Am schnellsten haben AG Kino und HDF auf eine politische Weltkrise reagiert, dabei einen Spendenpool eingerichtet, allerdings auf "gängige Ware" zurückgegriffen.
Der HDF ist stolz darauf, "Klitschko" von 2014 einzusetzen (im Filmvorführerforum von @balu annonciert und im HDF-Forum zuvor bekannt gegeben). Die AG Kino bringt "Majdan" aus dem gleichen Jahr zurück auf die Bildwand (im Filmvorführerforum von @showmanship annonciert):
https://grandfilm.de/maidan/Historische Programmbeiträge könnten Zusammenhänge erhellen, Ursachen und Folgen nachskizzieren.
Genau diese Fragestellungen sind in den Hype-fixierten Medien kaum zu finden - spiegelbildlich auch nicht in der Kinolandschaft.
Das Primärziel der Flüchtlingshilfe sieht vor, zu diesem nützlichen Zweck auch ein Programm anzubieten, nach dessen Konsumption die Spendenhilfe angekurbelt werden kann.
Aber sind die bisher eingestreuten Beiträge "Der grosse Dikator", "Klitschko" und "Majdan" auch geeignet, ganz konkrete politische Entwicklungen in der Ukraine der letzten Jahre zu durchleuchten, gar von mehreren Seiten zu erhellen?
Ich fürchte, nein.
"Klitschko" ist eine Doku über die beiden Sportlegenden
https://www.kino-hilft-ukraine.de/, verschafft aber keinen Einblick in die politischen Positionen und Auswirkungen der von Vitali Klitschko gegründeten Partei "Ukrainische Demokratische Alllianz für Reformen" - auch nach seit 2014. Deren Koketterie mit Nazi-Militionären wie die ASOF (Hauptsache, man findet Verbündete gegen jegliche russische Beteiligung an der Ukraine?) hat zur weiteren Spaltung der Ukraine nachhaltig beigetragen.
"Majdan" zeigt zunächst die hoffnungsvollen Anfänge einer Graswurzelbewegung gegen den korrupten Präsidenten Janukowitsch, nicht aber deren Umschlag in eine Phalanx aus neofaschistischer Regierungsbeteiligung mit der "Svoboda"-Partei und der Revolutionsführung durch den "Rechten Sektors", wie eben auch durch CIA-gesteuerte Finanzierung inklusive einer stillschweigenden, indirekten NATO-Osterweiterung mit den Folgen der jetzt entbrannten Kriege.
Die größte Sendeanstalt Deutschlands, die ARD, erinnerte an das Umkippen des Majdan in eine unerwartete, aber gut vorbereitete Richtung - dies als Empfehlung zur Programmergänzung in den oben bezeichneten Spielstätten:
https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2014/Putsch-in-Kiew-Welche-Rolle-spielen-die-Faschisten,ukraine357.htmlNeben den Majdan-Kundgebungen gab es allerdings auch den Anti-Majdan, ebenfalls eine Graswurzelbewegung, jedoch in der Ostukraine zu finden:
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/majdan-und-anti-majdanhttps://www.unsere-zeit.de/krieg-drohungen-kursgewinne-166475/Diese Transformation ursprünglich berechtigten Protests, die partielle Nazifizierung, eine Verbot der Russischen Sprache, der Aggressionskurs Kiews gegenüber Unabhängigkeitsbestrebungen in der Ostukratine und die Vision eines NATO-Bündnisses (dann irgendwann auch mit Mittelstreckenraketen direkt in der Haustür Russlands, wie der russische Staatspräsident monierte) haben die Ukraine zum Schlachtfeld der Großmächte werden lassen.
Da auch die Idee eine entmilitarisierten Zone und einer Neutralität der Ukraine seitens der Zentralregierung in Kiew torpediert wurde, stattdessen Bombardements und Vertreibungen in der Ostukraine gefördert wurden, kann weder von einer einheitlichen Ukraine, von einem einheitlichen ukrainischen Widerstand noch von politische Helden gesprochen werden, die es soweit haben kommen lassen.
Wiewohl angesichts der Souveränitätsverletzung eines Staates der überfallene Part Sympathien genießt - auch in der Sympathie für "David gegen Goliath" in klassischer Manier - kommt es hierbei zu einer Glorifizierung des Majdan und der Klitschkos, deren Sieg und Regierungsübernahme 2014 leider zu keinen Lösungen zur Befriedung der Ukraine geführt hatte - so ehrlich sollte man doch sein.
Letztens wirkt auch der Rückgriff auf Chaplins "Der grosse Diktator" seitens der AG-Kino unbeholfen und unkonkret, lassen sich doch Ingredienzien Hitlers überall finden und projizieren, man verschafft sich dabei selbst den Status des "Gutmenschen" der sich unscharf von allem Bösen abhebt - aber eine Politikanalyse und Lösungskonzepte werden damit nicht angedeutet.
Ebenso könnte man nach einem Erdbeben oder einer Überflutung die Katastrophenfilme "Twister", "San Fransisco" oder "Erdbeben" ins Programm nehmen, um auf einer Gefühlswelle mitzureiten, hätte damit aber mehr Nähe zum Geschehen erkennen lassen als den Direktvergleich Hitlers mit Putin, der bestenfalls karikatureskes Niveau einnimmt. (Denn es fehlt ja konkret der Vergleich mit der Rassenpolitik, Judenverfolgung, Ausrottung des slawischen Völker, Errichtung von Arier-Staaten und den 1945 erreichten 4 Millionen wahllos umgebrachten Ukrainer durch die Wehrmacht. Weshalb die Erinnerung an Klimovs "Komm' und sieh" das Verständnisdifferential erweitern hilft, um der derzeit grassierenden Schwarzweiss-Malerei nicht auf den Laim zu gehen).
Nach Einführung von Berufsverboten für prominente Künstlergruppen
https://www.n-tv.de/leute/Staatsoper-trennt-sich-von-Anna-Netrebko-article23165318.html ,
https://www.br-klassik.de/gergiev-dirigent-muenchner-philharmoniker-reiter-ukraine-krieg-trennung-100.html oder der Absagen der Übertragung des Bolschoi-Balletts (mit wenigen Ausnahmen wie etwa in Düsseldorf:
https://filmkunstkinos.de/specials/bolschoi-ballett-saison-2021-22/ ), aber auch folgender Repressionen in Moskau, wonach das Bolschoi-Ballett nicht länger mit ausländischen Produktionsbeteiligten, etwa aus Frankreich, kooperieren solle, wurden der Kunst als höchster Sprache der Diplomatie die Federn gestutzt zugunsten des Schwenken der ukrainischen Fahne nähere Beschreibung,