemischen Film. Das selbe gilt bildlich auch dem letzten Teil.

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Der Bildbeurteilung stimme ich zu.
Hinsichtlich Tonqualität war das besuchte Kino so unterirdisch ausgestattet (womit auch immer), dass eigentlich fast nichts ankam, nicht einmal Sprachverständlichkeit.

Erfreulich, dass jetzt auch ältere Generationen noch Superhelden-Rollen spielen dürfen - synchron zur Altersverschiebung der derzeitigen Zuschauerschichten.

Apache Apache

Und welches Kino war es dort in Berlin etwa der Zoopalast? Wo ich den sah ist die Tonanlage schon gut eingestellt nur lag es an dieser leblosen Tonmischung des Films. Auf jedem einzelnen Tonkanal gleich und ohne Volumen. Gesehen im Stage Eight des UFA Palast in Düsseldorf.


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Das Genre wird gerade durch das kieler medienwissenschaftliche Institut beleuchtet:

https://filmlexikon.uni-kiel.de/doku.php/a:archaologenimfilm-8865

Der letzte Indiana Jones-Film hinwiederum hat seine kommerziellen Erwartungen nicht erfüllt, und angeblich wackelt bereits der Stuhl der Studio-Chefin.
Man gibt der neuen Wokeness die Schuld, aber ich gebe ausnahmsweise der schlechten Bildqualität die Schuld und halte den vierten Teil mit dem Kristallschädel für den künstlerischen Tiefpunkt der Serie.

Apache Apache

Zitat von: DCI sr. am 05.07.23, 16:55Hinsichtlich Tonqualität war das besuchte Kino so unterirdisch ausgestattet (womit auch immer), dass eigentlich fast nichts ankam, nicht einmal Sprachverständlichkeit.

Das kommt dann wohl davon wenn man Lautsprecher in einem Kino installiert welche nicht in der Lage sind einen perfekten Filmton abzuliefern im Saal. Oder die Einmessung der Tonanlage stimmte nicht in deinem besuchten Kino.

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Das Rad das Schicksals hätte beinahe die Darsteller des ersten Teils überrollt:

https://www.filmstarts.de/nachrichten/1000039226.html?dicbo=v2-VNUvLph